Elisabeth selbst hat sie als "böse Frau" apostrophiert. Was wohl vor allem daran lag, dass Sophie versucht hat ihre Teenager-Kaiserin-Schwiegertochter zu erziehen. Und vor allem auch die Erziehung der Kinder nicht eben jener Teenager-Kaiserin-Schwiegertochter zu überlassen. Viel darüber ist bei Conte Corti nachzulesen. Auch dass sich das Verhältnis in späteren Jahren tatsächlich verbessert hat. Und in den Briefen Sophies ist auch für die junge Elisabeth oft Lob zu lesen (hat sie aber vielleicht dem Mädel selbst so nicht gesagt...)

Sophie ging die Monarchie und das Zeremoniell über alles und sie wünschte sich eine tadellose Vorzeige-Kaiserin für Ihren Sohn und das gesamte Reich. Da waren Konflikte mit der jungen unkonservativen, naiven Elisabeth natürlich schon vorprogrammiert.
Gerade auch, was die Erziehung der kaiserlichen Nachkommen betraf, die sie ja direkt nach der Geburt unter ihre Fittiche nahm. Dass das nicht gerade zu einem harmonischen Verhältnis der beiden beitrug ist klar.
Dazu kommt dann noch Sisi´s Liebe zu den Ungarn - viell. sogar ein bisschen aus Trotz Sophie gegenüber - was diese natürlich auch nicht gern sah.

Auf der anderen Seite hat sich Sophie z.B. in Briefen durchaus positiv über Elisabeth geäußert. Und bei Sophie´s Tod war es Elisabeth, die bis zum Schluß an ihrem Sterbebett verweilte!
Hier mal ein kleiner Auszug aus der Corte-Bio:
"Elisabeth aber, die "herzlose" Kaiserin bleibt ruhig sitzen. Sie hat auch 10 Stunden nichts gegessen, aber sie denkt nicht daran und bleibt weiter im Krankenzimmer. FJ verläßt das Sterbebett nur ganz kurz, E. bleibt die ganze Zeit, bis um einviertel drei Uhr der Tod die Erzherzogin erlöst. Sie ist rührend lieb und gut wie immer in entscheidenden Stunden. Alle Feindscahft ist angesichts der Majestät des Todes vergessen und verweht. Sie überdenkt die letzten Jahre, da sich die Erzherzogn ihr gegenüber ganz anders gezeigt und bewiesen hat als früher, und gibt innerlich zu, daß auch sie nicht ganz frei von Schuld an den Mißverständnissen war, die zeitlebens zwischen ihr und der Toten geherrscht haben."

Die beiden waren also bestimmt keine Freundinnen, allein schon wegen ihres unterschiedlichen Naturells und ihrer Auffassungen. Aber ganz so überspitzt, wie es oft dargestellt wird, war ihr Verhältnis dann sicher doch nicht. Aber es ist natürlich immer einfach, es so hinzustellen - Sophie, die böse Schwiegermutter und Sisi, das arme Opfer.

Bei der Erziehung Rudolfs, war es der Wunsch Sophies oder der von FJ, den Kronprinzen mit solchen Wahnsinnsmitteln, wie Kanonenschüsse neben ihm abfeuern zu lassen und ähnliches, zu erziehen?

Ruffian

P.S.: Vielen Dank für eure Antworten.

Ich glaube nicht, dass es zu den ursprünglich gedachten Erziehungsmethoden von Sophie gehörte, Pistolen neben dem schlafenden Kind abzufeuern oder es in den Lainzer Tierpark zu sperren und zu rufen: es kommt ein Wildschwein. Das war die Idee von Herrn Gondrecourt. Sophie und FJ wollten einen seiner Position entsprechend erzogenen Kronprinzen, der mutig und tapfer seinen Mann steht und militärisch gedrillt wird. Ob sie über diese "Methoden" des Erziehers Bescheid wussten glaub ich nicht. Sophie war eine liebevolle Großmutter.

War Elisabeth dann eigentlich nicht "froh", ("Kein 'Herumkommandieren' mehr" etc.?) als Sophie dann gestorben war?

Also "froh" war sie mit Sicherheit nicht, als Ihre Schwiegermutter und Tante gestorben ist. Außerdem starb Sophie im Jahr 1872, also zu einem Zeitpunkt, als sich E. sowieso schon weitestgehend "abgenabelt" hatte und Ihre eigenen Interessen und Vorstellungen durchsetzte. Ich glaube, mit "Herumkommandieren" war da eh nicht mehr viel. Immerhin war E. da auch schon 34, hatte bereits 5 Jahre zuvor den Ausgleich mit Ungarn herbeigeführt, und war kein 17- jähriges unbeholfenes naives Mädchen mehr.