Namenskunde im Ostdeutschen Diskussionsforum

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings:

zum Seitenende

 Forum Index —› Orts- und Gewässernamen —› Pillkallen/ Schloßberg (Ort)
 


Autor Mitteilung
B. Szillis-Kappelhoff
Moderator

Beiträge: 756


Gesendet: 12:10 - 23.03.2007

Ostpreußen

Der Ortsname deutet auf litauische Siedler, die einen möglicherweise vorher bestehenden Ort namens Pilgarbis umbenannt haben, denn:
"In unmittelbarer Nähe soll sich eine prussische Festung befunden haben. Der Ort wurde im 16. Jh. als Dorf erwähnt..."
Quelle: Hermanowski, Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980

* litauisch "pilkalnis" = aufgeschütteter Hügel, Grabhügel, Hünengrab, Schloss- oder Burgberg

* litauisch "kalnas" = Berg, Hügel, Anhöhe
dagegen
* prußisch "garbis" = Berg


Landeskunde:
Die prußische Feste lag auf dem Schloßberg im Südwesten unmittelbar bei der Stadt. Hier soll 1582 eine Kirche gestanden haben, die durch Feuer zerstört wurde. Die zweite Kirche wurde zwischen 1644 und 1650 in der Nähe des Rathauses erbaut und 100 Jahre später wegen Baufälligkeit wieder abgetragen. Die Baupläne der 1756 erstellten und 1758 eingeweihten Kirche wurden von Friedrich d. Großen als "sehr pretiös" bezeichnet. Er befahl deshalb, nur eine tüchtige und standhafte zu bauen und Turmbau, Malerei, Uhrreparatur auf bessere Zeiten zu verschieben.

Der Ort hieß bereits 1516 Schloßberg und wurde 1938 wieder rückbenannt. Nach Quellen der sogenannten "Kleinlitauer", die
Ost- und Westpreußen bis an die Weichsel als "urlitauisches" und "zwangsgermanisiertes" Gebiet und die prußische Sprache als litauischen Dialekt bezeichnen, wurde der Ort Pilkalnis 1549 gegründet und 1938 in Schlossberg "germanisiert". Pillkallen erhielt 1724 Stadtrecht. Nach Verlusten durch die Große Pest (1709-1711) wurden Siedler aus Nassauen hier angesetzt.

1733 wurde der erste evangelisch-reformierte Gottesdienst gehalten. Christian Burghardt war der erste eigene Geistliche (+ 1739). Sein Nachfolger Collins erwirkte 1750 einen königlichen Befehl zum Bau einer eigenen reformierten Kirche, die jedoch 1819 entbehrlich wurde.


Die Pillkaller wurden im übrigen Ostpreußen als arme Schlucker (im wahrsten Sinn des Wortes) und streitlüsterne Händelsucher bezeichnet.
* http://ostpreussen-humor.de/gedichte/hochdeutsch/pillkal.htm

Redensarten:
* "Aus Pillkallen ungeschlagen kommen, ist ein Glücksfall"
* "Die Pillkaller stochern sich in den Zähnen, wenn sie Milch gegessen haben."

"Pillkaller" (Schnaps)
* Ein gut gefülltes Glas mit Klarem oder Aquavit wird oben mit einer Scheibe würziger Leberwurst belegt, darauf ein Klacks Mostrich (Senf).

Das war in fröhlicher Runde der Ersatz für das Abendbrot, besonders wenn man mehrere davon zu sich nahm. Wegen des Heimwegs brauchte man sich keine Sorgen zu machen, weil das Pferd den Weg zum Stall selbst fand.


Seiten mit Postings:

- Pillkallen/ Schloßberg (Ort) -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Orts- und Gewässernamen —› Pillkallen/ Schloßberg (Ort)
 



Version 3.1 | Load: 0.002285 | S: 1_14