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Autor Mitteilung
Vossi
registriert

Beiträge: 9


 

Gesendet: 14:00 - 16.10.2003

Hallo Leute,
melde mich heute zum ersten Mal hier im Forum, bin aber schon länger dabei,alle Diskussionen zu verfolgen. Ich selber bin auch ein grosser Dresdenliebhaber und freue mich immer, dass es hier scheinbar noch mehr davon gibt.
Zu dem Thema "Strassen in Dresden" von Peter, habe ich neulich etwas aufschlussreiches gelesen : Der Grund, dass es in Dresdens Zentrum (inklusive zerstörter Vorstädte)keinen Strassenraum,also angrenzende Häuserzeilen,mehr gibt, liegt darin, dass nach der Zerstörung,die Enttrümmerung aus Geldmangel nur oberflächig ausgeführt wurde und man über die alten Keller nichts bauen konnte, oder wollte.Darum gibt es heute überall das "berühmte" Abstandsgrün zu den Strassen.Aber es gibt natürlich auch noch fast alle alten Keller von Dresden, wie man am Neumarkt ja sehen kann.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 14:17 - 16.10.2003

hi Vossi,

willkommen auf unserem Forum.

Das stimmt zum Teil, aber nicht ganz. du sagst, man konnte nichts drüber bauen, weil die Keller ja noch da waren. Ich glaube, es ist andersherum: Weil man sowieso nichts drüber bauen wollte - liess man die Keller eben noch da, und sparte Arbeit und Kosten!

Es gibt Leute, die sagen es sei ja schön, dass so viel grün da sei. Ich sehe das anders, diese Betonanlagen die mit Grün durchsetzt sind, wirken im Gesamteindruck tot und menschenfeindlich - das Grün hilft hier nicht. Gutm für die, die aus dem Haus auf die grüne Strasse kucken, ist es sicher zum Teil nicht schlecht. Aber für die, die von der grünen Strasse auf das Haus kucken, ist es weniger schön! aber das ist Ansichsache, ich bin in genau so einem Viertel aufgewachsen: Durch Grün "legitimierter" Betonklotz, also ich kann mich damit nicht anfreunden.

Eines ist klar: Die "Bürgerliche Stadt" war den Herrschern ein Dorn im Auge. Viele Gebäude wurden gesprengt, die kaum beschädigt waren. Die Hausbesitzer wurden enteignet. Nirgendwo wurde dies so radikal betrieben wie in Dresden....

Auf jeden Fall fehlen in Dresden heute "normale" Strassen. Ich hoffe, alle haben das Foto der Freiberger Strasse gesehen. Das ist typisch für die Dresdner Innenstadt . Es gibt praktisch keine "normalen" Strassen. Man sieht auch nirgendwo Geschäfte oder Menschen. Dresden hat eigentlich keine Innenstadt und Strassen in dem Sinne, wie wir sie kennen.
Vossi
registriert

Beiträge: 9


 

Gesendet: 15:11 - 16.10.2003

Was ich persönlich fast noch schlimmer finde als den Verlust des Strassenraumes, sind die vielen verschandelten oder völlig überbauten Plätze in Dresden. Es gibt da ja 2 Bücher mit vorher-nachher-Fotos und Stadtplänen. Wenn man sich die anschaut, möchte man wirklich vor Wut die Wände hoch gehen...Dass man an einer zerstörten Strasse nicht jedes Haus wieder aufbaut-o.k. dass gabs auch woanders, aber dass schön gestaltete Plätze, die ja nun im Krieg nicht zerstört wurden und auch nicht nur für das böse Bürgertum da waren,so sang und klanglos überbaut wurden ,ist für mich eine unverständliche Entwicklung. Gerade die Plätze in der Johannstadt (welche übrigens nur 50 Jahre!! in ihrer alten Form existiert hat) brachten doch Licht und Luft (und Ästhetik) in dieses Mietskasernenviertel.Das verstehe ich wirklich nicht.
Manchmal frage ich mich, wie Dresden wohl aussehen würde,wenn es in den westlichen Besatzungszonen gelegen hätte.Ob sich da wohl die radikalen Erneuerer oder eher die Bewahrer der alten Stadtstruktur durchgesetzt hätten. Beide Tendenzen gab es ja schon 1946, also noch vor allem ideologisch aufgeheitzten Brachialumbau der Stalinzeit.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 15:19 - 16.10.2003

Das sieht ja aus, wie auf der Fischerinsel und an der Leipziger Str. mit den Platten-Hochhäusern oder hinterm Alex, wo Platten teiweise mit "kunstvoll verzeirten...Platten" verkleidet sind. Das einzige, was dort lebendig ist, ist der Verkehr!
Das erste Bild schein kurz nach der Flut aufgenommen zu sein, nicht?
Ich finde soclhe Passagen auch sehr schön, aber wenn du sagst, dass Dresden unbedingt neu alte Straßen braucht, dann glaube ich dir mal !
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 17:34 - 16.10.2003

@ Peter

Danke für das viele Lob!

Aber die Küsse müssen nicht unbedingt sein, denn ich bin keine Dresdnerin sondern Dresdner! Eine Umarmung reicht also aus (der Nick Harmonica stammt übrigens aus meinem Lieblingsfilm "Spiel mir das Lied vom Tod" - Charles Bronson, do you remembrer?)


Und ja, ich bin in Dresden geboren, vor 22 Jahren und bin quasi mit der Freiberger etc. aufgewachsen. Als Kind habe ich diese breiten Straßen nicht so schrecklich wahrgenommen - im Gegenteil: zum Ersten Mai gab es immer diese Demonstration, welche am Freiberger Platz gegann und über die Wilsdruffer, Grunaer zum Großen Garten führte. Das war für mich immer eines der Ereignisse des Jahres. Tja, Kinder sind leider leicht zu verführen... :(


Peter, das Problem, warum viele Dresdner ihrer Stadt nicht kritisch gegenüber stehen ist vielleicht, dass sie auf der einen Seite die berühmten Bauwerke loben und herausstellen, auf der anderen Seite sich schon an die monotonen, menschenleeren Bauten und Magistralen gewöhnt haben. Mich hat diese großflächige Bauweise auch nicht gestört, bis ich mal in Nürnberg war. Von der Innenstadt war ich so begeistert, dass mir erst einmal bewusst geworden ist, wie hässlich zersiedelt doch die Dresdner "Altstadt" (ich rede hier nicht von der Handvoll Altbausubstanz) eigentlich ist.

Leider ist der Stadtrat absolut unfähig und scheint gar nicht an einer Dresden angemessenen Innenstadtbebauung interessiert zu sein. Ein aktuelles Beispiel Dresdner Politik: vor kurzem wurde in der Zeitung darauf hingewiesen, dass es hier kein Touristenleitsystem gibt (damit der Tourist von der Betonwüste Prager Straße auch den Zwinger findet). Heute steht in der Zeitung, dass die CDU noch in diesem Jahr einen Antrag für solch ein Leitsystem stellen will! HALLO? Dresden wirbt auf zig Messen und stellt sich als Touristenstadt hin, aber auf die Idee, ein Touristenleitsystem zu installieren, kommt man erst jetzt? So geht das mit verschiedenen Projekten schon seit Jahren: es wird diskutiert und diskutiert und am Ende kommt nichts bei heraus... Ach, ich rege mich schon wieder viel zu sehr auf...



PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 18:52 - 16.10.2003

@Harmonikus

oh! ja, ich hatte dich für eine dame gehalten, naja "harmonica" klingt ja so! egal. Nein - ich nehme die Küsse nicht zurück, ich würde jeden küssen, der Dresden die schöne Altstadt wiederschenkt !!!


Das was du grade sagtest, gibt mir zu denken....ich wunderte mich immer, warum die Dresdner sich nicht wehren gegen die Zubetonierung und Verglasung ihrer Stadt. Jetzt wo du das so sagst, wird mir einiges klar....

aber irgendwie muss da noc h mehr dahinter sein. Denn ich bin auch aufgewachsen in einem Viertel am Rande FRankfurts, das haargenau aussieht wie prager Strasse und freiberger Strasse zusammen - aber HAARGENAU. Und dennoch hatte ich schon als kind immer die FReunde beneidet, die in "normalen" Viertel wohnen, mit schönen Häuser, so wie bei euch in Blasewitz, etc.

Jetzt bin ich froh, dass endlich mal ein Dresdner hier ist! einer war mal kurz hier, der hiess primax. aber der fand alles OK was mit dresden passierte, glasdächer, klötze, alles. kann ich nicht verstehen. du scheinst anders zu sein.

hör zu: obwohl ich aus frankfurt bin, und eigentlich weder verwandte noch freunde in dresden habe, dennoch:

mir ist dresden absolut wichtig. ABSOLUT. ich würde für dresden mein letztes hemd geben (na guuhd, aber de hose lossisch an, nu!)


aber ernsthaft: es ist mir wirklich wichtig. ich werde einige aktionen starten für dresden. unterschriftenlisten, etc.; werde bald hier was posten. hast du lust, dich daran zu beteiligen ? hauptsächlich muss man mails schreiben, um gegen schandprojekte (wie z.b. den von dir bereits erwähnten advanta riegel , etc) zu protestieren.

denn: wenn die dinger erstmal stehen - dann ist es zu spät!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 20:05 - 16.10.2003

@harmonikus

du hast doch so tolle bilder aufgetrieben (kenne mich sehr gut aus mit dresden, aber die hatte selbst ich noch nie gesehen !!)

kanst du eines vom Wiener Platz auftreiben, vor der Zerstörung????
Das wär Super, mei Guuhdster!
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 20:13 - 16.10.2003

"Manchmal frage ich mich, wie Dresden wohl aussehen würde,wenn es in den westlichen Besatzungszonen gelegen hätte.Ob sich da wohl die radikalen Erneuerer oder eher die Bewahrer der alten Stadtstruktur durchgesetzt hätten."

Dazu das Beispiel Stuttgart:

Walther Hoss, Leiter der städtischen Bauverwaltung in der Nachkriegszeit, war ein sogenannter "Sozialreformer", ein Vertreter des "geistigen Wiederaufbaus".
Zitat aus einem Architekturbuch über Stuttgart: "Es war eine krasse Fehleinschätzung, wenn Hoss erwartete die Bürger würden sich entsprechend der Vision des Planers verhalten und sich freiwillig einer "genossenschaftlichen Bodenordnung" fügen. So mußte er denn auch bald eine (Zitat)"grundsätzlich negative Einstellung weiter Bevölkerungskreise gegen jede Veränderung des Althergebrachten feststellen", zum anderen erfüllte sich auch die Erwartung nicht, mit einem entsprechenden Aufbaugesetz die städtebauliche Gestaltung der Utopie durchsetzen zu können."

In erster Linie dem breiten Widerstand gegen viele Pläne jener Stadtplaner der damaligen Zeit ist es zu verdanken daß in westdeutschen Städten Zustände wie in Dresden verhindert wurden. Hier wurde manche sozialutopische Vision verworfen, die es zumindest in der Wortwahl der Prophezeiungen mit der DDR durchaus aufnehmen konnte. So machte Hoss mit radikalen Äußerungen auf sich aufmerksam: "Die Deutschen...sind noch nicht zu der geistigen Revolution fähig die kommen wird. An der Vorbereitung dieser Erneuerung haben die Einsichtigen und Zukunfttragenden zu arbeiten".
Wäre man frei gewesen vom Hemmschuh des demokratischen Einspruchs- und Mitspracherechts der Bürger - einem Privileg daß man in Dresden leider nicht in der Form in Anspruch nehmen konnte - wäre sicherlich auch im Westen weit mehr dieser "geistigen Revolution" umgesetzt worden. Wie beispielsweise die "7 Schwaben", eine Magistrale im Zentrum der Stadt mit 7 Wohnhochhäusern, die an die Prager Straße oder die Leipziger Straße in Berlin erinnert. Zum Glück blieb es bei diesen Entwurfszeichnungen.

[Link zum eingefügten Bild]
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 20:20 - 16.10.2003

Was ist eigentlich mit dem Palais de Saxe (nicht das Hotel) und dem Hotel Stadt Rom? Gibts da nicht auch das Problem mit den sanierten Häusern an der Wildsdruffer Straße? Sollten beide doch eigentlich gebaut werden, oder?

Mach auch gerne bei einer Unterschriftenaktion mit. Finde sowieso, dass wir mehr unternehmen sollten, wie z.B. Unterschriften sammeln usw.
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 20:22 - 16.10.2003

Peter, ich würde für meine Heimatstadt auch mein letztes Hemd geben! Es heißt, dass Dresdner mehr als andere mit ihrer Stadt verbunden sind. Das stimmt und ich liebe meine Stadt trotz der hässlichen Ecken, weil ich auch immer wieder neue Seiten Dresdens kennen lerne (heute zum Beispiel: Großenhainer Str. - tolle Gründerzeithäuser in einem wenig zerstörten Stadtteil)!

Ich bin gespannt, was du tun willst - aber wie du sicher weißt, ist zum Beispiel der Stadtrat alles andere als gesprächsbereit und schert sich einen Dreck um die Meinung seiner Bürger!


Nochmal zum Thema der Dresdner Bevölkerung: du musst dir vorstellen, dass die ganzen schönen Gründerzeithäuser, wie man sie in der Neustadt oder in vielen teilen Dresdens noch findet, vor 1990 total heruntergekommen waren (keine Zentralheizung, Toilette auf Gang etc) und man froh war, wenn man eine Neubauwohnung in Gorbitz, Prohlis oder Johannstadt bekam! Damals hätte es niemanden gestört, wenn für einen Plattenbau mit Zentralheizung ein Gründerzeithaus abgerissen würde!!! Heute ist die Meinung zwar etwas relativiert (Plattenbauten werden nicht mehr als erstrebenswert angesehen), aber es wird sich nicht gewehrt, wenn ein unsanierter Altbau abgerissen wird. Meine Eltern beispielsweise würde es nicht stören, wenn eben solch ein unsanierter Altbau abgerissen würde. Er sieht zwar zur Zeit nicht gut aus, interveniere ich dann immer, aber falls sich ein Investor findet und ihn wieder renoviert ist das Haus sicher schöner als irgendso ein Betonquader mit Glasfassade und ohne Dach.

Ich habe nichts gegen Glasfassaden, aber die gehören halt in bestimmten Gegenden nicht hin! Der Wiener Platz ist eh versaut, da stört mich das Glashaus ( http://www.glashaus.tv/) auch nicht mehr. Ich will in der Innenstadt nur endlich mal wieder ein Haus ohne Stahl/Glasfassade und mit einem vernünftigen Dach sehen! Ist das zu viel verlangt? In Berlin geht das doch auch!


Aus Frankfurt kommst du, Peter? Hm, meine Oma ist dort aufgewachsen und hat immer nur von FFM geschwärmt! Sie ist durch die Teilung leider nie wieder dort hin gekommen und ehrlich gesagt, bin ich auch froh darüber. Ich war leider noch nie in FFM, aber viel vom alten Glanz soll auch nicht mehr vorhanden sein. Meine Oma hätte sicher einen Schock bekommen - so hatte sie aber "ihr" FFM noch in guter Erinnerung. Andersherum: wäre ich als Dresdner nach 60 Jahren wieder hier - ich würde einen Schock erleiden und an Herzinfakt sterben.

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