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 Forum Index —› Dies & Das —› Großbrand im zentralen Ford - Ersatzteillager am 20. Oktober 1977
 


Autor Mitteilung
Alex
Moderator

Beiträge: 1107


Gesendet: 18:26 - 21.08.2016

Der "Mythos" ist leider real:

Am 20. Oktober 1977 ereignete sich in diesem Lager ein Großbrand, der sowohl außergewöhnlich hohe Schäden an Gebäuden, Inhalt und Betriebseinrichtungen als auch einen beachtlichen Betriebsunterbrechungsschaden verursachte.

Insgesamt wurde von der 109 000 m² großen Lagerhalle eine Fläche von 75 000 m² vollständig zerstört. Die Höhe des Sachschadens überschreitet 500 Mio. DM.

Die Betriebsunterbrechung verursachte einen Umsatzausfall, durch den die fortlaufenden Kosten ungedeckt blieben und zusätzlich Gewinneinbußen zu verzeichnen waren.

Durch Anmietung von Ersatzlagerflächen konnte der Schaden durch die Betriebsunterbrechung zwar gemindert werden; dennoch wird er auf 170 Mio. DM geschätzt.

Damit muss dieser Schaden als einer der größten in der Welt und als der größte industrielle Brandschaden der Nachkriegszeit in Westeuropa bezeichnet werden.

Gegen 14.30 Uhr wurde von Belegschaftsmitgliedern der Brand in einer mehrere 100 m² großen Lagerzone entdeckt, die in einer dichten Anordnung mit Gitterboxpaletten und Regalen belegt war.

Hier lagerten - soweit festgestellt werden konnte - u.a. folgende Ersatzteile:

- Konsolen, Frontgrills, Wasserbehälter für Scheibenwaschanlagen, Schläuche und Rücklichter aus verschiedenen Kunststoffen
- Fußmatten und Scheibenwischerblätter aus Gummi
- Lenkräder und Instrumentenpaneele aus Stahl mit Schaumstoff- und Kunststofffolienbezügen
- Teppichböden aus synthetischen Fasern
- Luftfilter aus Spezialpapier und Kunststoffen
- Trimmaterial aus harzgetränkter Pappe, PVC und Holz
- ca. 20 t Motorenöle in handelsüblichen 1-1-Blechdosen (Flammpunkte der Öle: 212°C und 227°C)
- Autositze aus Stahlfederkernen, jedoch ohne Polsterung
- Karosserieteile aus Stahlblech und Scheinwerferscheiben aus Glas

Weiterhin müssen zu den Ersatzteilen Holzpaletten, die Holzböden der Gitterboxpaletten und Verpackungsmaterial zugerechnet werden, sodass in dieser Lagerzone eine außergewöhnliche hohe Brandbelastung vorlag.

Die Stapelhöhe betrug etwa 6 m, wobei die Öldosen bis zu 3 m Höhe gestapelt waren.

Nach Zeugenaussagen umfasste der Brand kurz nach der Entdeckung im Inneren der Lagerzone eine Fläche von ca. 1 m², die Höhe der hellroten Flammen wurde mit etwa 80 cm angegeben.

Es brannten Kartonagen und darin verpackte Kunststoffkonsolen aus Acrylbutadienstyrol.

Die sofort eingeleitete Brandbekämpfung durch Werkangehörige mit einem C-Strahlrohr führte nicht zum Erfolg, da die Brandausbruchsstelle durch dichte Anordnung der Gitterboxpaletten und Regale vom Löschwasser nicht wirkungsvoll erreicht werden konnte. Eine schnelle Brandausbreitung war die Folge.

Gegen 14.35 Uhr liefen in der Leitstelle der Feuerwache und in der Feuermeldestelle am Tor 56 fast gleichzeitig die Alarme über Telefon, Druckknopffeuermeldeanlage und Objektmelder der Sprinklergruppen 248 und 249 ein.

Die sofort ausrückende Werkfeuerwehr alarmierte bereits während der Anfahrt zum Ersatzteillager aufgrund der starken, weit sichtbaren Rauchentwicklung die Berufsfeuerwehr Köln.

Um 14.44 Uhr - also neun Minuten nach Brandmeldung - brach die Stromversorgung der 6 kV-Transformatorenstation zusammen, da Feuer ein Kabelbündel zerstörte, das an einer im Brandausbruchsbereich stehenden Stahlstütze verlegt war.

Dadurch wurden folgende Anlagen außer Funktion gesetzt:

- die Sprinklerpumpe in Zentrale IV,
- die Zwangsentlüftung und die Hallenbeleuchtung

Beim Eintreffen der Berufsfeuerwehr hatte sich das Feuer bereits auf einige 100 m² ausgedehnt.

Zu diesem Zeitpunkt begannen bereits kleinere Flächen des Daches einzustürzen.

Gegen 15.30 Uhr mussten die Feuerwehrmänner die Brandbekämpfung im Inneren der Halle wegen der stärker werdenden Wärme- und Rauchentwicklung und des fortschreitenden Einsturzes der Regale, der Palettenstapel und der Hallenkonstruktion unter Zurücklassung von Löschgeräten einstellen.

Drei Feuerwehrmänner erlitten Rauchvergiftungen.

Inzwischen wurde auch das Dach von den Flammen ergriffen, so dass sich das Feuer unter Einwirkung des Süd-Ost-Windes (Windstärke 4 bis 5) über das Dach ausbreiten konnte.

Die Brandbekämpfung konnte sich schließlich nur noch auf die angrenzenden Gebäude konzentrieren, mit dem Erfolg, dass der Hallenbereich hinter der brandwandähnlichen Trennwand in Achse 26, das Sozial- und Verwaltungsgebäude, die Transformatorenstation und das Kesselhaus einschließlich der Heizölbehälter gerettet werden konnten.

Darüber hinaus wurden technische Betriebseinrichtungen wie Gabelstapler, Druckgasflaschen und Steuergeräte der automatischen Förderanlage durch Werkangehörige in Sicherheit gebracht.

Auch das Großraumbüro blieb dank einer feuerbeständigen Trennwand vor der Vernichtung bewahrt; die hier entstandenen Schäden wurden im Wesentlichen durch das Löschwasser verursacht.

Weiterhin blieb als Insel mitten im Flammenmeer die Schreinerei fast unbeschädigt.

Die 11,5 cm dicke feuerbeständige Kalksandsteinausfachung der Stahlkonstruktion hielt Stand, zumal die Brandbelastung in der näheren Umgebung relativ gering war.

Während der Brandbekämpfung wurden aus dem Regenrückhaltebecken und aus dem benachbarten Fühlinger See etwa 200 m entfernt), zusätzlich zur Wasserversorgung aus dem öffentlichen Netz, Schlauchstrecken aufgebaut.

Gegen 19 Uhr war das Feuer unter Kontrolle, um 3 Uhr des folgenden Tages konnte, bis auf Nachlöscharbeiten, die Brandbekämpfung eingestellt werden.

Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei muss angenommen werden, dass wahrscheinlich fahrlässiger Umgang mit offenem Feuer, z.B. Rauchen, als Brandursache anzusehen ist.

Mögliche Gründe für den Totalschaden

Eine exakte Erforschung der Gründe für diesen Großschaden ist wegen ungenauer Aussagen und Zeitangaben, die insbesondere die Anfangsphase des Brandes betreffen, nicht möglich.

Die Konzentration der Beteiligten auf die Brandbekämpfung sowie die Rettung von Menschen und Sachwerten führte zwangsläufig zu unterschiedlichen Angaben.

Trotz dieser Ungenauigkeiten kann eine Anzahl von möglichen Gründen genannt werden, die eine Brandausdehnung dieser Größenordnung bewirkten:

- hohe Brandbelastung und dichte Anordnung der Gitterboxpaletten und Regale zu blockähnlichen Stapeln im Brandausbruchsbereich. Dadurch konnte der Brandherd im Inneren des Lagerbereiches weder durch das Löschwasser aus den Strahlrohren der Feuerwehr noch durch das Löschwasser aus den im Deckenbereich installierten Sprinklern wirksam bekämpft werden.

- die Sprinklerauslegung wurde in der Zeit. als die Lagerhalle errichtet wurde, nach den damaligen Erkenntnissen als ausreichend für ein derartiges Risiko angesehen. Die Brandbelastung stieg jedoch während der letzten Jahre in Ersatzteillägern der Automobilindustrie:

- Ausdehnung heißer Brandgase über den eigentlichen Brandbereich hinaus durch die über die Sprinkleranlage automatisch eingeschaltete Zwangsentlüftungsanlage. Möglicherweise wurde hierdurch die Wirkfläche der Sprinkleranlage in kurzer Zeit durch das frühzeitige Öffnen von außerhalb des Brandbereichs gelegenen Sprinklern überschritten.

- frühzeitige Beteiligung des aus den 1-1-Dosen ausfließenden Motorröles am Brandgeschehen. (Das auf einer Fläche von etwa 16 m² gelagerte Öl ergibt eine Brandbelastung von etwa 55 000 MJ/m²).

- Ausfall und zeitweiser Stillstand der Sprinklerpumpen, die in der Anfangsphase des Brandes für eine Stunde nicht überwacht wurden.
- frühzeitige Zerstörung von Sprinklerrohren durch einstürzende Dachteile in der Anfangsphase des Brandes.

- gegen Brandeinwirkung ungeschützt verlegte Energie- und Steuerkabel für
Sicherheitseinrichtungen wie Sprinklerpumpen und Zwangsentlüftungsanlage.

- Brandausbreitung über das Dach, begünstigt durch den Südostwind, Stärke 4 bis 5

- fehlende Unterteilung des 75 000 m² großen Abschnittes durch Brandwände.

Abgebrannte Fläche: gesamt etwa 73 000 m²; Grundfläche (Rasterfläche): etwa 76 500 m²; Geschossfläche (brutto): Halle etwa 81 000 m²; umbauter Raum: Halle etwa 667 000 m³.


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P6-Geselle

Beiträge: 298


 

Gesendet: 22:47 - 20.10.2017

Heute gibt es im Kölner Stadt Anzeiger im Kölner Lokalteil einen Bericht über den Brand vom 20. Okt 1977 in den Ford Werken. "Inferno am Fühlinger See".Es sind auch Fotos von den abgebrannten Hallen auf der Internet Seite des Kölner Stadt Anzeiger zu sehen.

Günter
Alex
Moderator

Beiträge: 1107


 

Gesendet: 16:08 - 22.10.2017

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