Hier ein Nachruf an Professor Hans Bankl (gestorben im Dezember 04), in Form eines offenen Briefes an ihn:

Lieber Hansi B.

Dafür, dass ich dein Biograph bin, kommt mein Nachruf viel zu spät, du musst verzeihen, dein Ableben war den Zeitungen und Fernsehanstalten keine Dauerschlagzeile wert, dass ich davon etwas mitbekommen hätte können. So erfuhr ich von deinem Ableben nur aus dem Forum des Mayerling-Archives.

Hansi B., du wurdest dort als international anerkannte Kapazität bezeichnet, deine Bestseller blieben auch nicht unerwähnt. Einen davon habe ich ja gelesen, „Die kranken Habsburger“. Du weißt, deine Schrift über Kaiserin Elisabeth in diesem Buch, hatte mich inspiriert eine weniger verblümte Biographie über dich zu schreiben.
Ich kann mich erinnern, dass mir an deinem Bericht über Elisabeth etwas nicht gepasst hatte, aber so sehr ich versuche mich an den Text in deinem Buch zu erinnern, mir fällt nicht mehr ein, was du eigentlich über sie geschrieben hast. Für mich ist der Inhalt deines Bestsellers also tot, als hättest du das Buch niemals geschrieben. Und auch sonst ist mir über dich nichts bekannt, war mir etwas über dich bekannt, so habe ich es wohl vergessen (vielleicht sollte ich noch mal die Biographie lesen, die ich über dich schrieb).

Du hast beschlossen, dich mit deinen Publikationen, u.a über Kaiserin Elisabeth, der Öffentlichkeit zu offenbaren, doch erschien mir das nicht wert im Gedächnis zu bleiben. Es fällt mir daher schwer, etwas über deine Taten in meinem Nachruf an dich zu erwähnen. Gut, wir wissen beide, dass du nicht bestimmt warst die große griechische Tragödie zu schreiben, in deinem Fach blieb dir der Ruhm für Taten wie z.B. jene eines Ignaz Semmelweis verwehrt und du warst auch nicht der siegreiche österreichische Kaiser, der in die Analen von Geschichtsbüchern und Volksweisen eingehen wird. C'est la vie, es können nicht alle Götter werden.
So kann ich in meinem Nachruf nur schreiben, dass du einer von den vielen warst, die sich aufmachten, einen unsterblichen Mythos zu richten. Mit dem Ergebnis, dass der Mythos unverändert weiterlebt, und das auch ohne deine gütige Mithilfe, du aber tot und völlig vergessen bist, zu uninteressant, um von der Nachwelt gerichtet zu werden.
Der literarische Höhepunkt deiner Publikationen ist dein eigener Totenschein.

Jetzt wo du verschieden bist, mein Freund, und mir nicht widersprechen kannst, gestatte mir von dir zu behaupten, dass wir uns ähnlich, ja sogar Seelenverwandt sind und du froh darüber bist tot zu sein und deine Richtsprüche über den Mythos Elisabeth im Nebel des Vergessens verschwunden sind. Denn du, als jemand, der die Menschen am liebsten tot gesehen hatte und ich, der sie am liebsten gar nicht sieht, wir haben doch beide einen Ekel vor dem Gedanken, der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben.

Dein Freund,
Ein Mensch unter Milliarden anderer Menschen