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 Forum Index —› Deutschland —› Kaufhausarchitektur - Ich freu mich drauf...?
 


Autor Mitteilung
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


Gesendet: 01:18 - 11.03.2004

Am Beispiel der Kaufhof Warenhaus-AG können wir hier mal exemplarisch den äußeren Wandel der Kaufhäuser dokumentieren.

Von ehemals ornamentreichen, prunkvollen "Konsumtempeln" in Deutschlands Städten wandelte sich das Bild zu nüchternen, funktionalen "Waren-Welten". Zwar werden alle Konsum-Bedürfnisse befriedigt, für die Seele wird dem Individuum aber keine "Nahrung" mehr geliefert...

Mit dem Image, dass vermittelt werden soll, haben die oftmals einfallslosen Fassaden nur wenig gemein: Luxus, Konsum, Exklusivität... irgendwie wollen die Werbetexte nicht mehr so recht zur Hülle passen!

Vorab ein paar Eindrücke ehemaliger Berliner Kaufhäuser - da bekommt man richtig Lust, ein paar Euro mehr als geplant auszugeben...

[Link zum eingefügten Bild]
Kaufhaus A.W. Faber, Berlin

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Kaufhaus Neu-Cölln, Berlin

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Kaufhaus Jorael, Berlin

[Link zum eingefügten Bild]
Kaufhaus Henniger, Berlin

Ganz anders das Bild heute, Beispiele die allerdings nicht nur auf die Initiative von Kaufhof entstanden sind, oftmals wurden Gebäude anderer UNternehmen genutzt (Hertie, Horten, Wertheim usw.):

[Link zum eingefügten Bild]
Nürnberg

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Braunschweig

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Darmstadt

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Wiesbaden

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Frankfurt

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Giessen

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Erlangen

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Pforzheim

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Stuttgart

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Ulm

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München

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Hildesheim

Mit täglich mehr als 2 Millionen Kunden zählt die Kaufhof Warenhaus AG zu den umsatzstärksten Unternehmen der Branche.

1879 durch Leonhard Tietz in Stralsund gegründet, avancierte das Textilgeschäft binnen weniger Jahrzehnte vom "Krämerladen" zum Großunternehmen.
Erwirtschaftetes Kapital wurde umgehend zur Expansion in weitere Filialen investiert, vor dem WW2 entstanden so zum Teil wunderschöne "Kauf-Paläste".

Ganz anders die Bautätigkeit in der Nachkriegszeit:
Ornament und Verspieltheit sind vergessen - der Kunde soll nüchtern, emotionsarm zum Kaufen gebracht werden, das äußere der Geschäfte erinnert jetzt mehr an die Bunker der Kriegszeit...

Für eine sinnvolle Stadtreparatur müssten als erstes solche seelenlosen Betongerippe abgetragen werden; sie dominieren die deutschen Innenstädte viel zu stark.
Rene
Stammgast

Beiträge: 52


 

Gesendet: 05:36 - 11.03.2004

Galeria Kaufhof seems to be the worst offender. Others are not too bad or actually interesting. I like the beautiful Karstadt in Görlitz especially, but Wöhrl in Würzburg is nice also!


http://community.webshots.com/album/115999970xKQoau
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 09:43 - 11.03.2004

Also das ist wirklich eine Sammlung der abschreckendsten Beispiele. Vor allem der Horten-Konzern hat da seine Spuren hinterlassen. Bei acht der abgebildeten Häuser handelt es sich um ehemalige Horten-Kaufhäuser, leicht erkennbar an der immer gleichen Aluminium-Fassade.

Aber ich finde, das Bild täuscht etwas. Gerade Kaufhof hat zeitweise auch nach dem Krieg sehr unterschiedlich und durchaus auch an die jeweilige Umgebung angepaßt gebaut (z. B. Bonn, Trier, Bielefeld) und selbst Horten hat in den letzten Jahren vor der Übernahme durch Kaufhof dazugelernt (Hamburg-Wandsbek, heute "Quarree"). Für den zweiten großen der Branche, Karstadt, gilt ähnliches (obwohl es da auch üble Bausünden gibt). Alles in allem sind Kaufhäuser so gut und so schlecht wie der deutsche Städtebau insgesamt.
Seraph Eleison
Mitglied

Beiträge: 127


 

Gesendet: 09:59 - 11.03.2004

Ich wusste gar nicht, dass es bei den Kaufhäusern so viele Parallelen gibt.
Der Kaufhof in Stuttgard ähnelt unserem Kaufhof in Hagen sehr und der Horten in Erlangen gleicht unserem ehem. Horten sogar fast wie ein Ei dem anderen.
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 10:17 - 11.03.2004

@seraph
Ja, erschreckende Parallelen. Schlichtweg durch ihre Größe verhindern sie vielerorts eine Stadtbildreparatur. Wie soll man auch neben solchen Exemplaren wie z.B. in Hildesheim oder Braunschweig wieder zurückfinden zu kleinen Strukturen oder gar den historischen Kontext einer Stadt wieder aufnehmen. Da wird doch jegliches Engagement von vorneherein erstickt, allein durch die Anwesenheit.

Aber wie @ernst erwähnte:
Verantwortlich für den Bau waren oftmals andere Konzerne wie Horten - Kaufhof nutzt sie jetzt nur.

(Danke für den Hinweis @ernst!)
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 12:17 - 11.03.2004

@rene
An interesting collection of department stores. It´s too bad that only a minority looks like that but it´s a good idea to collect the better examples as well.

Karstadt Nuremberg ist also a good example for fitting in newbuilt department stores in historical surroundings.

[Link zum eingefügten Bild]

It´s right in front of the Lorenzkirche; as you can see, the complex is build "around" the approximately 700-year old "Nassauer-Haus".

But in our discussion, let's not forget it´s "architectonic past"...

[Link zum eingefügten Bild]
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 13:20 - 11.03.2004

Grüss Gott Jürgen. Jo mai! Sie san ja aah wieder do ?

Ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich finde inzwischen dass das alte Nürnberg dem alten Dresden an Schönheit kaum nachstand. Und das will was heissen! Hab ich aber erst durch dich gelernt, wusst ich vorher nicht!

Übrigens, a propos "Mark" (gehört zwar nicth zu Architektur, aber trotzdem) : Nein, überhaupt nicht peinlich. Ich werde auch in 10 Jahren noch Mark sagen. Das tun im Moment jedenfalls die meisten die ich kenne, und du befindest dich damit in guter Gesellschaft.
:)

Meine Grosseltern aus Würtemberg sagten früher immer "Do, do haschte Kreutzerle", und als Kinder fanden wir das total merkwürdig und albern, dass die das sagten, denn wir wussten, dass das irgendwie eine "altertümliche" Währung ist, und machten uns darüber lustig. (aber genommen haben wirs natürlich trotzdem). Da die Mark erst 1871 eingeführt wurde, ist mir heute, nach der Euro-Umstellung, klar, woher
kommt!

Ich rechne auch noch in Mark, und zwar mit Absicht: Wenn ich eine Jacke etc für "Nur" 49,- sehe, sage ich mir sofort: "Halt mal, das sind ja eigentlich nicht 49, sondern 100!" Wenn ich das nicht täte, wäre ich mein ganzes Geld schon los....ich kenne übrigens auch von 50 Leuten nur einen einzigen, der in Euro rechnet.

(er ist übrigens hoch verschuldet.....LOL)
Jörn
Mitglied

Beiträge: 158


 

Gesendet: 14:48 - 11.03.2004

Wow ein interessanter Beitrag!
In köln haben wir Glück dass zumindestens das Äussere des ehemaligen Warenhaus Tietz, jetzt Kaufhof noch erhalten ist. Jedoch lässt der Lichthof zu wünschen übrig
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 18:43 - 11.03.2004

Reich geschmückte Warenhauspaläste gibt es heute z. B. noch in Paris (Galerie Lafayette), Moskau (GUM) und London. Architektonisch eng verwandt sind die wunderbaren Passagen in Mailand (Vitorio Emmanule), Neapel (Umberto I.), Brüssel und Budapest. Wenigstens Leipzig hat heute wieder etwas vom Flair solcher kunstvoll geschmückten Passagen. Bilder von den ehemaligen Berliner Prachtbauten wie z. B. den Kaiserpassagen muten heute an wie eine Fata Morgana...


H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 00:24 - 14.03.2004

Kann es vielleicht sein, dass diese widerlichen Horten-Fassaden ein reine Markt-Strategie der Kaufhäuser ist, damit sich die Wahrnehmung der Menschen auf das Wesentliche beschränkt - die angebotene Ware??

Als die Schönheit noch erlaubt war, hat sie die Menschen angezogen. Man flanierte und schaute. Heute wird konsumiert! Und das heftig!
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 15:46 - 15.03.2004

Ich glaube nicht, daß sich dadurch die Horten-Fassaden erklären lassen. Es ist heute kaum noch vorstellbar, aber sowas galt in den frühen 70er Jahren einfach als schick. Man erkennt es unter anderem daran, daß dieser Baustil in der DDR sofort nachgeäfft wurde, wie man am Kaufhof in Berlin am Alexanderplatz oder am Magdeburger Karstadt sehen kann.

An sich ist das architektonische Konzept von Horten durchaus schlüssig. Man erkennt die Häuser heute noch auf Anhieb, zehn Jahre nachdem die Firma an Kaufhof überging. Da ist eine außerordentlich starke Markenidentität entstanden. Man kann das vergleichen mit McDonalds und ähnlichen amerikanischen Schnellimbiß-Ketten, deren Häuser auch überall gleich aussehen. Nichts am gesamten Erscheinungsbild wird dem Zufall überlassen. Der Kunde soll in jedem Winkel des Gebäudes, auch unbewußt, "sein" vertrautes Geschäft wiedererekennen, selbst in einer fremden Stadt.

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