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 Forum Index —› Deutschland —› Dresden
 


Autor Mitteilung
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 23:52 - 29.09.2004

@tobse

Ich wollte Sie natürlich keinesfalls belehren, wie käme ich dazu. Wenn Sie das irgendwie zwischen den Zeilen gelesen haben, so lag das nicht in meiner Absicht...

Aber mal Hand aufs Herz: Wie sieht denn der konsequente Weg aus, den man Ihrer Ansicht nach beschreiten soll?
Wie soll man das ganze professionell betrachten?

Alles so weiterlaufen lassen, wie bisher?
Ich bin jetzt mal ein wenig polemisch und weise da nur auf den Ausspruch Walter Scheels im Jahre 1975 hin, also vor genau 29 (!!) Jahren:

"In Deutschland ist nach dem Kriege mehr schutzwürdiges zerstört worden als während des Krieges."

(Anlass war damals das Europäische Jahr des Architekturerbes 1975, wie Ihnen ja gewiss bekannt ist.)

Da war ich gerade mal vier Jahre alt, Sie mitten im Studium und danach schwappte doch noch mal eine richtig große Abbruchwelle über Deutschlands baugeschichtliches Gedächtnis... Also weiter wie bisher?

Zumindest am Beispiel Nürnberg kann ich Ihnen nach Scheels obiger Rede eine Fülle von Gebäudeabrissen aufzählen und in anderen deutschen Städten war das nicht anders...

Und wo stehen wir heute? Wie ist es heute um unser bauliches Erbe bestellt, vorausgesetzt wir messen uns nicht an uns selbst, sondern erinnern uns an unseren letzten Urlaub in der Toscana oder der Provence?
Wo ehemals 400/500 Jahre alte Gebäude standen, sind manchmal nur noch Autostellplätze, Strassen werden erst autogerecht verbreitert, angrenzende Objekte abgerissen, 10 Jahre später verbannt man die Autos wieder aus den Innenstädten und wandelt den Rest in Fussgängerzonen um...

Wie ist das Gefühl, wenn wir uns dem internationalen Vergleich stellen?

Gut, wir haben einige Klein- und Mittelstädte, die diesem Wirken wiederstanden haben, ich denke z.B. an Bamberg, Göttingen, Görlitz usw. Wir haben einige Denkmalsolitäre in Großstädten, aber ansonsten sehe ich im Vergleich zu Italien, Frankreich, Spanien oder UK nur trostlose, traurige Reste von einstmals unglaublich schönen, gewachsenen Stadtgebilden.
Es bleibt ein schaler Geschmack, oder?

Deutschlands Architektur hat in den letzten 60 Jahren eine in der Geschichte beispiellose Verwüstung hinnehmen müssen, das Füllmaterial zwischen wiederhergestellten Solitären fehlt meist gänzlich, ganze Ensembles wurden doch nur in Ausnahmen wiederhergestellt.

Kurz: Es erinnert derzeit eigentlich fast nichts mehr an die Städte vor 1945.

Gut, das ist die Vergangenheit - lassen wir sie schleunigst hinter uns... aber bewirkt haben die althergebrachten Rezepte doch nur wenig:
Das Füllmaterial, die Ensembles, die alten Marktplätze als Zentren, oft über Jahrhunderte unverändert, wie am Beispiel Nürnberg, fehlen schmerzlich...

Wenn also so ein Versuch gestartet wird, im Bereich Neumarkt ganze Ensembles zu rekonstruieren, kann man das nur als ersten, wenngleich winzigen Schritt in die richtige Richtung werten.

Deswegen die Frage an Sie: Welchen Weg sollte man konsequent anders gehen, damit sich die Mühe lohnt?

Und eine Bitte: Meine Frage ist ernsthaft gestellt und keine Polemik, also ich für meinen Teil suche wirklich nach geistigen Impulsen in dieser Richtung...

Beste Grüße aus Nürnberg (nach München?)
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 00:35 - 30.09.2004

Immerhin gibt es einen halben Grund sich zu freuen. Wie heute in der DNN zu lesen ist, wird wohl nächstes Jahr eines der beiden Hochhäuser am Terrassenufer verschwinden:


Für 613.000 Euro soll Platte an der Elbe weichen

Für 613.000 Euro soll das Hochhaus am Terrassenufer 14 dem Erdboden gleichgemacht werden. So sieht es eine Vorlage der Verwaltung vor, die gestern im Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung beraten worden ist. Laut Vorlage soll die Sächsische Aufbaubank (SAB) das Vorhaben aus dem Programm Stadtumbau-Ost mit exakt 402.000 Euro unterstützen. Quasi stündlich erwartet Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) den Fördermittelbescheid. Insgesamt seien 613.000 Euro für den Abriss veranschlagt. Die Stadt muss laut Vorlage 211.000 Euro beisteuern.

Sobald der SAB-Bescheid eintrifft, könne es ganz schnell mit dem Abriss gehen, so Feßenmayr. Spätestens im nächsten Jahr soll die Platte weichen, die nach Auskunft von Woba-Sprecher Bernd Felgentreff seit Monaten leer gezogen ist. Die Woba hat das Gebäude bislang verwaltet, wird laut Felgentreff auch den Rückbau organisieren und die Abriss-Firmen beauftragen.

Doch selbst wenn die sensible Elbe-Silhouette um die Platte bereinigt ist, wird es zunächst keinen Neubau geben. "Es handelt sich hier noch um vorläufiges Überschwemmungsgebiet", erklärt Feßenmayr. Dieser Status verhindere Neubauten. Erst wenn das Hochwasserschutzkonzept endgültig umgesetzt sei, könne neu gebaut werden.

Vorübergehend wird sich der Nachbar über den Abriss der Platte freuen, weil er den Blick über die Stadt frei gibt. Im Hochhaus am Terrassenufer 12 ist ein Hotel untergebracht. Auch diese Platte sollte längst verschwunden sein. Der Betreibervertrag für die Trapp AG, der im Jahr 1993 unterschrieben wurde, lief zwar im letzten Jahr aus, doch der Vertrag enthielt eine Klausel über eine Verlängerung von fünf Jahren. Da die Stadt keine Entschädigungszahlungen riskieren wolle, werde das Hotel wohl schlimmstenfalls noch bis 2008 betrieben, befürchtet Feßenmayr.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 01:03 - 30.09.2004

Was könnte denn dahin kommen? Stand da mal was besonderes...?
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 14:13 - 30.09.2004

gute frage, was stand denn da?
gibt's was relevantes zu rekonstruieren oder soll man das gelände vielleicht unbebaut lassen?
Christian
Mitglied

Beiträge: 114


 

Gesendet: 14:25 - 30.09.2004

Soweit ich weiß nichts kulturhistorisch besonderes. Allerdings stellt sich die Frage nach der Bebauung dieser Gebietes nicht, vorerst nicht. Erstens aufgrund der Flutzone und zweitens wegen fehlender Investoren. Soweit ich weiß fand schon vor Jahren ein Wettbewerb zur Bebauung statt. Oberstes Ziel war die Schaffung einer prägnanten Raumkante hin zur Elbe. Also so wie dies ursprünglich in Gründerzeitlicher evtl auch Neobarocker Form vor dem Krieg bestand. Die ehemaligen Gebäude gehörten, so glaube ich zu einem großen und enorm prachtvollen Kaserenkomplex. Die vorgesehenen Neubauten gläsern, die Struktur der Blöcke in Ordnung. Ich hab das alles irgendwo stehen und Bilder existieren auch, ich werde es in nächster Zeit mal raussuchen.
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 14:59 - 30.09.2004

Stimmt, die Kaserne stand irgendwo in diesem Gebiet. Es gibt eine DVD mit alten Filmaufnahmen aus Dresden in den 30ern, gefilmt heraus aus verschiedenen Straßenbahnen. Früher fuhr mal eine Straba in die Steinstraße, die parallel zum Terrassenufer hinter dem abzureißenden Gebäude verläuft. Dort standen wirklich prunkvolle Häuser, eigentlich alles wovon man heute nur träumen kann.

Ich wäre gegen eine Bebauung dieses Gebietes. Eine gründerzeitliche Bebauung wäre eh nicht drin und ein "moderner" Kasten würde das sensible Stadtbild zerstören. Wenn es ein Investor noch nicht mal fertig bekommt auf der Brühlschen Terrasse historisch bauen zu wollen (dieses geplante Café auf dem Platz des ehemaligen Belvedere - ich glaube die Pläne liegen jetzt wieder auf Eis), dann sehe ich für das Terrassenufer schwarz! Also, lieber warten und vielleicht wird in 20 oder 30 Jahren stilistisch besser gebaut als heute.
Christian
Mitglied

Beiträge: 114


 

Gesendet: 15:15 - 30.09.2004

@Harmonica
Werde demnächst ausführlicher darüber berichten, doch habe ich eben entdeckt, dass das Pirnaische Tor nicht zum Abriss steht, selbst in den illusorischen Bebauungsplänen deiner Heimatstadt, dafür aber das gesamte Gebiet des Robotron Geländes, was allerdings sämtliche Kapazitäten der Stadt für die nächsten Jahrzehnte beanspruchen dürfte. Doch später mehr. Gruß.
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 16:35 - 30.09.2004

@ mein Namensvetter Christian

In der Zeitung wurde ab und an über ein Abriss des Pirnaischen Tores diskutiert. Umfassend saniert ist das Haus auch nicht. Die Möglichkeit eines Abrisses bestünde also - allerdings möchte ich nicht wissen, was das kosten soll, wenn schon der Abriss der Terrassenufer-Platte über 600.000 € (sind 1,2 Mio (!!) DM) kostet. Und dass Robotron verschwindet ist in naher Zukunft auch nicht sehr wahrscheinlich, da die Häuser recht gut vermietet sind und es sicher keinen Investor für dieses Grundstück gäbe. Interessant für mich wären Erklärungen zu den Modellen, die du abgebildet hast (ich kenne die irgendwo her - sind die aus dem Rathaus?). Die St. Petersburger Str. ist entweder verschwunden (Tunnel?) oder stark zurückgebaut. Letzteres wäre verkehrspolitisch eine Katastrophe. Dann finde ich dieses Gebäude rechts mit den Säulengängen interessant - hat was römisches.
Christian
Mitglied

Beiträge: 114


 

Gesendet: 00:10 - 01.10.2004

@ den anderen so Heißenden

Also du hast recht, dass die Bilder das Modell im Rathaus zeigen. Als ich dieses zum ersten Male sah fand ich es einfach nur krass, da ungefähr drei Viertel des Modells braun sind, was bedeutet, dass alles Braune noch gebaut werden soll. Weiß kennzeichnet hingegen den stehengelassenen Bestand.
Nun müssen wir leider berücksichtigen, dass diese und ähnliche Modelle der Stadt aus den Mittneunziger Jahren in einer unglaublich euphorischen und enthusiastischen Städtebauphase der Utopie erstellt wurden. Wir wissen heute, dass diese "Stadtneuausformung" nicht nur nicht wenige Jahrzehnte, sondern möglicherweise mehrere Generationen andauern wird. Die neuesten Prognosen sprechen ja von ca. 30000 in den nächsten 20 Jahren benötigten Wohnungen. Ich habe gelesen, dass diese würden sie allein im 26er Ring verbaut ca. 1/4 der Brachen wett machen würden, die sich dort befinden. Nur um die gigantischen Ausmaße deutlich zu machen. Diese Modelle sind schön und zeigen uns wohin es gehen wird bzw. soll oder auch sollte.

Auf der zweiten Abb. bspw. erkennt man den Postplatz, diese riesige hässliche und banale Brache im Herzen der Altstadt. Man kann erkennen, wie durch geschickt platzierte Bauten der Platz in drei kleinere Plätze zerschnitten wird. Darüber hinaus wird aber auch augenfällig wie schwierig die architektonische Gestaltung der z.T. sehr großen Baukörper sein wird. Das zu erkennende Schmetterlingsdach der Zentralhaltestelle soll ja ab kommenden Jahr gebaut werden. Zudem werden die Straßenbahngleise neu verlegt und z.T. wird verkehrsberuhigt. All dies sind laufende Entwicklungen und werdene Möglichkeiten und auch schon offenkundige Kritikpunkte oder Illsuionen, die man den Modellen entnehmen kann.

Dieses säulenhafte klassizistische Etwas konnte ich auch nicht deuten. Nirgends ist dazu etwas zu finden. Das Modell stellt an sich nur die Strukturen dar (in der Regel die Anordnungen von Häuserblöcken). Detailliert sind die "Blöcke" wie in diesem Falle nur wenn schon ein konkreter Entwurf vorliegt (bspw. Frauenkirche oder aber auch die DDR-Blöcke). Dennoch halte ich eine mögliche Realisierung in absehbarer Zeit und in dieser Lage für undenkbar.
Aenos
registriert

Beiträge: 8


 

Gesendet: 10:00 - 01.10.2004

Christian schrieb:
> Die neuesten Prognosen sprechen ja von ca. 30000 in den nächsten 20 Jahren benötigten Wohnungen.

Wie ist diese Prognose zustande gekommen? Schrumpft das deutsche Volk nicht vor allem in Sachsen in den nächsten 20 Jahren? Ich weiß, dass in Dresden wieder etwas mehr Kinder geboren werden und viele Sachsen vom Land in die Stadt ziehen, aber gleich so viel halte ich für sehr mutig.

Bereits heute stehen sehr viele Wohnungen in Dresden leer. Und so sehr ich es begrüße, wenn (am besten natürlich rekonstruiert) gebaut wird, so zweifle ich doch häufig am Erfolg.

--
Aenos

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