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 Forum Index —› Deutschland —› Abriss von Gotteshäusern?
 


Autor Mitteilung
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


Gesendet: 18:45 - 14.07.2004

Zu viele Gotteshäuser, zu wenig Geld
Allein in Hamburg stehen 30 Kirchen "zur Disposition" - Finanzmisere zwingt zur Aufgabe der Gebäude
Hamburg - Mit der Verhüllung ihrer Kirchtürme protestierten vor fünf Jahren die evangelischen Pastoren der Stadt Norderstedt vor den Toren Hamburgs gegen die zunehmende Geldnot. Die spektakuläre Aktion sollte zugleich zeigen, wie ein Stadtbild aussähe, wenn die Gotteshäuser einfach weg wären. Noch sind sie nicht weg, die Kirchtürme. Weder in Norderstedt noch anderswo. Aber auch die Finanzmisere ist geblieben. Und in Hamburg wurden jetzt die ersten Kirchen aufgegeben.


Eine vierfache Überkapazität an Gotteshäusern beklagt allein der City-Kirchenkreis Alt- Hamburg. 35 seiner insgesamt 83 Kirchen sind Nachkriegsgebäude. Doch während sich die Zahl der Kirchen nahezu verdoppelte, sank die Zahl der Mitglieder im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte: 1938 waren noch rund 80 Prozent der Bevölkerung evangelisch, heute sind es etwa 35 Prozent.


Die nordelbische "Schneider-Werkstatt" verfügt mittlerweile über ein umfangreiches Instrumentarium: Strukturreformen, Fusionen von Gemeinden und neue Fundraising-Projekte sind angelaufen. Doch zuweilen kommen sie zu spät: In Hamburg-Eimsbüttel beschloss der Kirchenvorstand, zwei von vier Kirchen aufzugeben. In Barmbek wurde die Bugenhagenkirche geschlossen, ihre Zukunft ist ungewiss. Die benachbarte Heiligen-Geist- Kirche, gerade hundert Jahre alt geworden, soll wegen Baufälligkeit abgerissen werden: Für die Sanierung fehlt das Geld.


Rund 75 000 Gebäude unterhält die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), davon rund 21 000 Kirchen, 2500 Friedhofskapellen und 3100 Gemeindezentren mit Gottesdienstraum. 1,3 Mrd. Euro flossen allein im Jahr 2000 in deren Betrieb und Pflege, das sind 12,3 Prozent des Gesamthaushalts von rund 10,5 Mrd. Euro, weiß die jüngste EKD- Statistik. Für das laufende Jahr rechnen die EKD-Experten mit einem Kirchensteuer-Minus von bundesweit acht bis zehn Prozent. In der Nordelbischen Kirche drohen die Einnahmen auf 270 Mio. Euro abzustürzen, im kommenden Jahr könnten es nur noch 262 Mio. sein, befürchtet Finanzchef Wichard von Heyden (Kiel). Zum Vergleich: 1992 waren es noch 382 Mio. Euro.


In dieser Situation muss sich die Kirche von Immobilien trennen. "Menschen statt Steine", lautet die Devise. Nicht in teilweise marode Gebäude, sondern in lebendige Gemeinden müsse investiert werden, formuliert es Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen. Etwa 30 Kirchen stehen nach Aussage des Hamburger City-Propstes Karl-Günter Petters "zur Disposition". Ausdrücklich ausgeschlossen sind davon lediglich die fünf Hamburger Hauptkirchen St. Petri, St. Katharinen, St. Jacobi, St. Nikolai und St. Michaelis (Michel).


Doch selbst Stadtteilkirchen sind mehr als bloße Steine, auch wenn sie marode sind. Es sind Orte der Spiritualität, des Gebets und der Musik. "Emotionale Herbergen" und "umbaute Lebensräume" nennt sie der Hamburger Theologe Wolfgang Grünberg. Kirchen seien "die Seele und das Gewissen einer Stadt". Jenseits aller Funktionalität spiegelten sie die Sehnsucht der Menschen und seien "ein Symbol kultureller Identität".


Mischnutzungen, Vermietungen und Umwandlungen werden geprüft. In Hamburg-Hamm wurde eine Kirche von der griechisch-orthodoxen Gemeinde übernommen. Kooperationen mit weiteren Glaubensgemeinschaften sind denkbar, ebenso wie mit Bücherhallen, Museen oder Staatsorchestern. Ohnehin stehen die meisten Kirchen auf Staatsgrund und können nicht einfach versilbert werden. "Es ist leichter, ein radioaktiv verseuchtes Gebäude zu verkaufen als eine Kirche", sagt Lutz Mohaupt, Hauptpastor von St. Jacobi.


Vor diesem Problem steht auch die Kirchengemeinde Eimsbüttel mit ihren vier Kirchen. Zwei von ihnen sollen "weg" - aber das kann noch lange dauern. Auch wenn der Kirche zunehmend das Geld für ihre Steine fehlt - diese Steine haben ein langes Leben. Offenbar erst recht, wenn es so besondere Steine sind.


Artikel erschienen am 13. Juli 2004

Quelle: http://www.welt.de/data/2004/07/13/304436.html
Ein_Hannoveraner
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 11:06 - 15.07.2004

1.)Das gab es in der Geschichte schon mindestens einmal. Nach dem Einmarsch der Franzosen in West- und Teilen Norddeutschlands wurden viele Kirchen zu Pferdeställen, Lagerhäusern oder auch ersten Fabriken umgenutzt. Als dann Mitte des 19. Jahrhunderts die "Frömmigkeit", d. h. der Kirchenbesuch wieder anstieg, wurden viele dieser vernachlässigten Kirchen behutsam restauriert. Also, selbst wenn der Anteil der Kirchenbesucher in den nächsten Jahren weiter sinkt, sollte man sich nicht im Schnellschuss von Kirchengebäuden trennen - wenn sie eine entsprechende Ausstrahlung haben. Ich muss dazu sagen, manche Kirchen der 50er bis 80er Jahre haben eher Ähnlichkeit mit anderen Gebäudetypologien (z. B. Feuerwache mit Schlauchturm), als dass sie als Kirche zu erkennen wären. Um die ist es dann nicht schade. Alle bis 1939 errichteten Kirchen sind fester Bestandteil des Stadtbildes, da sind genug Kirchen im Feuersturm 1943 untergegangen oder verstümelt worden! Hamburg ist nach wie vor einer der reichsten Städte unseres Staates, wenn da Kirchen des 19. Jahrhunderts abgerissen würden, wäre das der vielbeschwoene "Beginn des Untergangs des Abendlandes", ein Zeichen niedergehender Kultur im Wohlstand.
Übrigens wird von einigen - nach über 200 Jahren - der Abriss des Domes (Ja, den gab es auch mal als Gebäude!) in Hamburg bedauert, wodurch damals der 6. Große Turm aus der Stadtsilhouette verschwand.
C Remy
Novize

Beiträge: 41


 

Gesendet: 17:43 - 24.07.2004

Warum macht man aus leerstehenden Kirchen nicht einfach Wohnungen? In England ist das zum Beispiel sehr populaer. Habe in London schon ein paar Kirchen gesehen die so umgenutz werden. Es gibt sogar eine Krypta die zu Tanzschule umfuktioniert wurde.
Hausmeier
Mitglied

Beiträge: 177


 

Gesendet: 22:39 - 02.08.2004

Warum macht man aus leerstehenden Kirchen nicht einfach Wohnungen? In England ist das zum Beispiel sehr populaer. Habe in London schon ein paar Kirchen gesehen die so umgenutz werden. Es gibt sogar eine Krypta die zu Tanzschule umfuktioniert wurde.
Wie bitte was ??!!!!!!!!

Wie wärs denn wenn man in die Würzburger Residenz Sozialwohnungen einzubaute und den Park als Schafweide oder Rübenacker verpachten würde. Das wäre doch eine Nutzungsidee,nach dem man den Fürstbischof in die Wüste geschickt hat!

Fassungslose Grüsse
mark!
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 23:35 - 02.08.2004

wohnungen, diskos oder einen autohandel...

warum nicht??
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 02:23 - 03.08.2004

Soll das hier etwa die Lagebesprechung zur "neuen" Stadt werden ? Dann habe ich auch noch ein paar Tipps. Das künftige Berliner Stadtschloß dient als schönste Fixerstube der Welt. Auf der Berliner Stadtbahn müssen wir eine Trasse zusätzlich anbauen für einen Zug, welcher Kühe und kleine Ferkel vom einen Bauernhof am Alex zum nächsten Bauernhof am Breitscheidplatz trasnferiert. Und der neueste architektonische Clou wird auf Köln losgelassen. Alle Gebäude werden schwarz angemalt und die Stadt steht unter dem Motto, Köln bei Nacht, auch wenn´s eigentlich Tag ist.

Na dann Gute Nacht die Herren und wohl bekomm´s
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 03:29 - 03.08.2004

Stimme mit Euch überhaupt überein. Eine Kirche zweckfremd zu nutzen, ist allemal besser als sie abzureissen. Und der Herr Hausmeier träumt ja auch wieder einmal von der rosaroten Welt, die nicht einmal früher existierte, und heute erst recht nicht existiert: Die Könige, Elfen, Fürsten und Prinzessinen wie er sie sich vorstellt, gibt es nur im Märchen.

Aber zurück zu den Kirchen: Woher wollt ihr wissen, was tatsächlich hinter den Kirchenmauern vorgeht? Ihr würdet es doch nicht einmal auch nur ahnen, wenn es nicht in der Zeitung stünde, dass ein Katholischer Priester (der die Enthaltsamkeit predigt) schon wieder mal mit einem Knaben hinter dem
Altar erwischt wurde. Mich stört daran eigentlich nur die Heuchelei, sonst nichts. Wir reden hier auch von Bauwerken als Teil eines Stadtbildes. Was die Priester hinter den GEmäuern so für Aktivitäten treiben, interessiert mich nur zweitrangig: Mich interessiert vor allem die ARCHITEKTUR. Von daher fände ich es
allemal besser, eine Familie zöge dort ein, und wohnte dort, als dass man die Kirche abriss. Für das Stadtbild macht das keinen Unterschied.
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 08:19 - 03.08.2004

Tut mir leid Peter aber da muss ich dir widersprechen.

Zitat: "Stimme mit Euch überhaupt nicht überein. Eine Kirche zweckfremd zu nutzen, ist allemal besser als sie abzureissen. Und der Herr Hausmeier träumt ja auch wieder einmal von der rosaroten Welt, die nicht einmal früher existierte, und heute erst recht nicht existiert: Die Könige, Elfen, Fürsten und Prinzessinen wie er sie sich vorstellt, gibt es nur im Märchen."

- Es muss betrachtet werden um welche Kirche es sich handelt und wie man diese nutzt. Nicht jede leerstehende Kirche sollte sofort in einen Discoschuppen umgewandelt werden.

- Die rosarote Welt ist eine Definitionssache. Wer definiert denn wann die Welt rosarot ist ? Wenn ich sage, die Welt ist Heute wunderschön und damit rosarot, ist sie das. Ob sie es für dich ist, braucht mich nicht zu interessieren. Andererseits machst du dir auch keine Gedanken ob es mich interessieren könnte, ob du diese Welt für rosarot hältst. Und wenn er glaubt, dass sie es früher auch war, war sie es. Glaube ist eben Realität, denn allem, slebst dem was man zu wissen meint, geht immer ein Glaube vorraus. Man kann Wissen niemals wissen außer man glaubt es.

- Warum sollten Elfen nicht existieren ? Wer bestimmt das ? Vielleicht tarnen sie sich als Busch. Vielleicht sind auch wir nur ein Märchen, dass gerade von Elfen gelesen wird.

Deinem darunter sich befindlichen Text bezüglich kann ich nun auch nur zustimmen.

Philipp
Mitglied

Beiträge: 168


 

Gesendet: 11:42 - 03.08.2004

@Peter

Ich weiß nicht, warum man sich über Werte und Ideale anderer lustig machen muß. Ich will auch keinen Supermarkt in der Kirche oder daß der Muezzin vom Glockenturm brüllt. Märchen symbolisieren den Wunsch nach dem Guten im Menschen. Diese Fahne gilt es es hochzuhalten und nicht krampfhaft und künstlich nach unten zu reißen. Eine erzwungene Trennung zwischen Märchen und der Realität ist unnötig. Gerade zu uns gehört deshalb die Christenheit. Sie erzieht in ihrem ursprünglichen Sinne die Menschen zum Guten.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 12:01 - 03.08.2004

da hat wohl jemand sophies welt gelesen...
aber im ernst: warum sollte man kirchen nicht umfunktionieren können? eine kirche, die nicht mehr als kirche genutzt wird, ist eben keine kirche im eigentlichen sinne mehr. keine stätte ist auf ewig heilig. freilich muss man u.u. dann auch jeden allzu expliziten gottesbezug aus den objekten entfernen - sonst degeneriert die sache i.d.t. zur blasphemie.
sensibilität ist gefragt, aber was spricht denn dagegen, in einem nicht mehr als gotteshaus genutzten gebäude zu wohnen?

peter,
im übrigen sind könige höchstreal - nur eben aus deutschland vertrieben.

ww,
du scheinst mir ja einen ziemlich ausgeprägten relativismus bzw. skeptizismus zu vertreten. das kannst du durchaus, insofern du es auch begründet rechtfertigen kannst.
zur orientierung kann ich mir aber ein anmerkung nicht verkneifen: du versteifst dich so darauf, dass alles subjektiv sei, ist es aber nicht. sicherlich kann man einen radikalen skeptizismus vertreten, sinnvoll ist er aber nicht. mir ist durchaus auch klar, dass der mythos der letztbegründung, den philosophie-studenten heute im ersten semester als gegeben hinnehmen, inzwischen ein gemeinplatz geworden ist. vermutlich verhält es sich auch so und damit stürbe das objektive in einem gewissen sinn. deshalb ist aber nicht automatisch alles gleich subjektiv, denn zwischen beidem steht die intersubjektivität.
damit einher geht ein durchaus gewünschter konventionalismus: wir haben uns nunmal darauf geeinigt, dass es keine elfen gibt und es widerspräche allen wissenschaftlichen theorien, die uns als lebensgrundlage dienen, wenn es welche gäbe, also gibt es auch keine. dieses intersubjektive "wissen" ist fallibel, na und? solange es jedenfalls keinerlei nachvollziehbaren begründungen für die existenz von elfen gibt, und ich bin sicher, auch du kannst mir keine anbieten, solange wäre es unsinnig an elfen zu glauben.
und zum thema "sie tarnen sich als busch": wenn du keine möglichkeit angeben kannst, wie man eine elfe eindeutig identifizieren kann, z.b. weil man sie nicht sieht, spürt, etc., dann solltst du auch nicht deren existenz postulieren - oder du landest umgehend im bereich der esoterik *würg*.
und zuletzt: wenn du meinst, die wand vor dir wäre nur subjektiv, dann rate ich dir, einfach mal dagegen zu laufen. da brauchst du dann auch nicht mit einer "matrix" oder ähnlichem anfangen, da solche konzepte zwar nett für den film sind, aber praktisch sinnlos. wir leben nun mal in einer welt, die auf uns wirkt, und auf die wir zurückwirken können. wir haben keine andere - und das gilt es zu akzeptieren.

mark!
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 15:02 - 03.08.2004

@ww

ich habe gestern kurzentschlossen freudig meine oma erschossen, letztendlich ist dies ja gleichfalls wertneutral, jedoch hoffe ich trotzdem rein subjektiv und dem wahrscheinlichskeitzprinzip pragmatisch folgend auf eine vererbungstechnisch guenstige beeinflussung meiner lebensumstaende, wobei auch diese, wie auch meine eigene existenz natuerlich nur wertneutral beilaeufig zu betrachten sind, was mir jedoch ziemlich egal ist wenn ich morgen frueh auschlafe, mit 5 neuen freundinnen, im bett und in der kueche, aufwache, und vorallem dann am darauffolgenden nachmittag mal wieder meinen hausmuell mit einem laecheln in die elfen werfe !

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