Eben sah ich bei Ebay ein Stück, das mir wirklich gefallen würde und das ich mir, zumindest jetzt noch, leisten könnte.
Siehe hier.

Aber hat man so ein Stück ergattert, fangen die Probleme erst an!

Eine österreichische Versicherung wirbt mit dem Slogan: „(Sie haben) keine Sorgen (wenn Sie bei uns versichert sind)“. Eine etwas größere österreichische Versicherung benutzt diesen Slogan: „Ihre Sorgen möchten wir haben!“ Für die Menschen, deren Sorge ihr Geld ist, stimmt dieser Slogan sicherlich.
Unlängst hatte ich ein Gespräch mit einem Versicherungsberater, der die Ansicht vertrat, mit Geld könne man alles kaufen, jeden Schaden und jeden Verlust ausgleichen. Diese Auffassung ist nichts neues, viele, sehr viele Menschen unserer Zeit und westlichen Welt teilen sie. Hier geht es nicht um den Wert einer Freundschaft, oder den Wert zwischenmenschlicher Beziehungen, es geht um den materiellen Wert. Die Propheten der Weltreligionen und zahlreiche Philosophen lehnen den Materialismus weitgehend ab und meinen, je weniger Güter man hat, desto besser. Und sie haben recht, doch der Mensch ist schwach und wie gern überhört er das Wort eines Jesu Christ, wenn es darum geht, ein teures Familienerbstück der geliebten Oma aus dem Fenster zu werfen? Fairer Weise muss man den Materialisten recht geben, die würden Omas Familienerbstück ohne zögern indirekt zum Fenster rauswerfen, indem sie es einfach verkaufen.

Doch was ist mit dem Objekt einer von Ihnen verehrten Person? Ein handschriftlicher Text von Heine vielleicht, oder ein Kleid der Kaiserin Elisabeth? Wie unermesslich steigt der Wert dann für den stolzen Besitzer? Das Kleid der Kaiserin Elisabeth! Ihr Nachbar würde Ihnen für den Fetzen, der doch schon „total out“ ist, keine 50 Cent bezahlen, Ihr Versicherungsvertreter dotiert dieses Kleid lapidar mit einem Wert von 3000 Euro, doch was nützt das alles, wenn Ihnen dieses Kleid doch abhanden kommt? Sei es durch Raub, sei es, dass ihre Behausung mit dem Kleid verbrennt, oder durch sonst eine Naturkatastrophe vernichtet wird.

Wie bedeutungslos ist dagegen der Betrag von 3000 Euro? Kann er Ihnen Ihr geliebtes Objekt zurückbringen? Nein. Ihnen ist mehr als nur ein mottenzerfressener, alter Fetzen abhanden gekommen, denn an diesem Kleid hängt ein ideologischer Wert. Die Geschichte, wie Ihr lieber Bekannter das Stück für Sie gekauft hat, oder Sie es sich mangels lieber Bekannter selbst gekauft haben und von einer Person stammt, die Ihnen viel bedeutet.
Was ist mit einem guten Buch? Ihr Nachbar mag Sie und würde es Ihnen für einen Euro abnehmen, der Buchhändler verkaufte es Ihnen um 5 Euro. Sie können sich die 400 Seiten des Buches nicht auswendig merken und müssen das eine oder andere Gedicht nachschlagen, um es Wort für Wort genießen zu können. Geht das Buch in Verlor, wie unruhig werden Sie schlafen, bis sie eine Kopie dieses Buches wiederhaben und wie fürchterlich der Gedanke, es nicht mehr zu bekommen!

Was müssen wir nach diesem Text feststellen? Gibt es nicht doch etwas Materielles, das man nicht zum Fenster rauswerfen sollte, das unermesslichen Wert hat?

Oder fürchten wir uns zu sehr, mit dem materiellen Besitz auch den geistigen Besitz zu verlieren, das ein Objekt umgibt? Das tun wir nämlich nicht! Ein Buch mag verbrennen, doch bleibt uns sein Inhalt im Herzen, ein Bild mag verblassen, doch bleibt es vor dem geistigen Auge erhalten, ein Kleid einer verehrten Person mag zu Staub zerfallen, nicht wird die Person in unserem Gedächtnis zu Staub.

Irgendwann jedoch wird der Tod uns besuchen und er wird uns alles nehmen, alles Materielle und alles Geistige und er wird uns klarmachen, dass selbst unser Leben nur über einen bestimmten Zeitraum unser eigener Besitz war.
Wenn Sie also wieder ein unermesslich wertvolles Objekt ergattern, oder sich morgens in den Spiegel sehen, machen Sie sich bewusst, Sie besitzen nie etwas auf ewig, sondern bestenfalls für den Moment. Das ist die einzige Versicherung, die wirklich sicher ist und Sorgen spart.