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 Forum Index —› Deutschland —› Das Zeughaus unter den Linden
 


Autor Mitteilung
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


Gesendet: 12:56 - 10.01.2004

Die Säulen der Geschichte
Am Freitag wird das umgebaute Berliner Zeughaus dem Deutschen Historischen Museum übergeben
von Rainer Haubrich


Vom großen klassizistischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel ist ein bemerkenswertes Zitat überliefert: "In architektonischer Hinsicht muß unsere Zeit demüthig das Talent unseres großen Künstlers und Landsmannes Schlüter anerkennen. Von eigentlich classischen Gebäuden, die in ihrer ganzen Idee etwas wirklich eigenthümliches und vorzüglich großartiges haben, besitzt Berlin nur zwei: das Königliche Schloß und das Zeughaus. Den Kunstwerth beider verdanken wir Schlüter; sie stehen zugleich als Monumente der Kunst da und werden immer wichtiger, je weniger die Zeit im Stande sein wird, sich auf so große und vollkommene neue Werke einzulassen."


Wenn man von dieser Würdigung nun das Schloss abzieht, das im Zweiten Weltkrieg beschädigt und von Walter Ulbricht 1950 gesprengt wurde, dann wird deutlich, welche Bedeutung das Zeughaus für Berlin hat. Das älteste Bauwerk am Boulevard Unter den Linden ist der schönste Monumentalbau der Hauptstadt.


Der Anteil Schlüters ist allerdings bis heute ungeklärt. Er hat erst spät in der Entstehung des französisch inspirierten Bauwerks eingegriffen, das eine Gemeinschaftsproduktion verschiedener Berliner Barockarchitekten war. Allerdings hat der Bildhauer Schlüter mit seinen Köpfen sterbender Krieger den wichtigsten "Kunstwerth" des Zeughauses geschaffen.


Heute besteht noch ein Bezug zwischen Zeughaus und Stadtschloss, von dem Schinkel nichts ahnen konnte: Das Zeughaus ist in seiner heutigen Gestalt genau die gleiche Komposition aus historischem Äußeren und modernem Inneren, wie es auch für den Neubau am Schlossplatz vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde. Und wer das Gebäude heute zum offiziellen Abschluss der Renovierung betritt, wird nichts finden können, was an dieser in Berlin und anderen Städten Europas ja durchaus verbreiteten Mischung falsch sein sollte.


Das liegt allerdings auch daran, dass die Gestalt der heutigen Innenräume aus den fünfziger Jahren stammt, in denen in der DDR für kurze Zeit eine starke klassizistische Architektur-Strömung herrschte. Beim damaligen Wiederaufbau wurden die pompösen Umbauten des späten 19. Jahrhunderts entfernt und die für Berlin einmaligen großen, weiten Säulenhallen wieder hergestellt, das Innere des Hauses in einem klassischen Duktus seinem Äußeren anverwandelt.


Leider stellte sich damals heraus, in welch schlechter Qualität sich die historischen Säulen befanden. Man ersetzte sie durch eine Stahlkonstruktion, die anschließend mit Travertin so ummantelt wurde, dass die heutigen, eckigen Säulen entstanden. Die alten Rundbögen im Erdgeschoss sind seitdem leider verloren.


Häufig zu Unrecht als "Zuckerbäcker"-Architektur belächelt, erfahren die Bauwerke dieser klassischen Periode der DDR-Architektur seit Jahren eine neue Wertschätzung (das bekannteste Projekt der Zeit ist die Karl-Marx-Allee). Und so war es ein Glücksfall, dass für den jüngsten Umbau mit dem Berliner Winfried Brenne ein Architekt ausgewählt wurde, der diese Schicht aus den fünfziger Jahren respektierte - bis hin zu den kreisrunden Lampenscheiben mit ihrem Strahlenschliff in jedem Deckenfeld, von denen fast alle erhalten sind. Etwas zu häuslich für die gewaltigen Hallen wirkt allerdings das kleinliche Parkett, das überall im Obergeschoss ausgelegt wurde.


Ein neues, stimmiges Vokabular fügte Brenne dort behutsam hinzu, wo es unumgänglich war, etwa beim Museumsladen und demnächst beim Café. Und beim Einbau der maßgeschneiderten Klimaanlage. Nur durch ihre ausgeklügelte Technologie kam man darum herum, die Decken abhängen und die Fußböden anheben zu müssen - was den Raumcharakter entscheidend verändert hätte.


Noch eine Weile werden die Hallen in ihrer reinen Architektur zu erleben sein, bevor im Laufe des Jahres das Deutsche Historische Museum hier seine neue Dauerausstellung einrichten wird. Schon im Vorfeld kam es dabei zum unausweichlichen Konflikt zwischen den Wünschen der Ausstellungsmacher nach großen Einbauten und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das vor allem die architektonische Wirkung der Innenräume im Auge hatte. Das Zusammenspiel von Ausstellung und Architektur - es wird sich allerdings frühestens Ende dieses Jahres beurteilen lassen.


Tage der offenen Tür: Vom 10. bis 18. Januar 2004 ist das einstweilen noch leere Zeughaus täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.


Artikel erschienen am 9. Jan 2004 i.d. WELT

Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 12:58 - 10.01.2004

das ist bisher nur derartikel aus der welt. ich werde aber am montag früh hingehen, mir das ganze anschaien und auch einige bilder machen.
insbesondere werde ich aufnahmen von allen kriegerköpfen machen.
die bilder kommen nächste woche, vielleicht schon am montag, ins netz.
Jörn
Mitglied

Beiträge: 158


 

Gesendet: 13:29 - 10.01.2004

Vielen Dank Antiquitus, auch diese Artikel war mal wieder super!
Ich glaube ich sollte mir ernsthaft überlegen die Zeit (meine die "die Welt") zu abonieren!!!!

Ich bin schon sehr auf die Fotos gespannt! Mal sehen was die Stadt Berlin aus ihrem einzigen barocken Prachtbau so gemacht hat!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 15:45 - 10.01.2004

da bin ich aber auch mal gespannt, was aus diesem bau gemacht wurde. jedoch ahne ich nichts gutes...
Kai
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 15:58 - 10.01.2004

@Kai
Nach dem, was ich im TV und durch die Fenster gesehen habe, ist es innen ziemlich leer und nackt, aber kein High-Tech-Schnickschnack. Dafür ist der Hof ja (bis auf die Treppe) so schön, wie früher mal!
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 16:35 - 10.01.2004

jörn,
die artikel sind aus der welt - aber du wirst dich wohl nur vertippt haben.
ich bin abonnent der welt und kann sie nur empfehlen. allerdings hat sie nur zwei regionalisierte ausgaben: hamburg und berlin. oder war da noch was drittes...?
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 16:40 - 10.01.2004

kai,
ein bisschen vom inneren habe ich bereits geshen und fand es nicht schlecht. sicherlich schlicht, aber nicht stumpf. auch gefällt mir dieser frühsozialistische klassizismus recht gut.
immerhin hat man nicht wieder die decken angehängt wie gegenüber inder kommandantur. ich finde diese kunststoffdecken einfach nur furchtbar.

das schönste am zeughaus ist und bleibt allerdings das äußere.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 00:06 - 12.01.2004

Schöner Beitrag. Hatte diesen Thread völlig übersehen. Natürlich war ja jetzt die Schlüsselübergabe gewesen. Nun wird das DHM eingerichtet.

Unter Peis Glasdach im Hof soll ja jetzt eine Folie gespann sein - wegen akustischer Probleme. Schade! - kann man nur sagen...
Kampflamm
registriert

Beiträge: 13


 

Gesendet: 13:11 - 12.01.2004

Ist denn unter dem Dach auch eine Ausstellung? Dass man dafür eine spezielle Akustik braucht...
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 23:36 - 12.01.2004

kampflamm,
nein, aber der innenhof wird für veranstaltungen genutzt (konzerte, bankette, empfänge,...)
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 23:52 - 12.01.2004

ich habe heute morgen den tag der offenen tür im frisch sanierten zeughaus genutzt. leider war das wetter sehr trüb, weshalb auch die die bilder etwas trüb sind. also muss man sich alles etwas strahlender vorstellen.

zeughaus von außen:

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innen, erdgeschoss:

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innen, obergeschoss:

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schlütertreppe:

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innenhof:

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die sterbenden krieger von schlüter:
(der individuelle leidensausdruck der einzelnen krieger zeigt höchstes künstlerisches genie!)

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ich weiß, das waren viele krieger-bilder, und wer sich nicht für solche kunst interessiert, der wird mich verfluchen. aber: damit kann ich leben - eben auch weil ich den köpfen den höchsten rang einräume.
es ist alles dabei: schmerzhaft verzerrt, sanft entschlummert; entsetzt, zufrieden; stolz, frei... - einfach genial!




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