Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

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 Forum Index —› Deutschland —› Nürnbergs Wiederaufbau
 


Autor Mitteilung
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 17:48 - 16.05.2003

Es gibt auch positive Entwicklungen in Deutschland. Die umfangreichen Wiederaufbauvorhaben in Potsdam sind doch höchst erfreulich! Wer hätte gedacht, dass eines Tages das Fortunaportal und das Stadtschloss, der Stadtkanal, der Alte Markt mit dem Palast Barberini, ja sogar die von den Nazis missbrauchte Garnisonkirche wieder erstehen würden?
Weiter wurden in Potsdam in letzter Zeit die Belvederes auf dem Klausberg und auf dem Pfingsstberg sowie die Windmühle von Sanssouci wieder aufgebaut. Schloss Caputh wurde wieder zu einem Schmuckstück, ebenso das von der DDR verwüstete Schloss Paretz. Im Marmorpalais wird nach den DDR-Zerstörungen die Inneneinrichtung rekonstruiert, die zu den wertvollsten des deutschen Frühklassizismus zählt. Ähnliche umfangreiche Rekonstruktionen gibt es übrigens auch im wunderbaren Schloss Rheinsberg.
Es gibt noch viel zu tun...
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 18:30 - 16.05.2003

Für Nürnberg wäre besonders der Wiederaufbau des Pellerhauses wichtig. Mit seiner stolzen Fassade, dem phantastischen Innenhof und den prächtigen Innenräumen war es wohl das bedeutendste Renaissance-Bürgerhaus in Deutschland. Einige wertvolle Reste, auch der Inneneinrichtung, sind erhalten.
Das jetzt dort stehende belanglose Gebäude erinnert an das Hotel Rose in Hildesheim, das eine Zeit lang am Platz des rekonstruierten Knochenhaueramtshauses stand.

Auch das Toplerhaus als besonders origenelles und charakteristisches Nürnberger Bürgerhaus sollte wieder hergestellt werden.
luciensteil
Novize

Beiträge: 38


 

Gesendet: 22:12 - 16.05.2003


Hier einige Textvorschläge die ich gerne in deutsch übersetzen würde im Kontext dieses Forums und im Zusammenhang von Rekonstruktion, Tradition, etc.

1) Tradition & Modernität

http://www.plannet.com/features/traditionandmodernity.html

2) Rekonstruktion:

http://luciensteil.tripod.com/katarxis02-1/id13.html

3) Gedenken (Commemoration)

http://luciensteil.tripod.com/katarxis02-1/id18.html

4) Potsdam Alter Markt Rekonstruktion

http://luciensteil.tripod.com/katarxis02-1/id44.html

Beste Grüsse
Lucien Steil
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 03:04 - 17.05.2003

Liebes Forum,

die Anteilnahme und Reaktion eurerseits bestärkt mich, auch selbst auf dem rechten Weg zu sein, meist jedoch wie ein Fisch gegen den Strom des Zeitgeistes schwimmend (wird die Stärke des Stroms vielleicht langsam geringer?).

Ich finde es faszinierend, wie sich unsere verschiedenen Beiträge im Forum gegenseitig befruchten und wir alle von einer Erkenntnis in die andere gelangen.

Lange genug waren wir gefangen, starr auf das Geschichtsbewusstsein anderer Länder blickend, ohne gewahr zu sein, das wir selbst, mitten in Europa, diesem unruhigen, zuckenden Fortsatz der eurasischen Landmasse, überbordend an Geschichte sind.

So sehr die „dunklen Jahre“ einen Platz in unserer Rückbesinnung einfordern und verdienen, so sehr treten doch immer mehr die verbleibenden „988 Jahre“ unserer Geschichte zu Tage, drängen ans Licht, wie eine zu lange unterdrückte Wahrheit.

Die Fülle der neuen gedanklichen Anstöße, die ich durch die letzten Beiträge gewonnen habe, macht es unmöglich, alle „zu verarbeiten“ :
Als erstes großen Dank an Schlüter: Dein Lob macht mich hinsichtlich der zukünftigen Sprache meiner Postings eher verlegen; ich habe mich hier im Forum nur in die allgemeinen Gepflogenheiten einzufinden. Ihr pflegt einen Stil, den man gerne liest: profundes Fachwissen und Ernsthaftigkeit wenn es um die Sache geht, Augenzwinkern und Sprachwitz bei so manchem zeitgenössischen Erguss der sogenannten „Experten“ in Sachen Architektur.

Der Hinweis auf den Buchtitel macht einen Buchhändler um einige Euro reicher. Aber auch mir wird schon flau im Magen, wenn ich daran denke, das erste Mal die beiden Bände durchzublättern . Noch mehr Wissen um das was verloren, noch mehr Schmerz und Wehmut, noch mehr Nächte, in denen man im geistigen Auge die Häuserensembles nachvollzieht und verzweifelt mögliche Wege prüft, das alles doch irgendwie wiederzuerschaffen...

Der Schmerz muss überwunden werden, an den eigenen Taten festhalten und den Weg zielstrebig weitergehen: das ist das einzige, was uns Deutschen übrigbleibt. Denken wir an die im Chaos der Zerstörung verlorenen Stadtplaner; die ersten Techniker, die die von Planierraupen leergeräumten Flächen betraten und mit (wahrscheinlich) zitterndem Stift, die ersten Skizzen machten oder an die beherzten Bürger Dresdens, die die Reste der Frauenkirche von den anderen Trümmerbrocken unterschieden und aufbewahrten – 45 Jahre lang ohne Gewissheit über den Ausgang ihres „sinnlosen, verzweifelten Tuns“.

Vielen Dank Lucien: Ein schönes Bild von der Lorenzer Altstadt, der Teil, der auch heute noch in Relikten erhalten ist. Der Sebalder Teil, als historisch viel stärker gewachsener (und im Bild rechts nicht sichtbar), ist Vergangenheit. Aus Stadt wurde Feuer, aus Feuer Steppe, dann Genossenschaftswohnbau. Wenigstens wurde dort ebenfalls die Dachlandschaft erhalten, Grundrisse beibehalten und die Traufhöhen beachtet.

Lieber Antiquitus: Das Lob über die Altstadtfreunde werde ich direkt weitergeben. Einmal pro Jahr werden an die Vereinsmitglieder die sog. „Nürnberger Altstadtberichte“ verteilt: von Wissenschaftlichkeit geprägte Jahresschriften, die sich den unterschiedlichsten Stadtbesonderheiten widmen. Ich brenne förmlich darauf, einige Beiträge hier einzustellen und diese mit euch, sofern es in euerem Sinne ist, zu diskutieren.
(Vorher möchte ich aber noch mal mit dem Verein über den Ablauf sprechen.)

Darunter ist auch der hervorragende Artikel „Vergangenheitsbewältigung in der Altstadt“.
Dr. Mulzer, der sich wie wenige andere (Schmeissner, Lincke) um das gegenwärtigen Stadtbild Nürnbergs verdient gemacht hat und eng mit ihm verwoben ist, liefert eine beeindruckende Rückschau auf die 50er bis 70er Jahre Wiederaufbau in Nürnberg.
Zwar lassen sich natürlich die Strassen- und Häusernamen nicht auf andere Städte übertragen, Parallelen bezüglich Ignoranz der Verantwortlichen und Hilflosigkeit der Bürger ohne Organisation können trotzdem überall gezogen werden.

Da die Beiträge im allgemeinen mit Literaturangaben bis zu 40/50 Seiten umfassen und z.T. verwunschen-märchenhaftschöne Bilder beinhalten, überlege ich derzeit noch, wie ich sie im Forum am komfortabelsten zugänglich machen könnte. Vielleicht habt ihr einen Tipp für mich.
Über die Nürnberger Gerberhäuser (darunter das Haus Hintere Ledergasse 43) wird in der jüngsten Ausgabe berichtet. Der erste Beitrag im Forum könnte vielleicht direkt die Gerberhäuser Nürnbergs behandeln, denn gerade die von Dir angesprochenen Balkone bergen einiges an erwähnenswerten Eigentümlichkeiten...

Auch meiner Meinung nach bewirken nur die Bürger wirklich etwas: wir kennen alle die politischen Mechanismen und Rücksichtnahmen, aber Menschenketten oder Kampagnen verhindern manch arrogante Pläne sogenannter Kunstexperten, die uns vorschreiben wollen, unter welchen Bedingungen wir uns wohlfühlen sollen. Wie auch Schlüter erwähnt, das vielleicht jüngste Beispiel einer erfolgreichen Gegenbewegung ist Herr von Boddien.
Die Schizophrenie kennt ja ansonsten keine Grenzen, überlässt man das Stadtbild allein den Regierenden: Ein Schloss musste einem seelenlosen, unförmigen Koloss namens Palast der Republik weichen und dieser sollte dann wegen seiner historischen Bedeutung anstelle des Schlosses behalten werden – jedem fühlenden Menschen ballen sich ob dieser Argumentation die Fäuste in den Taschen.


Lieber Mathias: Der Wiederaufbau des Pellerhauses wäre ein Schritt mit Siebenmeilenstiefeln voran. Die Wirkung würde vielleicht den gesamten Sebalder Teil der Altstadt wieder mehr ins Licht rücken. Das Pellerhaus könnte einen „Kondensationskern“ darstellen. Im Sommer werden im – eigentlich kümmerlichen Rest – des Innenhofs Freiluftfilme gezeigt, schon allein dieser 2 Std. Besuch versetzt meine Frau und mich regelmäßig nach Italien: Welche Wirkung hätte dann wohl das ganze wiederhergestellte Gebäude?

Gemessen an der Tatkraft, und vollbrachten Leistung ordne ich mich bei den Altstadtfreunden gerne ganz hinten ein. Wie viel Putz wurde schon ohne mich beseitigt, wie viel Wiederaufbau geleistet, wie viele Gespräche mit Stadträten, Bürgermeistern und Investoren geführt? Vor allem in Zeiten, in denen man sich als Bewahrer des Stadtbildes sofort mit dem Vorwurf der „Ewiggestrigkeit“ konfrontiert sah?


Grüße aus Nürnberg
luciensteil
Novize

Beiträge: 38


 

Gesendet: 10:06 - 17.05.2003

Lieber Jürgen

Von wegen gegen den "Zeitstrom" schwimmen glaube ich dass die Lage nicht so entmutigend ist als die Zustände aufzeigen könnten. Dieses Forum ist meiner Meinung nach nur die Spitze ines Eisbergs und viele Menschen denken und fühlen âhnlich. Die Arbeit die von Einzelnen oder kleinen Gruppen lokal geleistet wird ist unglaublich wertvoll und in den bestehenden Bedingungen fast heldenhaft, aber nicht zur Tragik ausgerichtet da wir schlussendlich immer deutlicher Terrain gewinnen und konkrete Resultate sich langsam summieren und eine überregionale und sogar internationale Anerkenung erreichen. Die politischen, fachberuflichen und institutionellen Strukturen die aus Ignoranz oder Eitelkeit stadtzerstörerische und dekonstruktive Hässlichkeit und Unwohnlichkeit auf elitäre und undemokratische Weise durchsetzen werden immer mehr auf gutinformierte und motivierte Bürgerresistenz stossen! Das Internet erlaubt es durch Vernetzung und vielschichtige Zusammenarbeit eine "Gegenmacht" zu schaffen: Stell Dir mal vor was es ausmachen würde wenn alle lokalen Rekonstruktionsgesellschaften, Geschichtsfreunde, und einzelnen Objektbezogene Wiederaufbaugesellschaften, usw. sich zusammen auf nationalem Plan in eine vernetzte Deutsche Gesellschaft für Rekonstruktion oder so ähnlich formieren würde?? Ich frage mich ob da nicht Tausende von Bürgern einen sehr wirksamen politischen Druck ausüben könnten??

Beste Grüsse
Lucien Steil
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 10:54 - 17.05.2003

Lieber Lucien,
ich sehe deinen Text als ganz konkrete Aufforderung! Eine Riesenchance...

Lieber Jürgen,
deine Texte sind eine große Bereicherung für dieses Forum! Ich bin gespannt auf deine Berichte aus der alten Reichsstadt...
Schauinsland
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 07:21 - 18.05.2003

also wenn das Pellerhaus nicht früher oder später rekonstruiert wird weiß ich auch nicht mehr...das ist doch kein Zustand

[Link zum eingefügten Bild]

[Link zum eingefügten Bild]
Schlüter
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 10:17 - 18.05.2003

Ist auf dem unteren Foto tatsächlich der Sockel des Pellerhauses mit schwungvoll-modernistischem Aufbau zu sehen, oder ist das nur eine aberwitzige Fotomontage?
Schauinsland
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 11:17 - 18.05.2003

das ist noch der original Sockel, was ja dann auch für Reko-ist-Disney-Fundis eine Legitimation sein könnte das Haus wieder aufzubauen, solange ein Teil davon "ehrlich" ist....
Schlüter
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 14:27 - 18.05.2003

Genau, packen wir die Kerle bei Ihrer eigenen Logik. Mal sehen , was sie dann sagen (hoffentlich steht der aberwitzige Aufbau nicht unter Denkmalschutz - das Ding gehört zu den zwei häßlichsten Bauten, die ich in meinem Leben je gesehen habe).

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