Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6

zum Seitenende

 Forum Index —› Deutschland —› Hamburgs Wiederaufbau
 


Autor Mitteilung
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 20:47 - 17.09.2003

Hallo Oliver,

ja, Eppendorf ist schön, Rotherbaum sowieso. Die Innenstadt zum großen Teil auch. Ich wollte die Stadt nicht als ganzes schlechtreden.
Ich glaube trotzdem, dass in Hamburg nach dem Krieg vieles falsch gemacht wurde. Schau dir doch nur die ganzen Bürobauten um die Ost-West Straße an.
Hamburg ist nicht zersiedelt, aber weitläufig. Man hätte sicher dichter bauen und weniger Wert auf breite Straßen legen können. In Hamburg gibt es einfach zu selten Viertel, die sich über mehrere Blocks in homogener Bebauung erstrecken und die nicht durch breitere Kreuzungen vom nächsten Block abgeschnitten werden (ich kenne mich nicht allzu gut in Eppendorf aus, zugegeben, fand das Viertel aber schon immer schön). Nimm zum Beispiel die Marktstraße im Karolinenviertel: Eine Straße, rechts und links gehts noch mal runter- und dann? Nichts mehr von städtische Dichte zu spüren. Ähnlich ist es bei der Schanzenstraße. Der Pferdemarkt ist doch eine einzige breite Kreuzung.
Geht man von der Innenstadt in Richtung Kontorhausviertel, wirkt die Stadt einfach tot. Tut mir leid, das ist mein Empfinden.
Ich mag Hamburg ja auch, man darf doch trotzdem kritisieren. Uns liegt es doch allen daran, unsere Städte zu verschönern. Ich habe schon gemerkt, dass Hamburger nichts auf ihre Stadt kommen lassen. Man sollte sich nicht mit "halbwegs schön" zufrieden. Man könnte soviel noch verbessern und Hamburg zu einer echten Perle machen.

Schau dir alte Fotos an und sag mir das Hamburg nicht viel eingebüßt hat. Fleete wurden zugeschüttet, es gibt Bücher darüber. Schau dir doch die Gegend um die Kirche St. Katharinen mal an, da heißen die ganzen Straßen noch wie die alten Fleete.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 21:37 - 17.09.2003

Klar kann man was in Hamburg verbessern.
Aber wenn man mal das große Ganze mit
anderen Städten vergleicht, sieht
es in Hamburg doch ziemlich gut aus.
Jede Stadt hat seine Schandflecken;
seine heruntergekommenen Viertel, das
ist leider normal bei einer Stadt mit
1,7 Mio. Einwohnern.

Aber nur weil es diese Orte innerhalb
dieser großen Stadt gibt, kann man
doch wohl nicht von einem "schlechten"
Wiederaufbau als Ganzes sprechen.

Denn wenn Du so eine hohe Latte
anlegst, müsste man diese auch bei
den bisher als "vorbildhaft" benannten
Städten anlegen.
Dann wird auch München, Heidelberg
und Nürnberg zum Schreckgespenst.





Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 14:35 - 22.09.2003

Huch - lustig, wie so ein Thema nach längerer Zeit plötzlich wieder zum Leben erwacht.

Natürlich gibt es auch in Hamburg grausame Ecken, allen voran rund um die Ost-West-Straße und gerade im Kirchspiel St. Katharinen. Es ist schon jammerschade, was dort nach dem Krieg angerichtet worden ist. Dennoch finde ich den Tenor des Interviews am Anfang durchaus zutreffend: Hamburg hat trotz aller Bausünden seinen einzigartigen städtebaulichen Charakter besser bewahren können als die meisten anderen deutschen Großstädte. Da kann man die Leistung von Fritz Schumacher gar nicht hoch genug einschätzen, der der Stadt mit den Kontorhäusern, zahlreichen Repräsentationsbauten, dem Stadtpark und der Raumplanung, die bis heute im Großen und Ganzen Gültigkeit hat, ihr damals "modernes" Gesicht gab, und der noch 1947 an den Plänen zum Wiederaufbau beteiligt war.

Oliver,

es sind in der Tat nach dem Krieg, aus hygienischen Gründen teilweise auch schon vorher, einige der kleinen Fleete in der Innenstadt zugeschüttet worden. Das hängt damit zusammen, daß die alte Bebauung weiter Teile der Innenstadt im 19. Jahrhundert aus extrem eng stehenden, gammeligen und vollkommen übervölkerten Fachwerkhäusern bestand, den sogenannten Gängevierteln. Die Lebensbedingungen - Wohnklima, Wasserversorgung, Kanalisation usw. - dort waren so katastrophal, daß dort noch im Jahr 1892 die Cholera ausbrach und nur mit größter Mühe bekämpft werden konnte. Danach wurde beschlossen, die gesamte Innenstadt radikal zu sanieren. Die Gängeviertel wurden bereits in der 20er und 30er Jahren fast vollständig abgebrochen und - unter anderem - durch das Kontorhausviertel ersetzt. Der Schutt wanderte in die Fleete, die bis dahin vor allem als Kloake gedient hatten. Der Krieg besorgte dann den Rest, und auch hier wurde Trümmerschutt verwendet um einige Fleete wie das Reichstraßenfleet und das Katharinenfleet zuzuschütten. Meiner Ansicht nach ist es aus heutiger Sicht zwar schade um einige der Gängeviertel - sie wären heute eine pitorreske Touristenattraktion -, aber nicht unbedingt um die Fleete. Es waren doch eher enge, von außen ohnehin schlecht zugängliche, schlammige und stinkende Rinnsale.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 15:09 - 22.09.2003

Hamburg ist tatsächlich ein Phänomen. Wenn ich von den hässlischen Deutschen Städten rede, sage ich meist "münchen und hamburg sind ausnahmen". bei münschen ist es klar, dort waren die zerstörungen längst nicht so stark wie in hamburg. auch ich war überrascht, als ich das erste mal in hamburg war: die stadt "atmet" etwas altes, majestätisches. mit frankfurt , wo ich herkomme, gar nicht zu vergleichen: frankfurt ist ein newcomer, ein aufsteiger mit einer schrillen und lauten stimme, teilweise beeinmdruckend emotional
- aber dennoch keine schöne stimme. hamburg singt weicher, zurückhaltender
, schöner. frankfurt ist eine laute tina turner, auch dem kann ich was abgewinnen - hamburg ist ein augebildeter coloratursopran.

gerade in der mönckebergstrasse fuiel mir das auch auf, witzig dass der artikel das heraushebt. besonders eindruckend fand ich dass viele innenstadtnahe gebiete ihren alten character bewahrt haben: vom bahnhof dammtor die ganze rothenbaumchaussee, bis zum klosterstern und zum eppendorfer baum, und viele andere.
hier würde man nicht ahnen, dass es einen feuersturm, eine "operation gommorha" einmal gab. gut, man muss dazu sagen, die gebiete westlich der innenstadt kamen auch besser weg (ähnlich wie in dresden - dort blieben auch die gebiete westlcih der city relativ heil, nach osten hin jedoch ein kilometerweites trümmerfeld).

wenn man sich überlegt, das es hamburg und dresden ähnlich traf. dresden könnte heute, trotz krieg, ein fast unbeschädigtes stadtbild haben....

ich muss ganz ehrlich sagen, hamburg hat - trotz bausünden wie überall - einen relativ "schönen" character.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 15:19 - 22.09.2003

besonders überrascht war ich über den "bäckerbreitergang", ich glaube so hiess er: eine kleine gasse mit fachwerkhäusern, mitten in der stadt. ich glaube es war nähe kaiser-wilhelmstrasse (das was zwar 1981, aber so etwas merk ich mir eben....)

hamburg ist sehr viel urbaner als frankfurt, frankfurt ist ne NULL.....

meine liste:

berlin =
hier gibts viel mist, aber die stadt ist immerhin so gross, dass ebenso noch viel wertvolles dort ist. vor allem: intakte bausubstanz! wenn schloss wieder steht, fantastisches ensemble in der innenstadt (schloss PLUS Linden PLUS museumsinsel = EIN traumhaft schönes Areal!)

hamburg = etwas sehr hanseatisch-steif, aber urban und schön

köln = grotthässlich aber lebendig und urban (auch ein phänomen)

frankfurt =
langweilig, unurban: nichtssagend

düsseldorf =
(siehe frankfurt, nur ohne hessischen akzent)

stuttgart =
abhaken

münchen =
wunderschön PLUS tote hose

dresden =
wird in wenigen jahren wieder die schönste barock-altstadt europas haben, PLUS hässlichster le corbusier-plattenbau-city, kilometerweit drumherum. (wenn das nicht auch ein phänomen ist...)

freiburg = schön

münster = schön

wismar, meissen, stralsund =

unzerstörte, wunderschöne altstädte, HINFAHREN!
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 16:00 - 22.09.2003

Moment moment, Stuttgart abhaken? Da hab ich aber was dagegen

[Link zum eingefügten Bild]
[Link zum eingefügten Bild]
[Link zum eingefügten Bild]

Gehört eigentlich nicht hierher, aber das kann man ja nicht so stehenlassen
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 16:07 - 22.09.2003

Peter,

ich staune: Wie hast Du nur den Bäckerbreitergang entdeckt? Normalerweise findet man den nicht, wenn man sich in Hamburg nicht außerordentlich gut auskennt.

Der Bäckerbreitergang ist einer der ganz wenigen Reste der von mir oben beschriebenen Gängeviertel; eine typische Häuserzeile, die aus irgendwelchen Gründen allein stehen geblieben ist. Die Straße selbst muß man sich so schmal vorstellen, daß die Fenster der gegenüberliegenden Häuser aneinanderstießen, wenn man sie öffnete (sie gingen nach außen auf). Am besten kann man das noch in den Krameramtstuben nachvollziehen. Die liegen direkt neben der St. Michaeliskirche und sind der einzige vollständig erhaltene Straßenzug in diesem Stil. Er blieb erhalten, weil die Krameramtstuben ein Altenheim für Krämer-, also Einzelhändler-Witwen waren, das übrigens bis in die 70er Jahre hinein in Betrieb war. heute sind die Krameramtsstuben eine kleine Mini-Idylle mit Museum, Kneipe und Antiquariat. Hingehen! Bescheidene Reste der Gängeviertel gibt es außerdem nur noch an der Reimerstwiete nahe der Katharinenkireche, am Rand der Speicherstadt.
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 16:14 - 22.09.2003

Hier übrigens ein Bild der Krameramtsstuben:

[Link zum eingefügten Bild]
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 16:19 - 22.09.2003

...und hier noch eins vom Bäckerbreitergang:

[Link zum eingefügten Bild]
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 16:20 - 22.09.2003

ja, ich beschäftige mich ebem mit städten....


war damals 18, und mich störte dass wir kein london, kein paris etc hatten
(berlin war geteilt, frankfurt war ein witz und ist es noch heute)

hatte hamburg auserkoren als einzig urbane hoffnung...studierte den stadtplan tag und nacht, jahrelang. ich kann das nur jedem empfehlen:

es ist ein wahnsinniges gefühl, wenn man zum allerersten mal in eine stadt kommt, und genau weiss: aha, ich gehe jetzt links, dann geh ich in die mönckeberch-strasse...zurück über den hbf, dann am dammtor vorbei, zum klosterstern, etc.....das macht spass, es ist ein wahnsinniger thrill. konnte damals den ubahnplan von hamburch aus dem kopf aufzeichnen, die city grösstenteils auch.

weiss nicht, ob ichs heute noch kann. wir haben berlin wieder, meine hamburg sehnsucht, als "hauptstadt-surrogat", ist verflogen. was nicht heisst, dass ich hamburch nich trotzdem gut finde....die berliner kann ich übrigens nicht leiden, aber in mitte gibt es schon prächtige sachen, an die keine deutsche stadt rankommt: das forum fridericianaeum.
(wird ja bald mit schloss realität werden)

wenn ich ehrlich bin, gilt meine leidenschaft aber nicht berlin, die bedient nur meinen hauptstadtfimmel, mit dem ihc unbedingt enie konkurrenz zu london und paris habem wollte. jetzt haben wir sie, aber ich habe wenig emotionale bindung zu diesem prollvolk, was nicht bitte und nicht danke sagt, und dich bei "guten tag" schon mal blöd anschaut (hoffentlich hört ben das jetzt nicht der ist berliner!!)


also: meine wahre sehnsucht gilt heute dresden. so eine schöne stadt hatten wir nie wieder. und es ist möglich, viel davon wieder erstehen zu lassen, bzw zu retten.

ob ich den plan von HH noch aussem kopf aufzeichnen kann , weiss ich nicht ....heute tu ich das mit dresden...


(war auch ein thrill, in eie fremde stadt zu kommen, und nach 1 minute laufen den stadtplan weg zu werfen, nud zu sagen: "ha! - ich brauch ihn nicht! jetzt gehts hier rechts, dann die dritte links, und dann nach dem postplatz zum wettiner platz...

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6

- Hamburgs Wiederaufbau -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Deutschland —› Hamburgs Wiederaufbau
 



Version 3.1 | Load: 0.003309 | S: 1_2