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 Forum Index —› Deutschland —› Weiterer klassisch gestalteter Neubau in Hamburg
 


Autor Mitteilung
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


Gesendet: 18:01 - 29.08.2003

Die Hamburger Morgenpost schreibt:

Architekt schafft einen Neubau, der Klassik mit Moderne verbinden soll

Noch steht man in der Hegestraße 14 neben der Shell-Tankstelle im kniehohen Gras. Lediglich ein Bauschild kündigt ein baldiges Ende der gähnenden Leere an. Im Jahr 2005 wird dort ein Neubau stehen, den man versehentlich glatt für alt halten kann, sehr alt, denn: hier entsteht ein Jugendstilbau.

Typisch für diese Bauart, wird es zwei Gebäude geben, verbunden durch eine Parkanlage in der Mitte. Ein größeres Haus wird an der Straße liegen, das kleinere direkt am Isebekkanal. Besondere Zugabe: ein Anlegesteg. Der Lage entsprechend, wird das Erdgeschoss für Ladenräume freigehalten. Auf beschwerliche Parkplatzsuche müssen sich zukünftige Bewohner nicht begeben, unter dem Gelände entsteht eine Tiefgarage. Klingt wirklich gut, doch der verantwortliche Architekt Matthias Ocker (52) stößt bei Kollegen mit seiner Idee auf Ablehnung: "Gerade die 68er-Generation lehnt den klassischen Stil ab, kritisiert ihn als Baustil der Nazis." Schon während seines Studiums interessierte er sich für diese Stilform, damals schmierten ihm Mitstudenten Hakenkreuze auf seine Entwürfe. "Warum sollte das, was in anderen Ländern die Straßen schmückt und das Auge erfreut, in Deutschland verboten sein?" fragt der Architekt, der es liebt, ein Haus bis ins kleinste Detail zu planen. "Die moderne Architektur zielt oft nur auf Sensation, will nur durch Optik beeindrucken, Lichtverhältnisse, Material und Klang müssen aber auch berücksichtigt werden", so Ocker. Das neue Projekt wird natürlich modernen Maßstäben angepasst. "Das ist gerade die besondere Herausforderung, die Verbindung von Klassik und Hightech", schwärmt der Architekt. Um eine Wohnung in der entstehenden Idylle zu beziehen braucht es übrigens kein großes Vermögen, entstehen werden nämlich nur Mietwohnungen. Etwas Geduld ist allerdings noch angesagt, Bewerbungsbeginn ist erst im Jahr 2005.

Hamburger Morgenpost, 27.08.03

Wie schön daß es immer mehr Architekten gibt, die sich freimachen von einer Ideologie, die in ornamentaler Architektur immernoch eine automatische Verbindung zum Nationalsozialismus zu erkennen glaubt. Gibt es nicht vielmehr genug "moderne" Bauten, die sich in ihrer einschüchternden Monumentalität viel eher mit der "Ästhetik" z.B. eines Albert Speer assoziieren lassen? Man schaue sich nur einmal das Auswärtige Amt oder das Bundesinnenministerium in Berlin an. Hier schweigen die Architektenverbände.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 19:59 - 29.08.2003

Zitat:
Klingt wirklich gut, doch der verantwortliche Architekt Matthias Ocker (52) stößt bei Kollegen mit seiner Idee auf Ablehnung: "Gerade die 68er-Generation lehnt den klassischen Stil ab, kritisiert ihn als Baustil der Nazis." Schon während seines Studiums interessierte er sich für diese Stilform, damals schmierten ihm Mitstudenten Hakenkreuze auf seine Entwürfe.


man kann sich wirklich kaum vorstellen, was da für ein terror an den hochschulen herrscht(e). schlimm!

ich hoffe doch, dass diese idioten bald wegsterben.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 20:07 - 29.08.2003

ach so, gibt's bilder?
vielleicht kann oliver mal nach einem bauschild kucken...?
patrick81
registriert

Beiträge: 8


 

Gesendet: 00:15 - 30.08.2003

@Dirk:

Ganz genau. Was haben den Jugendstil und Ornamentik mit Nationalsozialismus zu tun?
Genau, NICHTS!!!

Nazi-Bauten zeichnen sich eher durch Monumentalismus und glatte Oberflächen aus und gerade da sind "moderne" Architekten doch (zum Teil) viel näher dran.

Solche 68er kann doch wirklich keiner gebrauchen....
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 09:52 - 30.08.2003

Das lässt sich wohl ganz einfach erklären: Eigentlich war für Deutschland vom Bauhaus für das 20. Jahrhundert die Ornamtlosigkeit verordnet worden. Die ultimative Beglückung der Menschen - durch Architekten, die es nicht mehr können. Nazis Architektur mit, wenn auch recht spartanischer Ornamentik, stellte einen Bruch dar mit den neuen Ideen der Ideenlosen. Darum wohl. Es wird dabei wohl vergessen, dass es vor Bauhaus auch Architektur gab. Und selbst klassizistische Bauten weisen reichlich Ornamentik auf. Solange der Mensch existiert, solange wird er sich mit Ringen und Ketten bekleiden - sich schmücken. Und er wird sein Umfeld schmücken - sei es als Ausdruck der Lebenseinstellung und -freude oder als kommunikatives Mal. Wer Architektur davon ausnehmen will - agiert horizontlos - Menschen ohne Ornamentik haben sich nichts mehr zu sagen.
Marc Brandt
registriert

Beiträge: 6


 

Gesendet: 10:22 - 30.08.2003

Ich kann es bald auch nicht mehr hören. Die deutsche Geschichte, wie auch die deutsche und europäische Architekturgeschichte beginnt nicht in Nazideutschland, aber manchmal scheint mir sie endet dort.
Die in den 68`ern den "Muff von tausend Jahren" wegfegen wollten, ersticken langsam in ihrem eigenen.
Es wird Zeit, dass ein konsequenter Generationenwechsel stattfindet, der sich durch diese Verkrampftheiten nicht mehr einschüchtern lässt!
Hoffentlich gelingt das Vorhaben in Hamburg.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 10:40 - 30.08.2003

h.c.stössinger,

wie sicher sind sie denn bei dieser schlussfolgerung:

bauhaus=kein ornament ist gut
nazis=wenig ornamente sind ok
------------------------------------
"68er"=ornamente gehören zu den nazis


eigentlich lehnten die nazis doch auch ornamentik ab. säule oder fensterumrahmung kann man ja nicht als typische ornamente bezeichnen, sondern sind eher bauformen.
da dachten die bauhäusler und die nazis doch ziemlich gleich.
andererseits sind ornamente doch auch gar nichts typisches für nazi-architektur. viel eher ist typisch der rekurs auf die klassik und das überdimensionieren von gebäuden.
so gesehen steht das neue kanzleramt in bester tradition mit der 3.-reich-architektur.
genauso haben bauhaus und 3.-r.-a. doch die forderung nach strenge gemeinsam.
ich entdecke eigentlich mehr parallelen als gegensätze.

ich halte dieses nazi-gerede eher für ein irrationales moralisches totschlagargument.
man kennt's ja auch von woanders: was sich am nächsten ist bekämpft sich am stärksten.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 11:07 - 30.08.2003

Zu meiner Schlussfolgerung fallen mir z.B. Reichsadler und die ägyptisch anmutenden Säulenkapitelle der Reichskanzlei (Innenhof) ein. Sicher - es ist die Gewalt der Aussage eines Bauwerkes, mit der die 68er nicht klar kommen. Dazu zählt mit Sicherheit die Gigantomanie der Nazis. Gegenargumente zu Klassizismus oder Jugendstil muss man erst einmal finden. Und diese Dummen Leute suchen sie im 3. Reich.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 08:32 - 31.08.2003

Und: Ich vermute mal, weil das Wenige, was sich die Nazis geleistet haben an Bauornamentik die verhassten Staatssymbole waren, tun sich heutige Architekten in Deutschland immer noch schwer damit. Es ist wohl die Angst, dass Ornamentik wieder zur Symbolik werden könnte. Nur eine Vermutung. Unbewusst hat es sicher damit zu tun.

Nur weil im 3. Reich ein Klassizismus praktiziert wurde, kann man ihn doch im Allgemeinen nicht ablehnen. Ich erinnere mal an Schinkel.


[Link zum eingefügten Bild]
Pilaster
Stammgast

Beiträge: 97


 

Gesendet: 09:09 - 31.08.2003

"Gerade die 68er-Generation lehnt den klassischen Stil ab, kritisiert ihn als Baustil der Nazis."

Was fuer Geschichtsunterricht hatten diese Menschen eigentlich? Vor dem 3. Reich gab's in Deutschland gar nichts?
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 09:52 - 31.08.2003

In deren Büchern steht:

Rom - Preußen - Nazi-Deutschland:

Klassizismus ist der Baustil von Eroberern...

Noch irgendwelche Fragen??

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