Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

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Autor Mitteilung
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 00:31 - 10.12.2003

@norimbergus
Die Arbeit hatte mich voll vereinnahmt in den letzten zwei Wochen, deswegen war ich fast nicht mehr präsent hier im Forum.

Erstmal vielen Dank für die Karte über die geplante Ausdehnung des Augustinerhofs von Jahn. Sehr schön, da mal Bescheid zu wissen! Man kann ganz gut sehen, wie sehr schon der Grundriss von der jahrhundertealten, lokalen Bauweise abweicht, sie nicht aufnimmt und vielleicht neu interpretiert.
Komischerweise hab ich bisher noch keinerlei aussagekräftige Ansichten über das Gesamtprojekt gefunden. Ich frag jetzt mal wieder ketzerisch: Ist es vielleicht einfach ästhetisch nicht so ansprechend?

Übrigens neues vom Fleischhaus. Ich denke, man kann etwas aufatmen. In der NN sah ich heute morgen ein Bild der Planungen. (Ich find´s leider gerade nicht online)
Fügt sich denke ich, sehr gut in das Gesamtbild der Altstadt ein, obwohl es natürlich gegen die Rekonstruktion nur zweite Wahl ist.

Der Baukunstbeirat schiesst ja schon wieder aus vollen Rohren dagegen, greift den Architekten direkt an und bedauert u.a. die Farblosigkeit des Entwurfs...Bei Wortwahl und Position dieses elitären Zirkels fühlt man sich wieder in die 70er versetzt. Traurig!

Ach ja und bezüglich des Blicks auf den Tiergärtnertorplatz: Da hast Du was verpasst, aber den Schlüssel kann ich schon mal organisieren, v.a der Blick auf die Burg ist sehr ungewöhnlich...
(hier der gleiche Standort, von dem aus Antiquitus das Bild für die Startseite schoss, Blick nur nach rechts gewandt)
[Link zum eingefügten Bild]

Grüße
Norimbergus
Stammgast

Beiträge: 82


 

Gesendet: 20:56 - 10.12.2003

@Jürgen: wegen dem phantastischen Blick können wir uns ja nächstes Jahr noch mal unterhalten. Im Winter muß das nicht unbedingt sein (obwohl es sicher auch seinen Reiz hat).

Zum Fleischhaus: hier ein Teil des Artikels aus der NZ vom 09.12.03




Optik wird nur wenig geändert
Baukunstbeirat stimmte Plänen für das Fleischhaus zu


Diesmal war der Baukunstbeirat zufrieden. Sowohl die Pläne für den Umbau des Fleischhauses, wie auch die für die Erweiterung des „Rödl-Campus“ stießen auf Wohlwollen.

Beim Fleischhaus hätte sich Baukunstbeirats-Chef Gerd Frese zwar auch etwas Mutigeres vorstellen können. Eine Lösung etwa wie beim Pellerhaus, wo Altes und Neues in gelungener Weise zusammengeführt wurde. Nun seien die Riedel-Holding, die das Gebäude an der Fleischbrücke für 4,5 Millionen Euro erworben hat, und deren Architekt Lutz Brambach „den Weg des geringsten Widerstands gegangen“. Die vorhandene Optik sei ohne gravierende Änderungen beibehalten worden. Andererseits, so Frese weiter, vermeide dieses Umbaukonzept „krampfhafte Versuche, spektakulär aufzutreten und fügt sich so harmlos ins Stadtbild ein“.

Zu dieser Harmlosigkeit beigetragen haben auch die größeren und dem Gebäude dadurch mehr Luftigkeit verleihenden Fenster und die dazu passenden Dachgauben, die beim ersten Entwurf noch bemängelt wurden. Baureferent Wolfgang Baumann verwies bei der Gelegenheit noch einmal auf den für ihn entscheidenden Vorteil des Umbaus: „Der Hauptgewinn ist die Öffnung der Bögen, so dass man dann draußen sitzen und auf die Pegnitz schauen kann.“ Auf der Pegnitzseite des künftigen Firmensitzes der Riedel-Holding soll bekanntlich ein Café eingerichtet werden.



Wenn ich so etwas schon lese: „Eine Lösung etwa wie beim Pellerhaus, wo Altes und Neues in gelungener Weise zusammengeführt wurde.“ Gelungen? Ich bin ja wirklich kein prinzipieller Gegner der Kombination von Alt und Neu, aber das Pellerhaus ist, v. a. mit seiner Schauseite zum Egidienplatz hin völlig mißlungen.


Hier noch das Bild

[Link zum eingefügten Bild]
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 23:39 - 10.12.2003

Solche Aussagen disqualifizieren den Baukunstbeirat eben völlig. Tut mir wirklich leid, das Pellerhaus kann mit noch so vielen akademischen Floskeln erklärt werden, es ist fassadenseitig einfach ein grottenschlechter Anblick und zerstört den ganzen Egidienplatz. Von dem ausser dem Grundriss sowieso fast nichts mehr übrig ist. (Naja, es wurden ja überall Bäume gepflanzt...)

Die Haare raufen möchte man sich aber vollends, wenn man zB im Rahmen des Sommernachts-Filmfestivals in den Innenhof kommt, der ja zum Teil noch im ehemaligen Zustand erhalten ist: Sogar dieser an sich traurige, stumpfe Rest verströmt noch soviel italienisches Flair, das man ständig hin- und hergerissen ist: Will man den Film geniessen oder lieber heulen...

Gegen die Rekonstruktion des Fleischhauses hat sich unser elitäre Baukunstbeirat übrigens u.a. mit der Begründung ausgesprochen, zur Reko gäbe es zu wenig Material wie Baupläne, Photographien, Zeichnungen, nach denen man die Reko anfertigen könnte. Kann man das noch ernst nehmen? So eine Aussage in Nürnberg -das bis zur Zerstörung wahrscheinlich zu der Gruppe der weltweit am besten dokumentierten Städte in der Größe gehörte...

In welcher Zeit leben denn solche Entscheidungsträger eigentlich? Es wurde hier im Forum ja schon oft erwähnt: Die Zeiten haben sich geändert, diese völlig überholten, dogmatischen Denkweisen hinsichtlich Ästhetik und Schönheit sind doch was für das (Architekten)Seniorenheim....

Nachfolgend ein Bild vom Neptunbrunnen. Die Qualität ist leider nicht optimal. Zur Geschichte hat @norimbergus ja schon das notwendige erwähnt.
Ich glaube, mein nächster kleiner Beitrag wird die Nürnberger Brunnen zum Thema haben. Da gibt es eine erstaunliche Vielfalt, vor allem der kunsthandwerkliche Anspruch sucht seinesgleichen.

Brunnen, Hausfiguren, Chörlein, Dacherker in schier aberwitziger Anzahl und Form: Das alles passt zu dem Bild, das man Jahrhunderte von Nürnberg hatte: Eine ganze Großstadt als begehbare Wohnung, die Plätze als einzeln ausgestaltete Zimmer...
Unglaublich, die Vorstellung im Jahre 2003.

[Link zum eingefügten Bild]
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 00:00 - 11.12.2003

"Eine Lösung etwa wie beim Pellerhaus, wo Altes und Neues in gelungener Weise zusammengeführt wurde."

also für so wteas kann ich überhaupt gar kein verständnis aufbringen.
wer kann so etwas gelungen nennen?

"Zu dieser Harmlosigkeit beigetragen haben auch die größeren und dem Gebäude dadurch mehr Luftigkeit verleihenden Fenster "

du meine güte, "luftigkeit" klingt ja fast so schlimm wie "transparenz"
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 23:16 - 16.01.2004

Erinnert ihr euch an unseren Baustellenbesuch während des Nürnberger Forum-Treffens im Juli?

In der Weissgerbergasse besuchten wir ein vorher jahrzehntelang verfallendes Gerberhaus um mal exemplarisch die "Bau-Praxis" zu studieren.

Da das über 600-jährige Haus vom letzten Eigentümer gnadenlos dem Verfall anheimgegeben wurde, ist die Baustelle derzeit die aufwändigste und teuerste. Es lohnt sich aber, denn wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird die Fertigstellung eine wunderbare Aufwertung der Weissgerbergasse bedeuten.
Allein durch den Bürgerwillen - die meisten Verantwortlichen zeigten sich in der Vergangenheit oft leider nur, wenn es Erfolge zu feiern gab...

Während unseres Besuchs waren ja gerade die Archäologen zu Gange,
nachfolgend erste Resultate und einige Neuigkeiten dazu.

Wenn nur dieses verflixte Geld nicht wäre... Das wird ein finanzieller Kraftakt.



Aus den Nürnberger Nachrichten, 16.01.04:

Ein Schatz im Keller

Nürnberg – Als die Altstadtfreunde Nürnberg mit der Wiederherstellung des alten Hauses in der Weißgerbergasse 10 begannen, wussten sie noch nicht, welche historischen Schätze im Fundament des Gebäudes verborgen waren.

„Wir hatten erwartet, dass wir eine Kellerschüttauffüllung von 1,50 Metern finden würden, aus dem Mittelalter und der Renaissance“, erzählt Stadtarchäologe John Zeitler, „dann aber gingen die Schichten dreieinhalb Meter in die Tiefe.“

Dort fand er Hinweise auf eine Siedlung aus dem Jahr um 950 nach Christus. „Diese liegt weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Nürnberg, die im Jahr 1050 war“, sagt Zeitler.

Zwar wusste man schon von Scherbenfunden her, dass dort früher Siedlungen waren. „Aber wir haben noch nie einen so bedeutenden Siedlungsbefund entdeckt“, so der Archäologe.

Vor dem heutigen Haus, das 1390 gebaut wurde, standen fünf Gebäude auf dieser Stelle.

Die Archäologen entdeckten sogar Teile einer alten Flechtwand, die ein Stück in den Boden eingelassen war. Hinweis auf ein Grubenhaus, das dort früher stand.

Die Fundstücke sind bisher im Naturhistorischen Museum untergebracht und sollen dort auch später ausgestellt werden.


Hier die Bilder, das rechts nebendran ist übrigens noch eine Kriegsruine.(Das Dach fehlt immer noch, wie seit 60 Jahren...)

[Link zum eingefügten Bild]

Im Keller dieses alten Gerberhauses in der Weißgerbergasse 10 fanden die Archäologen Hinweise auf eine Siedlung aus dem Jahr 950 n. Chr. Foto: Volland

[Link zum eingefügten Bild]

Bauleiter Michael Taschner (rechts) vor der Baugrube im Keller. In 3,50 Meter Tiefe entdeckten die Archäologen auch Schlacke aus einer alten Schmiede.
Foto: Volland


Genauere Informationen liefere ich morgen nach, irgendwie muss ich jetzt ins Bett...

Grüße
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 10:58 - 17.01.2004

Hallo Jürgen,

ja, der Baustellenbesuch in diesem mittelalterlichen Haus war phantastisch! Ich erinnere mich noch gut an die völlig durchgebogenen Balken. Danke noch mal, dass du die Besichtigung für uns möglich gemacht hast!

Ich gratuliere euch zu den tollen Funden im Keller. Dank der Altstadtfreunde kann jetzt die Nürnberger Stadtgeschichte neu geschrieben werden!


Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 00:45 - 18.01.2004

@mathias
Hat mir doch selbst Spass gemacht! Dr. Mulzer erkundigt sich auch oft danach, was unser bundesweiter APH-Zusammenschluss macht, ob neue Mitglieder hinzugestossen sind, wie der Verlauf der Dinge ist.

Ich sage dann in der letzten Zeit immer, das unser Forum wächst und gedeiht, die Zahl der Mitstreiter ständig zunimmt (ohne dass wir in eine Suchmaschine eingetragen sind), das ich aber beruflich z.Zt. ziemlich eingespannt bin und zu wenig Zeit habe.

Letzten Dienstag war übrigens im Alten Nürnberger Rathaussaal ein Festakt anlässlich des 75. Geburtstags von Dr. Mulzer:

Vergessen sind anscheinend all die tausend Auseinandersetzungen der letzten dreissig Jahre wie z.B. um den Augustinerhof.

Der Oberbürgemeister der Stadt Nürnberg hat alle aktiven Mitglieder eingeladen den Geburtstag zu feiern. Neben den "Aktiven" war der gesamte Stadtrat nebst 2 ehemaligen Bürgermeistern, der Innenminister Dr. Günther Beckstein samt Security und sonstige Bayrische/Nürnberger Prominenz vertreten.

Alle kamen und hielten Festreden.
Insgesamt war der ehrwürdige Rathaussaal ganz schön voll, so 300/400 Leute dürften es gewesen sein.

Diese auf den ersten Blick erfreuliche Ansammlung auch von Prominenz darf über eines nicht hinwegtäuschen:

Viele der Gratulanten haben direkt oder indirekt allein nur in den letzten Jahren dafür Sorge getragen, dass z.B.:

- das Fleischhaus trotz Zusage nicht rekonstruiert wird
- architektonische Schandflecke wie der neue Kopfbau-Glaswürfel, Kaufhaus Breuninger oder das Admiral-Kino in den letzten Jahren entstanden sind
- es nach wie vor, keine einzige Ensemble- oder Platzrekonstruktion gibt, in einer Stadt, die einmal zu den schönsten Europas gehört hat
- die Stadtbildpflege nach wie vor FAST NUR von Privatinitiative durchgeführt wird

Vom derzeitigen Bürgermeister kann man aber vielleicht tatsächlich noch positive Impulse für die Altstadt erwarten, man muss sehen.

Der letzte amtierende Bürgermeister hatte beispielsweise vor seiner Wahl versprochen, er würde die Moritzkapelle wieder aufbauen, wenn nötig privat einen verein dafür Gründen...(dort klafft zur Zeit und seit 60 Jahren noch eines der schlimmsten Löcher im Stadtbild)

Nun ja, ich glaube, das ist jetzt fast 8 Jahre her. Mittlerweile ist er sogar wieder abgewählt, passiert ist noch nix...

Harald Pollmann hat direkt vor dem Beckstein auch eine Rede gehalten -unser damaliger Stadführer, ihr erinnert euch - und die Finger in die Wunden gelegt.
Das passte den meisten zwar nicht so recht, sie hätten lieber mit Sekt und kalten Häppchen sich gegenseitig den ganzen Abend gegenseitig auf die Schultern geklopft, aber das war nötig.

Dr. Mulzer hielt natürlich auch eine Rede, er musste sich aber wegen des Anlasses (der eigene Geburtstag) mit Kritik völlig raushalten.

PS: Wir haben uns mal über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Mulzer unterhalten:
Das Kreuz erster Klasse hat Hr. Dr. Mulzer schon des längeren, nebst Auszeichnung vom Bayerischen Staat und sonstigen Ehrungen. Ich wusste es selbst nicht.
Aber wenn´s drauf ankommt, ein Glaskubus geplant ist, oder sich gegen eine Reko ausgesprochen werden kann, ist so was uninteressant.
Grüße
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 12:53 - 18.01.2004

@Jürgen

Ja, das kann ich mir gut vorstellen, einerseits werden Festreden gehalten und im Alltag bekämpft man die, die man eben noch gelobt hat! Trotzdem finde ich, dass die Altstadtfreunde Unglaubliches geleistet haben und ich halte diese Engagement für einmalig in Deutschland. Ich kenne nichts Vergleichbares.

Ich finde es auch gut, dass es dieses Forum hier gibt und ich denke daraus kann durchaus noch mehr werden. Vielen hier - mir auch - geht es sicher so, dass die Zeit leider knapp ist. Aber ein Treffen in absehbarer Zeit wünsche ich mir!

Grüße
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 15:47 - 18.01.2004

@sonicted

Hier die Antwort auf Deine Frage im Thema "Der Neumarkt Dresden", ob in Nürnberg auch heute noch mittelalterliche Häuser abgerissen werden bzw. wie "Notkäufe" zustande kommen:

Nürnberg bestand ja im Kern innerhalb der Stadtmauern aus über 3.500 WIRKLICH alten Häusern. Ich habe jetzt die prozentuale Verteilung nicht parat, aber tippe mal auf 80% älter als 400 Jahre, eine Menge auch 550/600 Jahre.
(Sollten es etwas weniger sein, ich lass mich gerne aufklären...).
Das alte Nürnberg hatte mitsamt seinen dreieinhalbtausend Häusern bis 1945 eine Art "Zeitreise" vom Mittelalter in die Moderne gemacht, die Stadtstruktur und Ausprägung hat sich 500 Jahre im wesentlichen nicht geändert. Vergleichbar nur mit Florenz oder Venedig heute.

90% wurden davon im WW2 zerstört oder beschädigt und danach abgerissen, von diesen 350 unbeschadeten nochmal so 80 Stück bis 1970 im Wirtschaftswunder plattgemacht.

Was jetzt an alter Substanz noch da ist, ist also in der Regel dann gleich mehr als 400 Jahre alt.

In der Regel läuft es so:

Einige der Häuser sind top saniert und gepflegt, andere weniger und in manche wurde seit Jahrzehnten nichts mehr investiert.
Die Investitionen, die bei dieser dritte Gruppe anfallen (Totalsanierung, Instandsetzung) sind aufgrund des biblischen ALters der Objekte für die Eigentümer oftmals zu hoch. Da ein Abbruchantrag bei solchen Objekten aber meist nie genehmigt wird, gibt es nur nachfolgende Lösung:

Man gibt die Objekte solange der Verwahrlosung Preis, bis auch für solche "Exoten" eine Abbruchantrag genehmigt wird.(Verkehrssicherungspflicht, Gefährdung für Passanten!) Da das dann immer 1A-Lage ist, kann so bequem neugebaut werden.

Da sind den Altstadtfreunden schon Fälle in die Hände gefallen, wo absichtlich Teile des Daches abgedeckt wurden (von aussen natürlich nicht sichtbar), nur damit der Verfall schneller geht, o.ä.

Beim jüngsten Erwerb (Hintere Ledergasse)war es beispielsweise so.

Gerade dieses Haus ist aber ein riesiger Klotz, das bisher größte und teuerste Projekt. Zur Zeit herrscht die ernsthafte Diskussion (keine Übertreibung) ob das Projekt "Ledergasse" den Altstadtfreunden nicht den Kopf kosten könnte.
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 15:49 - 18.01.2004

@sonicted
Hier ein Artikel aus den Nürnberger Nachrichten dazu:

(Das Objekt hier ist sogar etwas jünger )

Aus der NN vom 10.05.2003:

Altstadtfreunde erwerben das einstige Gerberhaus Hintere Ledergasse 43: Kein Geld für die aufwendige Sanierung
Verrottete Bude vor dem Einsturz gerettet
Hoffnung auf einen Sponsor — Vorerst nur statische Sicherung — Umlaufende Holzgalerie soll freigelegt werden

Die Altstadtfreunde haben wieder einen neuen Klotz am Bein: Sie erwarben das einsturzgefährdete Haus Hintere Ledergasse 43. Eine umfassende Sanierung ist momentan allerdings finanziell nicht drin, weil der Verein zunächst zwei andere Baudenkmäler in Stand setzen muss. So bleibt es zunächst bei der statischen Sicherung.

Eine Kartusche an der Außenmauer mit der Jahreszahl 1697 verrät das Alter des einstigen Gerberhauses. Die Bausubstanz ist mittlerweile völlig heruntergekommen. Unter dem Putz ist das Fachwerk teilweise verfault, weil das Wasser ungehindert eindringen konnte. Eine Hauswand zum Innenhof war bereits 60 Zentimeter nach außen gewölbt — das vor einem Jahr noch bewohnte Gebäude drohte in sich zusammenzufallen.

Daraufhin zog die städtische Bauordnungsbehörde die Notbremse und machte dem damaligen Eigentümer hohe Auflagen. „Da die Anforderungen immer unerfüllbarer wurden, fassten wir den schweren Entschluss zum Kauf“, erklärt Altstadtfreunde-Chef Erich Mulzer, der sich aber über die Höhe des Kaufpreises ausschweigt. Mindestens eine Million Euro sind notwendig, um die verrottete Bude wieder bewohnbar zu machen. Zunächst war Mulzer über den Neuerwerb wenig begeistert: „Eine langweilige Fassade in einer unattraktiven Straße“, so seine Einschätzung. Beim Kramen im Stadtarchiv fand der passionierte Geschichtsforscher jedoch einen Umbauplan aus dem Jahr 1852. Aus diesem ging hervor, dass das Gebäude offene, umlaufende Holzgalerien in den oberen Stockwerken hatte, die nun zum Teil unter Putz liegen. „Mit dem Freilegen und Sanieren der Balkone wird der Innenhof zum schönsten auf der Lorenzer Seite“, behauptet Mulzer.

Die Dachgeschosse wurden früher zum Trocknen der gegerbten Felle genutzt. Im Erdgeschoss sind noch die originalen, in Sandstein gefassten Gruben zu sehen, in denen die Handwerker des 17. bis 19. Jahrhunderts die Tierhäute in Eichenlohe eingelegt hatten. Unter Heraklitplatten kam im ersten Stock eine massive Bohlenbalkendecke zum Vorschein. „Das Haus gibt allmählich seine Geheimnisse preis“, meint Altstadtfreund und Architekt Michael Taschner.

Erich Mulzer hofft immer noch auf einen finanzstarken Sponsor: „Mich wundert, dass es keine Firma gibt, die uns dauerhaft unterstützt.“ In die oberen Stockwerke der Hinteren Ledergasse 43 sollen Familien einziehen, das Erdgeschoss dürfte als Lager dienen.


Immerhin 200 Baumaßnahmen — von der Marienfigur über Erker und Hauszeichen bis zum nachgebauten Chörlein und zur kompletten Hausrenovierung — hat der Verein in den 30 Jahren seines Bestehens abgeschlossen. Elf Anwesen innerhalb der Stadtmauer sind fertig saniert, zwei weitere (Mostgasse und Weißgerbergasse) werden derzeit hergerichtet.

Beim Altstadtspaziergang am Samstag, 17. Mai, am Fischbach entlang durch die Lorenzer Altstadt kann man das marode Haus besichtigen.

HARTMUT VOIGT

[Link zum eingefügten Bild]

Das Haus in der Hinteren Ledergasse 43, wie es über 150 Jahre lang aussah. Darüber legte unser Fotograf einen Plan von 1852, der das Haus in seinem damaligen, 1697 entstandenen Zustand zeigt, mit offenen, 18 Meter langen Holzbalkonen in den beiden obersten Stockwerken, die später dem Einbau von Wohnungen weichen mussten.
Foto: Hagen Gerullis

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