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Autor Mitteilung
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


Gesendet: 22:53 - 16.07.2004

Ulm gehört zu den Städten wo man sich beim wiederaufbau Mühe gegeben hat. Ein Paar Beispiele:

http://www.muenster-ulm.de/info/info/1945/45g.htm#wes

In den letzten Jahren wurden aber auch modernere Gebäude errichtet, z.B. die neue Bibliothek.


Was hält Ihr davon?


[Link zum eingefügten Bild]

siehe auch:

http://www.goethe.de/kug/mui/bib/thm/de116829.htm

Ich finde die Bibliothek eigentlich nicht schlecht, aber wie viel verträgt die Altstadt?

Allerdings hätte es viel schlimmer kommen können:

[Link zum eingefügten Bild]

Kennt Ihr schon Ulm?

Claus
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 23:11 - 16.07.2004

Ich kenne Ulm noch nicht, habe nur letztens ein Foto von der oben gezeigten Bibliothek gesehen und mich über die ansonsten (scheinbar) ansehnliche Altstadt gewundert.
Ich finde die Biblio mittelmäßig, der Glaskubus im unteren Bild gefällt mir da schon besser (wohl im Gegensatz zu dir!). In einer Stadt wie Ulm empfinde ich den Kontrast zwischen Alt und Neu spannend, vor allem finde ich die Idee einer Pyramide in der Altstadt nicht schlecht, auf dem genannten Foto aus der Vogelperspektive wirkte es interessant.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 00:23 - 17.07.2004

ulm hat durchaus sehr schöne ecken (fischerviertel -> kurzinfo: z.b.http://www.ulm.informationsreisen.de/)

leider ist auch in ulm vieles durch den Krieg zerstört worden. problematischer aber war im gegensatz zu anderen städten - ich denke an freiburg - dass man hier die vorstellung der autogerechten stadt nach dem krieg realisierte (siehe auch stuttgart). dafür wurde neben den kriegsverlusten noch weitere verluste in kauf genommen, nur um eine breite strassenschneisse durch die stadt zu schlagen.

darüberhinaus kann ich dem stadthaus ulm in unmittelbarer nachbarschaft zum münster nach einer analyse nicht den stellenwert abgewinnen, den das gebäude über jahre schon in der modernen fachwelt erhält. für mich hat sich diese art von architektur schon längst abgenutzt. sie ist eben nicht zeitlos. vielmehr scheint es, als ob man in der alten Reichsstadt wohl auch dem glauben aufgesessen ist, mit einem scheinbaren stararchitekten etwas weltruhm in die schwäbische provinz zu bringen. das scheint sogar zeitweise erreicht, aber zu welchem preis? mehr als originell ist es nämlich nicht und arbeitet mit den gleichen abgedroschenen mitteln wie viele andere moderne architekturen. brüche und kontraste sind kein garant für originäre architektur, wie man beim stadthaus unschwer erkennt.

@sonicted

gefällt dir nun der glaskubus oder oder auch die pyramide???

"...der Glaskubus im unteren Bild gefällt mir da schon besser... ...vor allem finde ich die Idee einer Pyramide in der Altstadt nicht schlecht..."
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 09:50 - 17.07.2004

Hier ein Paar weitere Beiträge.

Am 13. Juli 1999 fiel in Ulm die Entscheidung, die neue Zentralbibliothek nach Entwürfen des Kölner Architekten Gottfried Böhm zu realisieren.
In dem Wettbewerb für den Neubau wurde im Oktober 1998 der Entwurf von Minkus & Wolf, Köln, mit dem ersten Preis ausgezeichnet, der zweite Preis ging an Volker Kurrle, Stuttgart. Gottfried Böhm mußte sich damals mit dem dritten Preis zufrieden geben, den vierten Preis erhielten die Berliner Architekten Stefan Drees und Cedric Bachelard. Die Jury unter Vorsitz von Herbert Fecker, Gerlingen, hatte empfohlen, die Planung auf der Grundlage des ersten Preises zu konkretisieren. Die vier Preisträger wurden später zur Überarbeitung ihrer Entwürfe aufgefordert; nach der Präsentation der Arbeiten und starkem öffentlichen Protest gegen den als „Kasten“ und „Rammbock“ diffamierten Quader von Minkus & Wolf wurde nun endgültig dem deutlich angepaßteren Entwurf von Gottfried Böhm der Vorzug gegeben. Die Entscheidung sei gefallen, da man es „sich nicht mit den Bürgern verscherzen wolle“
(baunetz.de)

Und aus der NZZ:

19. März 2004, 07:34, Neue Zürcher Zeitung

Pyramide in der Altstadt
Gottfried Böhms neue Stadtbibliothek in Ulm
Symbolisierte das Münster die «schöpferische Lust» der ehemaligen freien Reichsstadt, so manifestiert sich heute Ulms Freude an Kreativität in einer bemerkenswerten Offenheit gegenüber zeitgenössischer Architektur. Jüngstes Beispiel ist die neben dem historischen Rathaus entstandene neue Stadtbibliothek des Kölner Architekten Gottfried Böhm.

Die Ulmer Innenstadt ging während des Zweiten Weltkriegs fast zu achtzig Prozent verloren, und noch immer sind nicht alle durch den Krieg verursachten Lücken geschlossen. Beim Wiederaufbau hielt man sich oft nicht mehr an die vorgegebenen historischen Strukturen. Die sogar um den Münsterplatz herum eher etwas spröde und stupide daherkommenden Neubauten wurden meist mit einem Giebel versehen, weshalb man damals von einem «historisierenden» Wiederaufbau sprach. Wie andernorts auch fielen zudem viele der noch übrig gebliebenen Gebäude in der Nachkriegszeit einer besseren Verkehrserschliessung zum Opfer. Mittlerweile scheint man sich eines Besseren besonnen zu haben, denn dort, wo sich noch alte Substanz erhalten hat, wurden in den letzten zehn Jahren die Architekten zur Auseinandersetzung mit dem Bestehenden aufgefordert. Davon zeugt nicht zuletzt das von Richard Meier entworfene und 1993 fertiggestellte Ulmer Stadthaus am Münsterplatz.

Gegenüberstellung von Alt und Neu
Ulm leistet sich nun erneut eine Diskussion über das Für und Wider einer Gegenüberstellung von Altem und Neuem, doch diesmal wird sie nicht so heftig geführt wie Anfang der neunziger Jahre um das Stadthaus. Gottfried Böhm, der Altmeister der deutschen Spätmoderne, entwarf neben dem historischen, in der Formensprache von Spätgotik und Renaissance errichteten Rathaus eine neue gläserne Stadtbibliothek in Form einer Pyramide. Auf einer quadratischen Grundfläche von sechzig auf vierzig Metern erhebt sich das 35 Meter hohe Gebäude inmitten der noch verbliebenen Reste der Altstadt unweit des Münsterplatzes.

Der Neubau schliesst eine empfindliche Lücke, die der Krieg in die gewachsene Stadtstruktur geschlagen hat. Er gliedert den Stadtraum neu und nimmt trotz seinen heutigen Gestaltungsmitteln das sensible Altstadtgefüge ernst. Hierin liegt eine der Stärken dieses gläsernen Bauwerks. Wer nun aber meint, symbolbeladene Bezüge zur legendären Bibliothek von Alexandria in Ägypten, zur Louvre-Pyramide oder gar zu den Illuminaten des 18. Jahrhunderts herstellen zu müssen, geht zu weit. Der Symbolbezug findet sich in unmittelbarer Umgebung, greift doch das spitzwinklige Dreieck der vier Frontflächen die alte Ulmer Bautradition der umliegenden Altstadthäuser auf. Die steilen Giebelfelder und auskragenden Geschosse der Fachwerkbauten sind als Zitate leicht an der neuen Bibliothek auszumachen. So findet sich die mittelalterliche Fachwerkstruktur in den filigranen, horizontal und vertikal gezogenen Linien auf der gläsernen Aussenhaut wieder, welche der grünblau changierenden Glasoberfläche eine zusätzliche belebende Struktur geben.

Verglichen mit der äusseren Schlichtheit ist die Gestaltung der inneren Erschliessung leicht überdimensioniert ausgefallen. Um einen Liftschacht, der von einem silberglänzenden Gitternetz umhüllt ist, schraubt sich mit fast barockem Pathos eine breite rote Wendeltreppe bis in den fünften Stock empor. Oben angekommen, findet man sich im Lesecafé wieder, von wo aus sich der Blick auf das Münster und bei Föhn gar auf das Alpenpanorama weitet. Schaut man nach oben, so wird man von einem leicht esoterisch angehauchten, an ein sakrales Kuppelfresko erinnernden Deckengemälde von Markus Böhm, dem Sohn des Architekten, in höhere Sphären enthoben.

Akzent an der Kulturmeile
Der auf der Ostseite des Neubaus gelegene Haupteingang, der fast so unscheinbar wie derjenige eines ägyptischen Pharaonengrabes ausgefallen ist, kann nicht wirklich überzeugen. Daran wird die noch anzubringende Neonröhren-Installation, welche die Besucher mit einer «Lichtdusche» empfangen wird, nicht viel ändern. Eine Bibliothek sollte bei aller Transparenz eigentlich ein einladendes öffentliches Haus sein. Doch eine architektonische Aufforderung einzutreten gibt der Bau nicht. Hier ist nun die Stadt gefordert: Sie wird nicht darum herumkommen, den sich vor der Bibliothek weitenden Aussenraum, auf dem sich derzeit noch ein verwahrloster, von vier schmächtigen Bäumen gefasster Kinderspielplatz befindet, in ein repräsentatives Entrée umzugestalten. Glücklicher gelöst ist die Rückseite. Dort führt vom westlichen Vorplatz ein kleines, halbkreisförmiges Amphitheater hinab in das Untergeschoss, in dem sich der Vortragssaal befindet.

Vor zehn Jahren legte Ulm ein Leitkonzept zur Anlage einer Kulturmeile vor. Die neue Bibliothek ist trotz gewissen Vorbehalten das vorläufige Glanzstück dieser Achse, in deren unmittelbarer Nähe das Städtische Museum, die Musikschule, das Stadtarchiv und das Donauschwäbische Zentralmuseum liegen. In Ulm soll auch künftig spannende zeitgenössische Architektur entstehen. Den Abschluss der Kulturmeile wird der von Wolfram Wöhr projektierte Neubau der Weishaupt-Kunstsammlung bilden. Ausserdem existieren Pläne von Stephan Braunfels für zwei gegenüber dem Rathaus an der Neuen Strasse zu errichtende Neubauten

MfG
Claus
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 09:55 - 17.07.2004

Den Satz "Die sogar um den Münsterplatz herum eher etwas spröde und stupide daherkommenden Neubauten wurden meist mit einem Giebel versehen, weshalb man damals von einem «historisierenden» Wiederaufbau sprach" finde ich arrogant. Die Giebel sind ganz typisch für Ulm und tragen sehr zum Erhalt des Stadtraumes bei. Siehe auch

www.ausderluft.de

@ Rösch
Ja, die Neue strasse ist nicht toll, wird aber auch jetzt rückgebaut.

Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 10:08 - 17.07.2004

Aus der DB:

neu in ...

... Ulm

Zentralbibliothek
standort: Vestgasse 1
architekten: Gottfried Böhm, Köln
Fertigstellung: Januar 2004

Alle sind glücklich und zufrieden, die Ulmer Bürger, die Stadt, der Architekt, der Bibliotheksdirektor. Warum also noch Salz in (noch nicht verheilte) Wunden streuen. Die Frage, warum der dritte und nicht der erste Preis realisiert wurde, sei ausgiebig und in aller Offenheit (und laut Baubürgermeister Alexander Wetzig ohne Populismus) debattiert worden. Also schauen wir uns an, was daraus geworden ist: Keine Pyramide, sagen die Architekten und weisen (mit Recht) darauf hin, nur das Dach sei pyramidenförmig, nicht aber der dreigeschossige Unterbau. Und doch werden die Ulmer das Ding auch weiterhin Pyramide nennen. Die Vogelperspektive, der Blick vom Münster gibt ihnen Recht. Der Blick »von oben herab« ist Architekten geläufig. So werden Arbeitsmodelle betrachtet – wohl wissend, dass die extreme Perspektive zur Beurteilung städtebaulicher Einfügung nur begrenzt tauglich ist. Für »Ulmer Spatzen« gilt das nicht. Hier gehört der Blick von oben einfach dazu. Und von oben sieht man nur noch das Dach, die – zu groß geratene – Pyramide. Aus normaler Augenhöhe bestätigt sich dieser Eindruck zu stark dominierender Masse zwar nicht, warum aber altstädtisches Gefüge ausgerechnet mit einer derart auf solitäre Wirkung abzielenden Form – laut Gottfried Böhm – »ernst genommen« werde, will sich mir nicht erschließen.
db 4|04
autor: wd

[Link zum eingefügten Bild]

Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 11:46 - 17.07.2004

Na, das erste Foto, dass ich von der Biblio sah, war eines aus der Vogelperspektive. Da gefiel mir die Pyramide inmitten all der Dächer und kleinen Häuser gut, ich muss jetzt aber sagen, dass mir die Fassadengestaltung der Pyramide nicht gefällt. Daher meine wohl etwas widersprüchlich klingende Meinung.
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 15:05 - 19.07.2004

@ Schoesler
"Der Blick »von oben herab« ist Architekten geläufig. So werden Arbeitsmodelle betrachtet – wohl wissend, dass die extreme Perspektive zur Beurteilung städtebaulicher Einfügung nur begrenzt tauglich ist"
Damit ist eines der Hauptprobleme heutiger Architektur endlich einmal angesprochen: Sie ist meist für den Blick von oben konzipiert, der normale Mensch sieht sie aber aus der Straßenperspektive. Eine Architektur, die sich vom Menschen "emanzipiert" hat und nur mehr für die Tauben da ist. Ob diese das aber zuschätzen wissen?
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 16:29 - 19.07.2004

Naja, sieht ganz lustig aus, passtr aber - wie so oft - nicht ganz in seine Umgebung. Mir gefällt sie aus der Vogelperspektive besser, als von unten...
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 23:18 - 19.07.2004

@Claus

rückbau der neuen strasse - weisst du näheres? in welcher form? ich hatte nur über die archäologischen grabungen gelesen, aber von einem rückbau nichts.
mark!
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 01:33 - 20.07.2004

absoluter schwachsinn, diese schrottpyramide mit weissen fenstereinrahmungen, haesslich, aber vor allem voellig deplaziert und das s
tadtbild zerstoerend.
typisch deutsche grobheit und unfaehigkeit.
zum kot...

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