Hallo Leude!

Die Oldtimerszene zieht leider nicht am gleichen Strang. Am Sonntag bei dem kleinen Oldie-Meet in Kreuztal, zu dem übrigens 5 P7b anreisten, davon die meisten Forumsmitglieder, konnte man diese Tatsache mal wieder vor Augen geführt bekommen.
Bei der Ankunft vom Cruiser und von mir fuhren wir mit als letzte Fahrzeuge auf das völlig überlastete Firmengelände, bevor ein weiterer Parkplatz geöffnet wurde.
Beim Einparken kommentierte der offiziell vom Allgemeinen Schnauferl Club (ASC) abkommandierte Vertreter dieses Clubs (auf diesem nicht vom ASC ausgerichteten Treffen) das Eintreffen vom Cruiser und seinem 20m mit den Worten: "Das der sich nicht schämt mit so ner Kiste hier aufzutauchen." und "Das Auto gehört auf den Schrott" und "Das teuerste an dem Wagen ist die Dose Lack, die der Kerl noch auf den Kotflügel gesprüht hat"
Wohlgemerkt sagte besagter ASC-Vertreter diese Worte lauthals in ca. 1,5m Abstand zu einer Gruppe Gleichgesinnter, während der Cruiser und ich mit geöffneten Fenstern einparkten.
Auch der Cruiser hatte diese Worte gehört und stellte nach erfolgreich abgeschlossenem Parkvorgang besagten Herren zur Rede, woraufhin dieser noch ausfälliger wurde. Ich habe diesem Herren dann noch meine Meinung zum Thema ASC gesagt, daß nämlich eine Mitgliedschaft in diesem Verein der dauerhaft gepachteten Arroganz gleichkomme, da ich bisher mit den Mitgliedern dieses Clubs nur ähnliche Erfahrungen machen mußte.
Ich hab mich den ganzen Tag furchtbar aufgeregt über diesen Snobisten. Die ganze Art des Herren hat mich sehr angewidert, wie er seine unqualifizierten Äußerungen mit einem unangenehm nach Zahnarzt oder Rechtsanwalt klingenden norddeutschen Akzent vortrug (Nix gegen Norddeutsche - aber das hier war ein lebendes Klischee).
Solche Leute braucht das Oldtimerhobby nicht! Oder doch?
Oh doch, die professsionellen Restaurierungsbetriebe, die exklusiven Reiseveranstalter und Mille-Miglia Devotionalienhändler brauchen solche Leute, denn von deren Bankkonto leben sie (Villa d'este und Pebble Beach lassen grüßen - war der Champagner letztes Jahr nicht ein wenig zu warm?)
Warum läuft plötzlich die Melodie der Internationale in meinen Kopf, ich dachte die Zeiten wären vorbei. Warum spülen solche widerlichen Zeitgenossen meinen ganzen pubertären Gesellschafts- und Systemtrotz wider hoch?
Wie hat das eigentlich mal angefangen mit dem Oldtimerhobby? So in den 60er und 70er Jahren - waren da nicht ein paar ganz schräge Vögel, die plötzlich Arbeit und Zeit in alte Wegwerfgegenstände investierten und lauter rostigen alten Müll aufhoben, sammelten und reparierten, zumindest am Leben erhielten - die galten auch zunächst für die feine Gesellschaft als nicht tragbar (so was macht man doch nicht, da verplämpert man doch nur sinnlos Geld...)
Zugegeben des Cruisers P7 sieht im Moment ein wenig mitgenommen aus außenherum, aber das nur weil er noch der Neulackierung, die noch dieses Jahr erfolgen soll, harrt.
Aber wie sahen denn all die 190 SL, 356, MGs, Triumphs, Rolls Royce, Erdmann und Rossis vor 30-40 Jahren aus? Die haben nur überlebt weil irgendwer sie auch im leicht angerosteten Zustand noch geliebt hat und sie vielleicht sogar peu a peu restaurierte, so wie unser Cruiser es mit seinem P7 macht.
Mit dem Scheckbuch kann jeder restaurieren, das ist sehr einfach, wenn das Scheckbuch gedeckt ist - und es ist auch legitim, denn es gibt ja bekanntlich Menschen, die handwerklich nicht so geschickt sind, so wie es z.B. der Cruiser auf jeden Fall ist - nur muß doch klar werden, daß wir alle das gleiche Hobby betreiben, daß in jedem der sich für die Erhaltung alter Technik stark macht auch immer ein Stück Konsum-Guerilliero steckt.
Nur solch extreme Negativbeispiele wie der genannte Vertreter des ASC werden diese Zusammenhänge nie verstehen. Ihnen geht es beim Oldtimerhobby um Abgrenzung durch Besitz: Die Leute die am Straßenrand bei der Oldtimerrally glotzen sollen auch glotzen aber nicht mehr - Nach dem Motto: "wo kämen wir denn hin wenn jeder Prolet sich einen Oldtimer restauriert? - Wo möglich würden dann noch junge Leute Interesse an Oldtimer Clubs zeigen und Autos restaurieren, die wir als selbsternannte Sittenwächter nicht dulden. Das wär unerhört!"
Solche Menschen sind zum Glück schon so um die 50-60 Jahre alt und die Chancen stehen gut daß sie nur noch 20 Jahre leben und wenns wirklich gut läuft bereits vorher den Führerschein abgeben.
Was man allerdings nicht vergessen darf: Sie haben die Autoindustrie und deren Verständnis von Traditionspflege und auch den TÜV und den DEUVET und wie sie alle heißen auf ihrer Seite...

Es muß ein Generationenwechsel stattfinden.

Lieber Schwellerrost als Champagner-Prost!

Schluß mit den Oldtimer-Faschismus!

Gruß mit Faust an der Stirn und wehenden roten Fahnen im Hintergrund,

Dietrich