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Autor Mitteilung
Senator
registriert

Beiträge: 4


Gesendet: 18:18 - 21.04.2004

Unter folgendem Link veröffentlicht die Stuttgarter Zeitung gegenwärtig einige Bilder des alten Stuttgart:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/699516

Besonders sehenswert sind die Bilder des alten Schlossplatzes und natürlich des sehr schönen alten Marktplatzes. Einen Vergleich mit Wien musste das Stuttgart vor Klett nun wirklich nicht scheuen.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 19:48 - 22.04.2004

Naja im Vergleich zu Wien ist Stuttgart ein Dorf. Bis auf das Hotel Marquardt und ein paar Gebäude an der Friedrich-und Paulinenstrasse sind allgemein 5 Stockwerke die Regel.
Erfreulich daß sich im Moment viele Zeitungen dem "historischen Stadtbild" widmen, umso mehr als man im Moment, wo es überall um Stadtumbau und Bauen in der Substanz geht, städtebauliche Vergleiche herstellen und einer breiten Öffentlichkeit das Thema zugänglich machen kann.

Bilder von Stuttgart, hauptsächlich Altbauten:
http://deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=1103
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 21:45 - 22.04.2004

Sehr schöne Bilder und Häuser - sowohl auf dem Link, als auch die von Dirk!
Aber der Bahnhof gefällt mir überhaupt nicht.
Dafür finde ich diese eine Kirche am Wasser und das Bild danach mit dem Erker umso schöner.
Auf dem einen Haus steht "Haus Hugendubel". Kommt Hugendubel aus Stuttgart?
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 23:07 - 22.04.2004

@Dirk

Vielen Dank für die schönen Bilder aus Stuttgart. Da hat sich einer aber richtig Mühe gemacht...
Die bilder machen fastden Eindruck, als sei die städtebauliche Situation noch in Ordnung.

Aber der Schein trügt.
Links und rechts dieser Gebäude sieht es oft ziemlich "durchschnittlich" aus, wenn man von den geschlossenen Gründerzeitblöcken im Stuttgarter Westen und einigen unzerstörten
Stadtteilen ab.

Man stelle sich deine geposteten Häuser einmal alle geballt in einem Ensemble vor. Das wäre unglaublich prächtig.

Ich habe mich neulich in einer Hausarbeit mit den verschiedenen Wiederaufbaukonzepten nach 1945 in Deutschland beschäftigt.

Beispielhaft, aber von der "Fachwelt" wenig beachtet sind die bekannten Wiederaufbaukonzepte von Freiburg und Freudenstadt, die zwar nicht auf Rekonstruktionen, aber auf den sog. Heimatstil gesetzt haben.

Für Stuttgart gab es - und das war mir bisher auch nicht bekannt - durchaus auch Konzepte, die solch einen traditionellen Wiederaufbau vorsahen. Leider wurden diese von den Verantwortlichen zugunsten der realisierten Nachkriegsplanung in Stuttgarts "Altstadt" abgeschmettert (Mister Klett läßt grüßen!)


In diesem Zusammenhang meinte ein Baugeschichtsprofessor: Stuttgart habe keine städtebauliche Perspektive wahrgenommen, das sei bis heute der Fall
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 12:07 - 23.04.2004

Danke, für die vielen schönen Fotos !
Der Bahnhof gefällt mir eigentlich ganz
gut - nimmt er doch Bezug auf Elemente
romanischer Baukunst (Decken u.a.).
Die Architektur des Hbf scheint irgendwie
zwischen den Zeiten zu stehen. Nicht
mehr mit Ornamenten überladen, wie
Jahrzehnte zuvor, aber es wurde
auch nicht vollständig darauf verzichtet.
Ich glaube, der Architekt hat mit
seinem Bau die Stimmung in der
Gesellschaft der letzten Kaiserjahre
in seinem Stil ganz gut getroffen.
Man wollte eine mystische Zeit wieder
einläuten - das vermeintlich
romantische Mittelalter mit seinen
vielen Burgen. Und genau das sollte
es, glaube ich sein. Eine Burg der
Neuzeit.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 13:09 - 03.05.2004

Ein weiteres wichtiges Stück des alten Stuttgart wurde am 30. April ausgelöscht:

http://www.stadtzerstoerung.de

Stuttgart, Willy-Brandt-Straße, 30. April 2004: Im Morgengrauen kamen die Abrißbagger...
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 13:28 - 03.05.2004

Die heutige Willy-Brandt-Straße, früher Neckarstrasse, war eine der vornehmsten Adressen der Stadt, hier wohnte der Hochadel, Mitglieder der königlichen Familie, Künstler und Prominente. Nach dem Krieg war die Straße kaum zerstört, dennoch hat sie jetzt ihre gesamte Altbausubstanz durch Abbruch in Etappen verloren. Ein Beispiel von vielen in Stuttgart.

[Link zum eingefügten Bild]

Seit vorgestern ist nun keines dieser Häuser mehr vorhanden. Keine Folge des Krieges sondern der planmäßigen Stadtzerstörung.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 13:35 - 03.05.2004

Ostertag kritisiert Stadt Stuttgart
"Der Geist braust durch das Tal"

Der Architekt Roland Ostertag warnte
in einem Exklusiv-Beitrag für die "Stuttgarter Nachrichten" vor "Gedankenlosigkeit"(Einen Tag später waren die vollendeten Tatsachen jedoch geschaffen).



"Nun sollen die letzten, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in der Neckarstraße an der Grenze zum Stadtzentrum beseitigt werden. Damit droht der letzte Rest des ehemaligen Stadtgrundrisses, der letzte Rest an Identität und Erinnerung verloren zu gehen. Die Neckarstraße war einmal Stuttgarts Prachtstraße dieses Stadtteils, an der sich im 19. Jahrhundert Adel, wohlhabende Bürger und Künstler sowie kulturelle Einrichtungen niederließen.

Trotz Vernachlässigung sind die sonst nur selten anzutreffenden Qualitäten der Gebäude erhalten geblieben, noch erkennbar zum Beispiel die einmaligen Fassaden, der handwerklich und formal hochwertige Innenausbau. Zur Rettung des Ensembles lag ein großzügiges, ernstzunehmendes Angebot von privater Seite schon seit langer Zeit auf dem Tisch. Und tatsächlich besteht für die Zerstörung der Gebäude keinerlei erkennbare, nachvollziehbare Notwendigkeit. Es wird doch 2004 niemand ernsthaft daran denken, die Stadtautobahn bis zum Neckartor zu verlängern, dieses Unheil fortzusetzen.

Die Stadteinfahrt aus Richtung Bad Cannstatt war bis zu ihrer Zerstörung voller Überraschungen. Zuerst über den konsequent vernachlässigten Fluss der Schwaben, den Neckar, mit einer Ahnung der großen, weiten Welt - denn der Geist braust durch das Neckartal -, vorbei an den Mineralbädern in die städtisch geprägte Neckarstraße, beiderseits bebaut mit vier- bis fünfstöckigen städtischen Gebäuden, bei weiterer Annäherung an die Stadt immer mehr zur Prachtstraße werdend, um im Bereich der Schillerstraße überaschend den grandiosen, den traumhaften Blick in das sich öffnende Stuttgarter Becken freizugeben. Eine eigene, einmalige Welt für sich.

Nun sollen auch noch die letzten Reste der ehemaligen Bebauuung fallen, mit der Begründung, ein oder zwei Baumreihen zu pflanzen, um die Fassaden der bestehenden und zukünftigen (Ersatz-)Gebäude gnädig zu verdecken. Stuttgart pflanzt ja konsequent Bäume dort, wo sie nicht erforderlich sind. Zum Beispiel in der Königstraße, wo man vor lauter Bäumen die Stadt, den in der Straßenachse stehenden Bahnhofsturm nicht mehr sieht und nun in der Restneckarstraße direkt neben den parkartigen Anlagen. Bäume als Alibi und Allerweltsheil- und Verlegenheitsmittel.

Eine Stadt hält viel aus. Aber selbst Stuttgart, trotz seiner noch stabilen nicht vermarktbaren Topografie, kann "umkippen". Gedankenlosigkeit, falsch verstandener Perfektionismus, Verwertungsinteressen, auch Minderwertigkeitskomplexe lassen die Kraft der Orte, des Ortes Stuttgart schwinden, das Lokale wird durch das Globale, das Spezifische durch das Namenlose verdrängt. Wir sind dabei, den Ast, auf dem wir sitzen, den einmaligen Charakter der Stadt an- und abzusägen. Decker-Hauffs Frage "Was ist uns Stuttgart?" darf nicht ersetzt werden durch die Frage "Was war uns Stuttgart?"."

Stuttgarter Nachrichten, 29.04.2004



Aktuell:
http://www.esslinger-zeitung.de/lokal/stuttgart/stuttgart/Artikel32072.cfm

Häuser in der Willy-Brandt-Straße abgerissen
"Nacht-und-Nebel-Aktion" des Landes stößt auf Kritik - Strafanzeige gegen Minister?
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 13:40 - 03.05.2004

es geht also alles weiter wie gehabt...und wir sehen zu...

Da sollte sich was ändern!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 14:21 - 03.05.2004

mensch, wir sind im jahre 2004! 2004 - nicht 1950! mein gott, dass es so etwas noch heute gibt, in zeiten aktiven denkmalschutzes und stadtbildpfleger, hätte ich nicht einmal ansatzweise gedacht!

der minister sollte angezeigt werde!
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 17:39 - 06.05.2004

Die Stuttgarter Nachrichten sind heute voll mit wütenden Leserbriefen.
In der Stuttgarter Zeitung, der man eine stärkere Regierungsnähe nachsagt, wird mit keiner Zeile darauf eingegangen.

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