FORUM zum Thema Sommerekzem

    

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 Forum Index —› Ekzempferde —› Galan, seine und meine Geschichte
 


Autor Mitteilung
Christine
registriert

Beiträge: 6


Gesendet: 23:09 - 05.03.2004

Hallo alle miteinander,

nachdem ich mich vor langer, langer Zeit hier angemeldet hatte und dann nie ein Beitrag von mir kam, ich ein lange Reihe technischer Probleme und einen "Fastrauswurf" erfolgreich gemeistert habe, bin ich endlich da.
Ich find es toll, wie oft Birgit mich aufgefordert hat, jetzt doch endlich mal was von mir zu geben - und ich probierte und probierte in das Forum reinzukommen - aber über die Homepage kam ich nie hinaus. Sie war wirklich unermüdlich. Großen Respekt.
Heute möchte ich euch über meinen Galan erzählen. Vorsicht!! Das könnte länger werden.
Galan ist ein Haflinger. Vom Typ her nicht so ursprünglich, eher ein leichterer, schlankerer, mit ein ganz klein wenig Araberblut. Ich habe ihn aus einer konventionellen Reitschule rausgekauft, in der er ca. 3 Jahre lang im Reitbetrieb mitging. Dort habe ich zusammen mit meiner damals 7-jhrg. Tochter das Reiten begonnen. Galan war zu diesem Zeitpunkt 7 Jahre alt. Die Haltung war unter pferdischen Gesichtspunkten verheerend: Ständer (da er mit seinen 1,47 m Stockmaß als Pony durchging), keine Koppel, kein Paddock (Schulpferde müßen schliesslich Geld verdienen und dürfen sich draussen nicht die Knochen verbiegen). Die Sonne und den Himmel hat er nur auf den Samstags- und Sonntagsausritten mit den anderen Reitschulpferden gesehen. Dafür gab es reichlich Reitstunden ausschliesslich in der Halle und einen Tag Stallruhe. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, das ist überall so. Ich kannte nichts anderes und wusste über Pferde nicht recht viel mehr, als das sie vier Beine, einen Kopf, einen Schweif haben, man ihnen einen Sattel auflegen kann und ich schon als Kind gerne geritten wäre.
Als ich anlässlich eines Ausrittes einmal Galan zugeteilt bekam war ich erstmal beleidigt, daß man mir heute ein Pferd gab, daß eigentlich nur Kinder ritten. Aber als ich draufsaß, da fühlte ich mich so wohl und sicher, daß ich spontan fragte, ob sie dieses Pferd verkaufen würden. Ich war wohlgemerkt noch keinen Schritt mit ihm geritten.
Das ich für mich und meine Tochter mal ein Pferd kaufen wollte wusste ich schon nach unseren ersten paar Reitstunden . Aber eigentlich wollte ich noch eine ganze Reihe von Jahren warten, bis Anna älter und größer geworden war, um dann für uns beide ein Warmblut zu kaufen. Das es Pferde gab, die sowohl einen Erwachsenen tragen, wie auch für ein Kind händelbar waren wurde mir erst an eben jenem Tag klar.
Ich konnte Galan natürlich kaufen. Für viel zu viel Geld - aber das war mir egal. Er zog in eine Box um (das war das Privileg der Privatpferde und der größeren Schulpferde). Da stand er dann einen oder zwei Tage genauso regungslos mit dem Kopf zur Wand wie vorher in seinem Ständer. Ich habe das nie gesehen, da ich nicht so oft in den Stall fahren konnte, wie ich mir das gewünscht hätte. Das hatte die verschiedensten Gründe: Mann, drei Kinder, wir sind selbständig und haben immer mehr als einen Haufen Arbeit, die Entfernung zum damaligen Stall und...und...und. Aber die Kinder dort haben mir sehr viel später erzählt, daß der Stallbetreiber/Reitlehrer ihn irgendwann am Halfter genommen und ihn in seiner Box ein paarmal rumgedreht hat. Dann hat er wohl begriffen, daß er jetzt nicht mehr angehängt mit dem Kopf zur Wand steht.
Ich veranlasste, daß er regelmäßig (gegen Aufpreis) für einen halben Tag in der Woche auf eine der viel zu wenigen, klitzekleinen, abgefressenen und plattgetretenen "Koppeln" gestellt wurde. Ausserdem hatte ich eine Reihe ganz lieber, dienstbarer "Geister", die dafür sorgten, daß er täglich für ein paar Stunden auf eines der heißumkämpften Miniaturpaddocks gestellt wurde. Die waren natürlich auch nur für die Privatpferde. Aber deren gab es viele im Stall und Paddocks eher wenig. Ohne die Kinder, die sich um ihn gekümmert haben hätte er wohl nie auf ein Paddock gedurft. Denn der Stallbetreiber stellte die Pferde gegen Aufpreis nur auf die Koppel - aber die Arbeit sie auf die Paddocks zu stellen, die machte er sich nicht mal gegen Aufpreis. Das musste man selber tun.
Tja, und dann fing er an sich zu schubbern. So zu schubbern, daß die Wand in seiner Box blutig war. Vom Schweif war innerhalb kürzester Zeit nicht mehr viel übrig. Die üppige Mähne, die ich gelernt hatte einzuflechten, um sie beim Galoppieren nicht ins Gesicht zu bekommen, riss er sich am Futtertrog büschelweise aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihn vielleicht 4 Wochen. Es war Juli. Ich fragte den Stallbetreiber um Rat. Er sagte, da könne man nichts machen. Ich holte den Tierarzt. Der versorgte mich mit teuren, aber nutzlosen Dingen. Ich holte eine Heilpraktikerin. Auch sie versorgte mich mit teuren Dingen. Allerdings war es nun inzwischen November geworden und so schienen die Mittel der Heilpraktikerin zu wirken.
Den Winter über besorgte ich mir Bücher über Bücher und las und las und las. Im Februar wusste ich, daß wir den Stall verlassen würden - für meinen Galan. Anna und ich würden all die wirklich lieben und netten Menschen verlassen, die uns bis dahin immer geholfen und uns unterstützt hatten. Uns, die wir so gar nichts über Pferde wussten und auf jede Hilfe angewiesen waren, die wir kriegen konnten. Aber ich wusste nun, daß das Leben, das Galan führte unmöglich war und er da raus musste.
Ich wußte immer noch nichts über das Sommerekzem. Ich wußte noch nicht einmal den Namen. Es war aber erst Februar und sein Langhaar war über den Winter recht schön nachgewachsen und ich war überzeugt, daß er in einer anderen Umgebung mit dem Scheuern erst gar nicht mehr anfangen würde. Im März fing er wieder an. Es war nicht so schlimm wie in Jahr davor. Aber es war ja erst März und ich hatte den ganzen Winter fleissig Mineralfutter zugefüttert. Irgendwie schwante mir, daß es ein Mangel an Nährstoffen sein könnte, da die Pferde nur Hafer und Heu bekamen.
Im April hatte ich den optimalen Stall gefunden. Täglicher Koppelgang im Sommer. Auf grossen Koppeln, auf denen sogar Gras wuchs. Oh Wunder!!! Bei gegenseitigem Verstehen auch mit Pferdekumpel. Im Winter Paddock. Auch täglich und riesengross. Die Boxen fast doppelt so groß wie im alten Stall. Sogar noch näher bei mir zuhause. Nur daß ich hier nie mehr das Gefühl hatte nachschauen zu müssen. Einziger Wehrmutstropfen: Keine Halle, nur ein unbefestigter Reitplatz, der bei Regen und im Winter unbenutzbar war. Aber eine Halle war geplant - also nur eine Frage der Zeit. Aber ich wollte ja eh nur "freizeitmäßig" reiten. Gelände war da und wunderschön. Reiten konnte ich ja. Hatte schliesslich schon 1 Jahr ein eigenes Pferd.
Hier hörte ich von den hiesigen Stallbetreibern zum ersten Mal vom "Sommerekzem".
Jetzt hatte ich endlich eine "Diagnose" für die Scheuerei meines Pferdes. Was mir kein Tierarzt, keine Heilpraktikerin, kein Reitlehrer im anderen Stall sagen konnte oder wollte - hier erfuhr ich es. Ich stürzte mich ins Internet, suchte gezielt und wurde fündig. Leider zu diesem Zeitpunkt noch nicht hier. Ich liess sein Blut untersuchen und fütterte gezielt die fehlenden Dinge. Ich wusch und schmierte - und es wurde besser. Aber im Sommer war er auch jetzt hinten kahl und die Mähne schor ich ihm kurz. Allerdings war er nicht mehr blutig. Die Haut war oft geschwollen und heiss. Die Haut am Mähnenkamm schuppte. Aber trotzdem - dieser Sommer war viel besser als der erste mit ihm.
Ich beschäftigte mich nicht nur viel mehr mit Büchern über die Natur, Gesundheit und Ernährung von Pferden, sondern ich wollte reiten lernen. Richtig. Nicht nur so wie bisher.
Ich nahm im neuen Stall Reitstunden und merkte, daß Reiten lernen ganz schön anstrengt. Da kam man richtig ins Schwitzen. Eigentlich brauchte ich das ja gar nicht, da ich mit Galan ja alles machen konnte. Ich war bei jedem Gruppenausritt ein gern gesehener Teilnehmer, da Galan an allem, was die anderen Pferde schier hysterisch werden ließ vollkommen ruhig und unbeeidruckt vorbeiging. Eine sogenannte "Lebensversicherung". Also fielen die Stunden immer öfter aus. Wer plagt sich schon gern wenn er eigentlich gar nicht muss. Aber Reiten lernen wollte ich schon auch. Mit Galan musste ich das aber nicht. Da schien es mir ich könne es schon. Anna hatte im neuen Stall eine Ponystute "adoptiert", die verwaist war. Die Besitzer, ein älteres Ehepaar, deren Enkeltochter das Pferdchen "abgelegt" hatte freuten sich, daß ihre "Sandy" nun wieder jemanden hatte, die sich um sie kümmerte. So einigten wir uns und ich übernahm alle laufenden Kosten für das Pferd aber nicht das Eigentum an ihm. Anna fühlte sich auf der kleineren Sandy viel wohler als auf Galan. Sie war ja erst 8 Jahre alt und konnte ohne Aufsteighilfe nicht mal rauf auf ihn.
Und ich kam noch immer nicht wirklich weiter mit meiner Reiterei.
Es wurde Herbst, das Ekzem wurde erst schlimmer und dann, als der Winter kam wieder besser. Jetzt wusste ich das schon und es regte mich nicht mehr auf. Ich wusste auch, wie ich es einigermassen in Griff halten konnte. Damit mußte ich zufrieden sein.
Über den Herbst und Winter kam mir immer öfter der Gedanke, ein anderes Pferd zu kaufen. Aber was sollte mit Galan werden? Wie sollte ich für ihn Menschen finden, die mit seinem Problem umgehen können und bereit sind zu tun, was zu tun ist? Ihn selber behalten? Wo ich doch nicht mal die Zeit für ein Pferd hatte? Ich hatte inzwischen eine ganz liebe Reitbeteiligung für ihn gefunden. Kostenlos. Ich wollte nur, daß er geritten wurde, da ich eben oft über die ganze Woche nicht weg konnte. Und Anna ritt ihn inzwischen gar nicht mehr.Mehrere Reitbeteiligungen? Da war mein Mann dagegen - wegen der Haftungsfrage. Ein halbes Jahr kämpfte ich. Ich verlor in dieser Zeit 8 Kilo. Aber ich wusste, ich würde nie reiten lernen, wenn ich ihn behalte. Einfach, weil ich nicht musste. Er machte es mir zu leicht. Ich weiss nicht, ob es hier einer verstehen kann. Aber es war wirklich so. Also beschloss ich ihn zu verkaufen. Schon da habe ich geweint. Und da hatte ich ihn noch.
So, an dieser Stelle mache ich für heute Schluss. Es wird schon bald Mitternacht.
Vielleicht ist das ja auch gar nicht so interessant oder wichtig was ich alles schreibe. Es hat ja auch nicht alles mit dem Ekzem zu tun. Aber es ist eben unsere Geschichte. Wenn ich weiterschreiben soll, dann werdet ihr mich es schon wissen lassen. Ich würde mich freuen.
Alles Liebe
Christine
Tina fuer Batista
M-Member

Beiträge: 1038


 

Gesendet: 08:26 - 06.03.2004

Guten Morgen Christine!

BITTE BITTE schreib weiter. Ich sitz hier gerade gemütlich mit meiner Müsli-Schüssel und bin super gespannt wie das mit deinem Galan weitergeht.

Das mit dem Reiten lernen wollen aber nicth müssen kann ich super gut verstehen. So eine Zeit hatte ich "früher" auch, bis ich meine Leidenschaft dafür entdeckt habe Pferden zu helfen die ihre besitzer nicht verstehen. ich schreibe das extra sorum da es in meinen augen eigentlich nicht "problempferd" sonder "problembesitzer" heißen sollte. was ich da so alles erlebt habe... jetzt bin ich bei meinem eigenen kleinen pferdchen angelangt der anfangs eigentlich den glauben in die zweibeinigen wesen fast aufgegeben hat und jetzt, nach nur 14 Monaten, sich wirklich für mich hinstellt und für mich kämpft. Wir hatten zusammen letzten Sommer einen Unfall und selbst da (wo ich es wirklich verstehen hätte können wenn sein vertrauen noch nicht so groß ist) ist er bei mir geblieben und hat gewartet bis ich wieder bei bewusstsein war. er hat mich nachhause geführt weil ich mich nicht mehr ausgekannt hat. er hat mir sich komplett in meine hände gelegt und das war und ist bis heute der größte liebesbeweis den ich je von einem lebewesen erfahren habe. er ist auch an sommerekzem erkrankt und es zerreißt mich schier zu wissen, dass es jetzt dann wieder losgeht....
Also liebe Christine ich freu mich auf deine weiteren Erzählungen!
Liebe Grüße Tina
Skyfly
Moderator

Beiträge: 2613


 

Gesendet: 09:00 - 06.03.2004

Hallo liebe Christine,

erstmal muss ich hier loswerden, dass ich total froh bin, dass Du es nun doch ins Forum geschafft hast! Und wenn ich Deine bzw. Galans Geschichte höre, kann ich nur sagen: es hat sich auf alle Fälle gelohnt, am Ball zu bleiben, dass Du doch noch hierher findest!

Ich finde - neben dem inhaltlichen Aspekt - dass Du die Geschichte auch supergut geschrieben hast. Ich kann mich so richtig in Deine Lage versetzen und Deine Gefühle und Dein Handeln nachvollziehen.

Also, ich bin auch sehr gespannt!

LG Birgit
Brinchen
M-Member

Beiträge: 1320


 

Gesendet: 14:13 - 06.03.2004

Hallo Christine!

Ich interessiere mich auch sehr für die Fortsetzung von Galans Geschichte. Hast du ihn denn verkauft???

Bitte weiter schreiben!

LG
Sabrina
Christine
registriert

Beiträge: 6


 

Gesendet: 15:04 - 06.03.2004

Hallo alle miteinander,

hier bin ich wieder.
Ich habe mich sehr über eure positive Resonanz gefreut. Als ich meinen Beitrag gestern nacht abgeschickt hatte, da war mir erst gar nicht mehr so wohl. Ich dachte, jetzt hätte ich zuviel unwichtiges Zeugs geschrieben, daß nun wirklich nur mich interessiert und sonst keinen. Aber irgendwie juckte es in meinen Fingern und die Worte flossen nur so aus mir heraus - obwohl ich schon todmüde war. Eigentlich gehe ich zwischen
20 Uhr und 21:30 ins Bett. Dafür stehe ich aber um 5 Uhr wieder auf.
Bevor ich euch die Geschichte weitererzähle, möchte ich noch anmerken, daß meine Reiterei eine ganze lange Weile (ca.3Jahre) meine
Ehe sehr belastet hat. Das habe ich in meinem ersten Bericht ausgelassen. Aber das hat auch in meine Zeit mit Galan gehört. Es gab viel Streit, weil ich der Meinung meines Mannes nach zu häufig im Stall war und meine Pflichten zuhause und im Geschäft vernachlässigt habe. Die Ursache war aber eigentlich Unzufriedenheit mit seiner Situation. Viel Arbeit, kein Ausgleich, keine Freizeit, immer das Gefühl: ich muss immer dasein, alle anderen können sich freimachen nur ich nicht. Bewusst wurde ihm das erst, als ich ausgeglichen und zufrieden war, da ich endlich etwas gefunden hatte, bei dem ich abschalten konnte und mir auch die Zeit dazu nahm. Nicht während den Geschäftszeiten, aber abends oder am Wochenende. Wir haben viel gestritten und irgendwann, als es kurz vor knapp war, fingen wir an miteinander zu reden. So kamen die Wünsche, Hoffnungen, Ängste, Bedürfnisse die wir hatten nach und nach raus. Wir lernten es auszusprechen wenn wir etwas wollten und nicht drauf zu warten bis der andere von alleine draufkommt. Inzwischen hat mein Mann angefangen Marathon zu laufen und jetzt lernt er seit fast 2 Jahren Gitarre. Heute ist mein Pferd kein Problem mehr. Im Gegenteil, wenn ich an einem meiner üblichen Stalltage nicht fahre, weil es mir nicht ausgeht, dann fragt er mich schon: "Fährst du heute gar nicht in den Stall?"
Ihr seht, meine Zeit mit Galan war nicht unbeschwert. Aber ohne ihn hätten wir den "Turn around" in unserer Beziehung und unserem beruflichen Alltag nicht geschafft. Seine Anwesenheit hat den (schmerzhaften) Anstoß zum Umdenken gegeben und die Notwendigkeit des Handelns aufgezeigt. Und wer weiß, wie die Geschichte mit uns beiden (meinem Mann und mir) ohne Galan ausgegangen wäre?
So, jetzt zurück zu meiner Geschichte:
Galan hatte sich in diesem einen Jahr im neuen Stall unglaublich in seiner "Persönlichkeit" entwickelt. Er war munterer, fleissiger, aufmerksamer geworden. Dieses neue Leben, das einfach ein ganz normales Pferdeleben war tat ihm unheimlich gut. Nur sein Ekzem war noch immer da. Mit der Zeit hatte ich gelernt es in Schach zu halten. Es war wie bei euch eine Mischung aus Ernährung (kein Hafer mehr, dafür Hesta-Mix f. Isländer), dem geeigneten "Schmiermittel" (bei uns war das Schwarzkümmelöl), dem Beachten von Tageszeiten was die Koppelgänge anging, intensivem Mückenschutz und sorgfältiger Pflege der gestressten Haut durch regelmässiges Auswaschen der öligen Rückstände. In diesem Frühjahr wurde ich für meine Mühe von meinem Pferd damit belohnt, daß es im April noch kaum bis gar nicht scheuerte.
Und jetzt wollte ich ihn verkaufen. Ausgerechnet jetzt, da ich endlich einen Silberstreifen an der Ekzemfront hatte. Aber ich sah das positiv. Wenn ich dem neuen Besitzer, den ich natürlich sorgfältigst aussuchen würde, die "Bedienungsanleitung" für ein fast symptomfreies Pferd mitliefern könnte, dann wäre auch die Tatsache, daß er ein Ekzemer war, vielleicht nicht so entscheidend. Meine Stallbetreiber rieten mir, ihn zum Händler zu geben. Es wäre der gleiche Händler gewesen, bei dem ihn schon der Reitschulbetreiber gekauft hatte. Das kam nicht in Frage. Ein Haflinger mit Sommerekzem. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was dort aus ihm würde. Wenn ich ihn nicht an eine Privatperson verkauft kriegte, dann würde ich ihn behalten. Zum Händler - niemals!!!!
Im April begann ich mit der Veröffentlichung von Verkaufsanzeigen. Bald kamen die ersten Anrufe. Hat einer von euch schon mal ein Pferd verkauft? Ja? - dann wisst ihr was das bedeutet.
Nein?- das ist der Titel eines neuen Berichts. Meine Erlebnisse bei diesem "Pferdeverkauf" waren sogar der Zeitschrift "Pferdebörse" einen Beitrag wert. Soviel dazu.
Es war Mitte Mai, Galan hatte immer noch volles Schweifhaar. Er juckte sich zwar aber es war harmlos wie noch nie. Die Mähne hatte ich ihm vorsichtshalber wieder kurzgeschoren. Auch um die Haut drunter besser pflegen zu können.
Drei Handvoll Interessenten waren inzwischen durch den Stall gepilgert, hatten mein Pferd probegeritten, rumgemäkelt, gehandelt, mir die Zeit gestohlen und mich teilweise echt geärgert. Ich hatte einen Festpreis für ihn und wollte auch nicht handeln. Nach dem Motto: Was nichts kostet, ist auch nichts wert und wird demzufolge auch nicht gepflegt. Und Pflege brauchte er um sich nicht mit seinem Ekzem zu quälen.
Jeder der anrief wurde von mir sofort über sein Sommerekzem informiert. Die meisten wussten gar nicht das es so was gibt. Es interessierte sie auch nicht sonderlich. Der Preis war viel wichtiger. Diese Leute sortierte ich schon am Telefon aus.
Die, die es kannten und sagten es wäre kein Problem für sie, liess ich kommen. Aber es klappte nie - aus den verschiedensten Gründen. Bei manchen sagte ich nein. Andere wieder meldeten sich nicht mehr oder sagten mir ab. Ein schönes Erlebnis hatte ich auch: der Besitzer von Galans Vater und Großvater rief mich eines Tages an. Er hatte meine Fotoanzeige im Pferdemarkt gesehen und Galan für seinen Hengst Gidran (Galans Vater) gehalten. Der Mann wohnte in der Gegend von Nürnberg, besaß dort ein Reitsportgeschäft und verkaufte unter anderem auch den Pferdemarkt.
Er war mit Galans Vater (zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre und kerngesund) und Großvater (zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre und im Ruhestand) deutscher Meister im Viererzugfahren geworden.
Er besaß beide noch und schwor auf deren Charakter. Da er (inzwischen nur
noch freizeitmäßig) Kutsche fuhr und Galans Vater immer noch einspannte überlegte er, den Sohn dazuzukaufen. Auch, weil er von dieser Linie so begeistert war und Vater und Sohn sich glichen wie ein Ei dem anderen.
Galan war sogar auf seinem Hof "entstanden". Das Haupt- und Landesgestüt Schwaiganger hatte den Hengst Gidran damals bei ihm stehen und Galans Züchter ließ seine Stute bei ihm decken. Galan kam ursprünglich auch aus der Gegend um Nürnberg. Er telefoniert für mich mit dem Züchter, der ihn aus seinen früheren, aktiven Haflingerzüchtertagen kannte und befragte ihn zu Galans Werdegang. Weder Vater, Mutter noch die Großeltern hatten ein Sommerekzem. Verkauft wurde Galan als 3-jrg. angeritten an eine Familie mit einem ca. 12-jhrg. Sohn. Die können ihn aber nicht lange behalten haben, da er 4-jhr. bereits in der Reitschule war. So, jetzt kannte ich also auch die Vorgeschichte meines Pferdes. Wenigstens zum Teil.
Der Mann kam auch um sich Galan anzusehen. Er gefiel ihm, entsprach seinen Erwartungen und er würde sich wieder melden. Bei einem späteren Telefonat stellte sich aber heraus, daß er finanzielle Probleme hatte und das Pferd umsonst wollte. Also - wieder nichts.
Inzwischen war es fast Ende Mai und ich war ziemlich genervt. Für dieses Jahr wollte ich Schluß machen und mein Pferd geniessen. Die letzte Anzeige war an einem Freitag in der Zeitung gewesen und es hatte sich niemand mehr gerührt. Für mich war die Sache vorerst mal erledigt.
Am Dienstag rief eine junge Frau an und fragte nach dem Pferd in der Anzeige. Wir machten einen Termin für den gleichen Tag am Abend aus. Sie wollte das Pferd erst anschauen und bei Gefallen einen zweiten Termin zum Probereiten ausmachen. Meine Stallbetreiber hatten inzwischen schon Mitleid mit mir. Ich sagte ihnen, daß dies für dieses Jahr mein letzter Versuch wäre - danach ist Schluss. Die junge Frau kam, Anna ritt ihr Galan vor, wir unterhielten uns und sie schien die Idealbesetzung für mein Pferd zu sein: über 30 Jahre alt, hatte schon mehrere Pferde besessen, suchte ein reines Freizeitpferd, mit dem sie ein bisschen dressurmäßig arbeiten könne (Galan war bis A-Dressur ausgebildet und hatte regelmäßigen Beritt gehabt).
Sommerekzem kannte sie, hatte kein Problem mit der intensiven Pflege.
Als sie an diesem Tag den Stall verliess sagte meine Stallbetreiberin zu mir: "Die kauft ihn". Ich glaubte es nicht. Am nächsten Tag kam sie wieder und ritt ihn Probe. Wir unterhielten uns nochmal ausführlich und ich ging im Preis deutlich runter, da ich in ihr die optimale Besetzung für mein Pferd sah. Der Preis war von Anfang an nur da um Galan zu schützen. Vor Menschen, die sich schnell ein billiges Pferd zulegen wollten - und sich, wenn nötig, genauso schnell wieder davon trennen würden. Sie sprach von Lebensstellung. Galan war verkauft - und ich kippte fünf Schnaps hintereinander und heulte Rotz und Wasser.
Obwohl sie ziemlich weit vom Stall weg wohnte wollte sie ihn dort stehen lassen. Zum Glück war neben Galan noch eine Box frei, sonst hätte ich meinen Pferdekauf in den Wind schreiben müssen, denn in einen anderen Stall zu gehen kam und kommt für mich nicht in Frage.
Claudia, so hieß die neue Besitzerin bot mir an ihn zu reiten so oft ich wollte. Ich war ja jetzt pferdelos. Ein neues Pferd hätte ich mir nie gekauft bevor ich Galan nicht in guten Händen wusste. Meine Stallbetreiber, denen ich voll vertraute und vertraue, sicherten mir zu mich zu einem ihnen gut bekannten Händler zu begleiten. Fast alle Pferde aus unserem Stall sind von diesem Mann und alle sind in Ordnung und passen zu ihren Besitzern und deren Fähigkeiten. Galan war eben auch von diesem Händler.
Zwei Wochen hing ich zuhause rum und fuhr nicht mehr in den Stall. Ich schaffte es nicht Galan anzuschauen. Geritten hätte ich ihn nie. Er war jetzt nicht mehr mein Pferd. Ich wusste gar nicht, wie ich diesen Stall überhaupt jemals wieder betreten sollte. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Claudia bleiben würde. Sie hatte so ein langes Stück zu fahren und bei ihr um die Ecke gab es mehrere Anlagen. Jetzt merkte ich, daß ich Angst hatte, sie würde ihn nicht richtig pflegen oder behandeln und ich müßte nun zuschauen. Das belastete mich sehr.
Aber als ich meine Tochter in den Stall fuhr nahm mir meine Stallbetreiberin alle Sorgen. Sie kümmerte sich und machte und tat.
Ich konnte mit ruhigem Gewissen zum Pferdekauf schreiten.
So beginnt ein neues Kapitel mit Namen Argostino. Seines Zeichens Oldenburger, damals 6-jhrg., Stockmaß 1,68 m, ekzemfrei, ungebildet aber gutmütig und längst nicht so gelassen und stoisch wie Galan. Diese Geschichte lasse ich aber aussen vor. Es geht weiter mit Galans Geschichte.
Es dauerte gar nicht so lange, da ritt ich Galan an den Wochenenden, da ich mit meinem neuen Pferd am Anfang gar nicht so gut zurechtkam. Ich lernte nun endlich Reiten.
Mehrere Stürze waren die Folge. Aber ich bereute nichts. Ganz eigenartig. Wenn ich denn mal wieder im Dreck lag ging ich in mich und fragte mich, warum ich mir das antat. Wo ich doch ein perfektes Pferd gehabt hatte. Glaubt es mir oder auch nicht: ich hätte nicht mehr getauscht. Ich musste nun reiten lernen. Das hatte ich gewollt. Sonst hatte ich keine Chance. Was mir mit Argo passierte wäre mir mit jedem anderen auch passiert. Galan ritt ich am Wochende, da Claudia da keine Zeit hatte und ich mit Argo weiss Gott noch nicht alleine oder auch in der Gruppe rauswollte. Ich war froh wenn ich auf dem Platz zurechtkam und sehnte mich nach der Fertigstellung der Halle, die den Sommer über im Bau war. Jetzt drückte ich mich nicht mehr um die Reitstunden.
Mit der Zeit lernte ich Claudia besser kennen und schätzte sie nicht mehr ganz so ein wie bei unserer ersten Begegnung. Aber sie ging hervorragend mit Galan um - also mochte ich sie. Allerdings stellte ich fest, daß sie ein ruheloser Mensch war, immer auf der Suche nach was "Besserem". Egal ob Auto, Wohnung, nie war sie zufrieden. Ich glaube in den paar Monaten, in denen sie bei uns war hatte sie 3 oder 4 Autos. Und immer war das jeweilige Aktuelle das beste und tollste - bis der nächste kam. Dann war das, was an dem letzten Auto so toll gewesen war genau der Grund warum sie es nicht mehr haben wollte. Aber Galan ging es gut. Was gingen mich ihre Autos an.
Irgendwann suchte sie mit ihrem Mann ein Haus. Die Wohnung war ihr zu klein. Im Oktober/November war es soweit. Sie zog um. Jetzt war der Weg in den Stall wirklich zu weit. Sie suchte sich an ihrem Wohnort einen neuen Stall. Erst war es furchtbar für mich gewesen, daß Galan blieb, jetzt war es schlimm als er fort ging.
Aber wir hielten Kontakt. So rief sie mich dann kurz nach ihrem Umzug an, daß Galan eine Fesselträgerverletzung hatte. Er musste stehen und sie war ungeduldig. Ich hörte es aus ihren Sätzen. Sie wollte reiten. Ich fragte nach und erfuhr, daß sie einen alten Bekannten aus Turniertagen getroffen hatte. Ein professioneller Bereiter, der Galan dressurmäßig geritten hatte. Damit sie mehr mit ihm arbeiten könne. Galan war gut konditioniert aber sicher nicht für gehobene Dressurklassen. Ich denke, sie hatten ihm zuviel zugemutet und so kam es zu der Sehnenverletzung.
Sie rief mich öfter an. Mal war es besser, dann wieder schlechter. Der Tierarzt war da, behandelt wurde auch. Aber ihr fehlte die Geduld. Sehnenverletzungen brauchen Zeit. Die wollte sie ihm nicht geben. Sie wollte reiten. Es fiel das Wort Metzger. Mich packte die Panik.
Eines Tages klingelte das Telefon. Claudia war dran. Mir war schlecht.
Sie wollte ihn verkaufen. Das neue Pferd stand schon im Stall. Ob ich ihn sehen wollte und natürlich ihren Neuen. Mir war noch schlechter.
Ich wusste, jetzt muss es schnell gehen. Sie würde nicht lange zwei Pferde finanzieren wollen. Ich stürzte mich ins Internet, in die Foren, die mir bekannt waren und in denen ich auch schon gepostet hatte. Sie nannte mir einen Betrag den sie haben wollte. Ich fand einige Interessenten, deren e-mail Adressen ich an sie weitergab. Es war auch eine Frau darunter, die im Auftrag einer Bekannte für einen dritten um ein braves Pferd fragte. Mit ihr telefonierte ich sogar. Die Bekannte hatte einen Reitstall und dort sollte das Pferd unterkommen. Diese Bekannte hatte auch Erfahrung mit Ekzemern, da sie in ihrem Stall mindestens einen Ekzemer stehen hatte.
An einem Sonntag besuchte ich Claudia und Galan. Er sah gut aus. Er wurde wieder leicht geritten. Kein Lahmen.
Sie redete nur von ihrem Neuen. Ich fragte nicht mal wie er hieß. Es interessierte mich nicht. Ich weiss nicht mal mehr welche Farbe er hatte. Als ich von den vielen "Zufällen" hörte wie sie an dieses Pferd aus Westfalen gekommen war wurde mir wieder schlecht.
Am Montag rief mich die Dame aus dem Internet an. Ihre Bekannte und der Interessent waren da gewesen und hatten Galan gekauft. Claudia hatte mehr velangt als die Summe, die sie mir genannt hatte. Ich entschuldigte mich. Die Dame sagte, das würde nichts machen. Das Pferd wäre einfach toll für die Kinder des Mannes und ihn selber. Jetzt würde er erst mal richtig auskuriert. 9 Monate keine Arbeit, nur Führen.
Im Sommer 2003 habe ich ihn besucht.
Das Ekzem war wieder schlimmer, da sie ihn gleich in die Herde in den Offenstall liessen. Vom Ekzem war gar nichts mehr zu sehen gewesen. Es ging ihm ja schon so gut.
Er war so verträglich mit den anderen Pferden aber er traute sich nicht in den Unterstand zu den anderen. Er war ja neu. So stand er ein paar Tage in der Hitze und den Mücken. Da fing das Jucken wieder an.
Die Reitstallbetreiberin war wütend auf sich, da ihr so eine Dummheit passiert ist. Sie haben das sofort korrigiert und ihn zwar rausgelassen aber zu dem Zeitpunkt reingeholt, wenn ihre anderen Ekzemer rein wollten. Der Schweif sah trotzdem schon wieder schlimm aus.
Heuer wollen sie mit Eigenbluttherapie anfangen.
Ich hoffe es bringt was.
Vielleicht besuche ich ihn wieder.
Der neue Besitzer hat dort ein Pferd stehen, daß er schon seit über 20 Jahren besitzt und das nun das Gnadenbrot bekommt. Das lässt mich hoffen. Für Galan.
Mit Claudia habe ich keinen Kontakt mehr. Sie rief mich am Montag nach dem Verkauf an, um mir die Neuigkeit mitzuteilen, die ich ja schon wusste.
Ich sagte ihr meine Meinung. Auch zu der Preisfrage. Da stand ich da, wie ein Idiot. Seitdem hat sie sich nicht mehr bei mir gemeldet. Das macht mich aber nicht wirklich traurig. Ob sie ihr neues Pferd noch hat?? Wenn ja - wielange noch?!? Angeblich ist sie schon wieder umgezogen - in einen anderen Stall. Noch schicker.
Aber das kann mir egal sein.
So jetzt kennt ihr unsere Geschichte. Jetzt, da ich mir das alles runtergeschrieben habe bin ich ganz traurig. Schön war sie ja wirklich nicht - diese Geschichte. Und ob es ein Happy-End gibt? Das ist auch nicht raus. Für mich habe ich gelernt, daß ich nie wieder ein Pferd verkaufen werde. Argo muß nun bei mir alt werden. Nochmal schaff ich das nicht. Das würde mich zerreissen.
Ich hoffe, der zweite Teil hat euch auch gefallen.
Ich würde es mir wünschen.
Alles Liebe
Christine
PS: Vielleicht mal im Chat?
Brinchen
M-Member

Beiträge: 1320


 

Gesendet: 15:37 - 06.03.2004

Hallo Christine!

Das ging aber schnell mit dem Rest der Geschichte!
Tja, irgendwie traurig, aber der Schluß läßt doch zu hoffen. Und du hast einen Vorteil: Du weißt wo du Galan findest.
Viele haben nach einem Verkauf gänzlich die Spur des Pferdes verloren.
Du kannst jederzeit anrufen, oder hinfahren und nach ihm schauen, wenn dir danach ist. Ich finde was du vom neuen Besitzer geschrieben hast, hört sich gut an. Scheint wirklich keiner zu sein, der sein altes Pferd (oder Krankes, schließlich hat er ja auch ein Pferd gekauft, dass erstmal schonend geritten werden muß) gegen neu tauscht. Sondern gibt ihm sein Gnadenbrot. Und die Stallbetreiberin scheint sich ja auch drum zu kümmern und sich Gedanken zu machen.

LG
Sabrina
Tina fuer Batista
M-Member

Beiträge: 1038


 

Gesendet: 17:44 - 08.03.2004

Ich hab mich so gefreut dass du weitergeschrieben hast.
Und natürlich wünsch ich mir dass dein Hafi da einen Platz fürs leben gefunden hat.
Ich hab noch nie ein Pferd verkaufen müssen, weil Batista mein erster eigener ist und ich hoffe ich komme nie in die Lage wo ich das machen muss.
Wie geht es dir jetzt mit deinem Argo?
Wie hast du Galan genau behandelt?
Liebe Grüße
Christine
registriert

Beiträge: 6


 

Gesendet: 19:33 - 08.03.2004

Hallo Tina,

ich danke dir und allen anderen, die mir geantwortet haben für euer Interesse.
Es ist zwar schon fast drei Jahre her, daß ich Galan verkauft habe aber ich denke immer noch an ihn. Ich hatte, wie ich ganz am Anfang schon erwähnt habe, dieses Forum schon eine ganze Weile "entdeckt" gehabt. Aber als ich es gefunden hatte, war mein Ekzemer ja schon in anderen Händen. So hatte ich das Gefühl, daß ich eigentlich hier gar nicht mehr posten könne. Wenn da nicht Birgit gewesen wäre, die mich immer wieder angestoßen hat. In der Zeit, als ich Galan besaß habe ich natürlich viele Dinge ausprobiert (genau wie die meisten hier) und die unterschiedlichsten Erfahrungen gesammelt. Von "wurde schlechter" über "rührt gar nicht an" bis hin zum "Volltreffer". Am meisten enttäuschten mich die Leute, von denen ich die eigentlich Hilfe erwartete. Tierärzte und Heilpraktiker. Von keinem bekam ich die Diagnose "Sommerekzem". Keiner hat ein Blutbild gemacht um die Ursachen zu finden, als die Mittel, die sie mir gaben nicht anschlugen. Wenn ich mir aber die Berichte und die Dokumentationen über eure Pferde durchlese, dann war es ein Sommerekzem. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß das Sommerekzem den verschiedenen Tierärzten, die ich am Pferd hatte, allen unbekannt war. Wollten die mich alle ausnehmen? Oder wollten sie nicht sagen, daß es eigentlich keine Heilung gibt? Wie war das bei euch? Hat einer von euch vom Tierarzt echte Hilfestellung bekommen? Ich habe ja nicht mal eine Diagnose und einen guten Rat gekriegt.
Galan war das einzige Pferd mit einem Ekezem, das ich kannte. Ich habe mich natürlich gefragt, wie er es entwickelt hat. Vielleicht könnt ihr zu meinen "Ideen" Stellung nehmen.
Wie ihr ja aus meinen (gründlichen) Ausführungen wisst, hat er die ersten drei Jahre ganz normal beim Züchter art- und pferdegerecht an frischer Luft verbracht. Da war definitiv noch nichts. Dann fehlt mir ein Jahr in seiner Geschichte. Das ist die Zeit, nachdem ihn der Züchter an diese Familie mit dem 12-jhrg. Jungen verkauft hatte. War der Grund warum sie ihn zum Händler gaben das Auftreten des Ekzems? Ich vermute eher nicht. Ich denke, der Junge kam mit einem grade angerittenem Jungpferd ohne Ausbildung einfach nicht zurecht. In der Reitschule sah er dann ca. vier Jahre keine Sonne. Ausser an den Wochenenden für eine Stunde beim Reitschulausritt. Der normale wöchentliche Unterricht fand ausschliesslich in der Halle statt. Hier liegt für mich die Krux.
Ich habe, als ich ihn gekauft hatte dafür gesorgt, daß er soviel wie möglich raus kam. Es war Ende Mai, Anfang Juni als ich ihn übernahm. Also Sommer. Wahrscheinlich waren die Sonne und die damit verbundenen Kriebelmücken zuviel für seine Haut, die ja praktisch entwöhnt war. Er stand zwar nicht den ganzen Tag draussen aber ein paar Stunden täglich waren es schon. Ausserdem hatte ich keinen Einfluss auf die Tageszeit, zu der dies geschah. Am Ende bin ich aus diesem Grund schuld an seinem Ekzem. Ich bin ausserdem der Überzeugung, daß die Haltung und Behandlung, die er über all die Jahre in der Reitschule als Schulpferd hatte ihn psychisch ziemlich "belasteten". Ich weiss das klingt ein bisschen überspannt aber ich weiss es nicht besser auszudrücken. Kann die Seele dran Anteil haben? Galan war immer ein eher grantiger Zeitgenosse. Meist hatte er im Umgang mit Menschen die Ohren hinten. In der Box konnte er schon gar keinen leiden. Er hat aber niemals jemandem was getan. Er wollte nur von Menschen nicht mehr allzuviel wissen. Ich hatte dafür Verständnis, wenn es mir auch wehtat, daß es sich in den zwei Jahren, in denen ich ihn hatte und sich seine Umstände immer verbesserten, nicht legte. An diesem "unfreundlichem Wesen" scheiterte übrigens auch einmal ein Verkauf. Die Mutter, des Mädchens, die das Pferd bekommen sollte, hatte Angst vor ihm. Sie wäre es jedoch gewesen, die ihn täglich füttern, misten, raus- und reinstellen sollte.
Behandelt habe ich ihn über die Fütterung mit Hesta Mix haferfrei. Das ist ein Spezialfutter für Isländer. Dann habe ich ihm Zink zugefüttert. Eingeschmiert habe ich ihn nach jedem Reiten mit Schwarzkümmelöl. Und zwar Schweifrübe und Mähnenkamm. Ein bis zweimal wöchentlich habe ich ihm Schweifrübe und Mähnenkamm dann gründlich ausgewaschen. Mückenschutz vor jedem Reiten war obligarorisch.
So, mehr fällt mir im Moment nicht ein. Wenn noch was dazukommt später mehr.
Derweil viele Grüße
Christine
Heike Börner
L-Member

Beiträge: 760


 

Gesendet: 20:12 - 08.03.2004

Hallo Christine,
das hast du toll geschrieben.
Mir ist Galan durch die Geschichte richtig ans Herz gewachsen.
Leider zeigt deiner Geschichte, das man wirklich wenig Hilfe vom TA zu erwarten hat .
Auch ich habe lange Zeit gesucht, um geeignete Mittel zu finden und ein TA oder Heilpraktiker waren dabei nicht förderlich, aber sie haben auch an mir gut verdient .
Ansonsten möchte ich noch sagen, hier wird ja nicht nur vom SE geschrieben und es wäre schön, noch öfters von dir zu hören.
LG Heike
Lind
Boardjährling

Beiträge: 68


 

Gesendet: 22:25 - 08.03.2004

Hallo Christine,

ich hab deinen Bericht regelrecht verschlungen. Du kannst wirklich ganz toll schreiben und dabei deine Gefühle vermitteln.

Ich glaube nicht, dass du am Sommerekzen "schuld" bist. Es kann sicher sein, dass Galans Haut empfindlich auf Sonne und Mücken reagiert hat, aber Sommerekzem ist eine Veranlagung, die das Pferd hat. Das SE hätte auch so ausbrechen können. Es ist sehr oft so, dass Pferde ihre ersten Lebensjahre beschwerefrei leben und irgendwann bricht es aus.
Warum weiß man meistens nicht.

Die Psyche spielt ganz sicher eine Rolle. Eine meiner Ekzemerstuten wurde mit 14 Jahren an ein Gestüt mit Reitschule verkauft. Die ersten 4 Jahre hatte sie auf der Weide bei ihrer Züchterin verbacht, dann war sie 10 Jahre bei ihrer Besitzerin gewesen. Es war sicher ein Schock für die Stute, als sie in den Schulbetrieb wechselte - vor allem, wenn man die Stute kennt und weiß, dass sie eigentlich ein absolutes "Ein-Mann-Pferd" ist. Schon nach wenigen Wochen brach das Sommerekezem aus, obwohl ich weiß, dass man in dem Betrieb sehr auf die Schulpferde achtet und dass sie auch ganz artgerecht gehalten wurde. Ich denke, sie hat diese Umstellung einfach nicht verkraftet.

Meine andere Ekzemerstute ist 5 Jahre bei ihrer Züchterin gewesen, dann kam sie zum Beritt und von dort aus gleich zu uns. Sie stand dann schon über ein Jahr bei uns und dann brauch das SE aus. Warum? - Ich weiß es nicht. Die Stute wurde genauso gehalten und gefüttert wie die andere Ekzemstute - also eigentlich nicht ekzembegünstigend.

Mit unserem TA hab ich allerdings sehr gut Erfahrungen gemacht. Dass beide Stuten Sommerekzem haben wußte ich schon selbst - Diganose stellen mußte er also keine. Er meinte nur mal beim Impfen, ob ich schon mal daran gedacht hätte, sie homöopathisch zu behandlen und gab mir da ganz tolle Tipps, die auch viel bewirkt haben. Aber er interessiert sich auch sehr dafür und will auch immer wissen, wie ich gerade behandle und wie das wirkt.
cataluka
Moderator

Beiträge: 899


 

Gesendet: 14:30 - 10.03.2004

Hallo Christine!

Jetzt habe ich mir endlich mal die Zeit genommen, um mir Deine Geschichte mit Galan durchzulesen. Nachdem ich auch noch Tina`s Geschichte durchgelesen habe, brauchte ich gerade erst einmal ein Taschentuch!!!
Ich kann Dir nur sagen, das ganze ist reif für ein Buch. Du schreibst sehr Gefühlvoll und man sieht so richtig die Bilder vor sich, von Dir und Galan.
Ich selber habe auch vor ziemlich genau einem Jahr mein Pony Rico verkauft.
Meine Geschichte hierzu wäre sicherlich genauso lang wie Deine, deshalb schreibe ich sie jetzt hier nicht auf. Ich hatte Rico letztes Jahr verkaufen wollen, da ich mit ihm zum Schluß überhaupt nicht mehr zurecht kam. Er war immer schon ein schwieriges Pony, auch bedingt durch seine Vorbesitzerin. Er war damals ein Mitleidskauf. Aber da ich einen Sohn hatte und nun mehr Verantwortung, beschloß ich ihn zu verkaufen. Ihn wollte aber keiner haben, da er einen Menschen brauchte, der absolut keine Angst und viel Zeit für ihn hatte. Außerdem mußte man Rico immer wieder klar machen wer der Ranghöhere ist und das können viele nicht.
Ich hatte durch Zufall übers Internet ein neues Pferd gefunden. Der allerdings noch nicht wieder reitbar war und auch noch nicht feststand, ob er es jemals wieder sein würde. Deshalb beschloß ich mich, Rico erstmal zu behalten und ihn im darauffolgendem Jahr zu verkaufen. So hatte ich genügend Zeit einen guten Besitzer für ihn zu finden. Inzwischen kamen wir Beiden wieder besser klar, da Rico sich an sein neues zuhause wohl gewöhnt hatte. Ich hatte ihn im Dezember zu mir nach hause geholt.
Nachdem ich mein neues Pferd abgeholt hatte, rief 14 Tage später ein 13 Jahre altes Mädchen bei mir an, sie hätte gehört mein Pony wäre zu verkaufen. Sie hätte den Level 1 und das war für mich der ausschlaggebende Punkt, sie Probereiten zu lassen. Rico zeigte sich natürlich von seiner schlechtesten Seite, obwohl er eigentlich so lieb sein kann. Er lief ihr gleich weg, wo er seine Kumpels gesehen hatte, aber sie ließ sich davon nicht beirren und machte gleich mit ihm Bodenarbeit. So hatte sie ihm gezeigt, wer es zu sagen hatte. 2 Wochen später kaufte sie ihn und er sollte bei mir stehen bleiben. Das fand ich natürlich klasse, so konnte ich sie beobachten ob sie mit "meinem" Rico auch gut umging. Die ersten zwei Wochen waren super und ich hatte kein schlechtes Gewissen gehabt, ihn nun doch nach vier Jahren verkauft zu haben. Ich weinte ihm keine Träne nach, da ich ihn in guten Händen wußte. Doch danach fing es an, er lag immer öfter lang in der Wiese oder auf dem Paddock. Das war für mich ein Alarmzeichen, denn er legte sich höchsten mittags mal hin. Eine Woche später riefen mich dann die Nachbarn an, die direkt an der Wiese wohnten. Von mir zuhause ist die Wiese fast 100 m entfernt. Sie sagten mir das Rico fast nur noch liegen würde, anstatt zu fressen. Er lahmte allerdings nicht, hatte aber eine kleine Beule innen an der Fessel.
Sie hatte ihn total platt geritten. Jetzt, wo sie ein neues Pony hatte, ritt sie überall hin und ritt teilweise vier - fünf Std. am Tag ins Gelände. Das war er einfach nicht gwöhnt und auch nicht entsprechend trainiert. Das mußte ein Ende haben. Ich sprach mit den Eltern und auch mit dem Mädchen. Sie hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen und sie baute ihn dann langsam wieder auf. Inzwischen hat sie ihn jetzt fast ein Jahr. Er ist jetzt super durchtrainiert und so ruhig und ausgeglichen wie noch nie. Aber zu der Zeit wo er ständig auf der Wiese lag, habe ich viel geweint und es bereut ihn verkauftzu haben. Heute weiß ich, das es für mich und Rico das Beste war. Er braucht einfach die Bewegung und das betütelt werden und die konnte ich ihm zu der Zeit einfach nich so bieten.
Ich hoffe das ich meinen Bubi niemals verkaufen muß, denn es fällt schon verdammt schwer. Auch wenn es für alle beteiligten das Beste ist.

L.G. Silke

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