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 Forum Index —› Deutschland —› Der Neumarkt Dresden
 


Autor Mitteilung
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 22:35 - 16.10.2003

harmonica,
das mit platten ist hier in berlin auch nicht anders.
da werden große, modernisierte wohnungen (steuersubventioniert) zu schnäppchen-preisen in platten angeboten. ist doch klar, dass das viele wahrnehmen.
die frage ist aber: wenn es die gleiche wohnung in ner platte und nem altbau gibt, was wählen die leute. ich vermute, 90% wählen den altbau.
Vossi
registriert

Beiträge: 9


 

Gesendet: 23:14 - 16.10.2003

Was müssen die geistigen Eliten in Deutschland nach dem Krieg sauer gewesen sein auf ihr Land und seine Geschichte, wenn man sich die Stadtplanungen so bis in die 60iger Jahre hinein anschaut.
Diese Zeichnung aus Stuttgart,gepostet von Dirk1975,sieht der Prager Strasse doch recht ähnlich.
Diejenigen, die etwas zu sagen oder entscheiden hatten, wollten unbedingt ihre eigene Heimat,die sie wohl nicht mehr als Heimat empfanden,nach dem Desaster des Hitlerfaschismus,ausradieren.Nichts was alt war,schien ihnen wohl mehr wert zu sein, nachkommenden Generationen tradiert zu werden.
Die Deutschen haben sich ja noch nie besonders gemocht, aber hat es je wieder so einen radikalen Bruch eines Volkes mit seiner Vergangenheit (in Form der überkommenen Stadtbilder )gegeben,wie in Deutschland.
Ich frage mich immer,wo diese Radikalität,dieses Denken plötzlich hergekommen ist. Die Architekten und Stadtplaner damals waren ja alle noch vor dem Krieg ausgebildet worden,kannten die Städte und ihre Schönheit noch vom eigenen Sehen. Wäre es da nicht selbstverständlich gewesen,soviel als möglich zu erhalten und wieder aufzubauen? Baukultur ist doch auch Kultur und Gedächtnis eines Volkes, es sind ja auch nicht alte Bücher und Bilder in den Museen weggeworfen worden um nur noch moderne Sachen aufzuhängen oder aufzuführen.Eine Stadt ist doch ein grosses Freiluftmuseum, welches bilden und anregen sollte...und nicht nur aufregen.Was können Barockbauten und klassizistische Villen dafür,das in ihnen die Endlösung der Judenfrage ausgeheckt wurde?
Und unsere Generation muss jetzt mit dieser Verhunzung leben und bekommt von der Enkelgeneration jener Stadtzerstörer vorgehalten, es entstehe nur Disneylandarchitektur, wenn man aus den Fehlern von einst etwas gelernt hat, nämlich: dass jede Stadt eine Sammlung der besten Ideen aus hunderten von Jahren ist und eine oder zwei Generationen niemals im Stande sind,diese gleichwertig zu ersetzen.Damit wollte ich sagen,dass man mehr alte Stadtstrukturen und Gebäude rekonstruieren sollte, da sie einfach bessere Lösungen darstellen und dem menschlichen Bedürfnis nach Geborgenheit (sonnst hätte man ja gleich in der freien Natur bleiben können und hätte niemals Häuser bauen brauchen)besser entsprechen, als die heutigen Glaskisten und Betonbunker.Ich kann einfach nicht verstehen,das man meint, Strukturen, welche in vielen hundert Jahren gewachsen sind,an denen so viele kluge Köpfe mitgewirkt haben, seien wertloser, als in 3 jahren aus dem boden gestampfte heutige Masterpläne oder 50iger Jahre Hungerstil.
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 02:06 - 17.10.2003

@Dirk

Solche Vergleiche zwischen sozialistischem Städtebau im Osten (Prager Straße) und den Planungen im Westen (Stuttgart) sind sehr wertvoll, auch der Hinweis auf die Bürgerproteste im Westen! Sie zeigen, dass Architektur eben auch immer mit Ideologie zu tun hat.

So wie Frankreich nach der Grande Révolution bewusst auf die Architekturformen der Antike als des politischen Vorbilds zurückgriff (römische Republik, griechische Demokratie) oder deutsche Rathäuser im 19. Jarhrhundert meist in Renaissanceformen erbaut wurden, weil diese Zeit als Blütezeit bürgerlicher Kultur galt, während Kaiser Wilhelm den "absolutistischen" Neobarock förderte, so wollten eben die Modernisten des 20. Jahrhunderts den Bruch mit der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts demonstrieren: WEG MIT DEN STANDESUNTERSCHIEDEN UND DEN GANZEN BÜRGERLICHEN STATUSSYMBOLEN!

Erker und Ziergiebel mussten also genauso verschwinden wie die aufwendigen Damenkleider und die pompösen Opernbälle der Belle Epoque! (Beim Wiener Opernball, der sich als Relikt bis heute gehalten hat, gibt´s bekanntlich heute noch regelmäßig Gegendemonstrationen.) Schlichte Einheitskleideung für alle war angesagt.
All das ist nicht auf Deutschland beschränkt, es hat nichts mit "nationalem Selbsthass" zu tun, das Phänomen gibt es längst weltweit wie auch die modernistische Architektur...

Aber ich halte eine barocke Frauenkirche, die mit dem Geld von 60 000 freiwilligen Spendern wieder aufgebaut wurde, für viel demokratischer als all die Glas- und Stahlkästen, die den Leuten überall vor die Nase gesetzt werden.

Thomas
registriert

Beiträge: 14


 

Gesendet: 13:45 - 17.10.2003

Ich möchte kurz auf die Freiberger Straße eingehen. Über 20 Jahre habe ich meine Jugend auf dieser Straße und in diesem Stadtgebiet verbracht. (von 1967 - 1989). Wir (meine Eltern und Bruder) wohnten in einer 3Raum-Wohnung direkt am Freiberger Platz im 2. Stock mit herrlichem Blick auf die Annenkirche und die Schwimmhalle. Ich habe diese Straße nicht gerade mit heißem Herzen geliebt, aber auch nicht als Schrecken empfunden. Da ich viele Leute im meinem "Kiez" kannte und mochte, war der Wohlfühlfaktor gar nicht so schlecht. Es gab eine Menge richtige und wilde Abenteuerspielplätze. Es gab (und gibt) besagte vorzügliche Schwimm -und Sprunghalle und einen ganzen sozialen Komplex aus Schule (in die ich 10 Jahre ging), Kindergarten und Krippe. Das alles war selbstverständlich. Dazu eine Menge (hier verteufteltes) Abstandsgrün.
Was es nicht gab, waren Geschäfte, Cafes, Handwerkerläden wie ein Schumacher etc. und vieles mehr, was zur bürgerlichen Stadt vor 1945 gehörte. Haben wir es vermisst? Sicher, aber was im Nachhinein in Erinnerung bleibt, ist die Ruhe und Ungestörtheit des zentrumnahen Viertels. Jetzt wohne ich in Berlin an einer sehr belebten Szenestraße (Kastanienallee im Prenzlauer Berg und mich nerven all die hedonistischen Milchschaumtrinker und Bezirkstouristen der unzähligen Kneipen).
Ich frage mich, wie soll die richtige ideale Mischung meiner Wunschstadt aussehen und komme zu dem Schluß, daß es die ideale Wunschstadt eben gar nicht geben kann. Alles hat seine Zeit und seine Utopie & Sehnsüchte.
Nichts ist statisch und ewig gültig. Das gilt für die Lehren von Marx und Engels - das gilt genauso für Stadtideale, die sich wandeln.
Gerade nach dem Krieg sehnte man sich (und gerade auch in Dresden) nach der aufgelockerten, durchgrünten Stadt, nach Licht, Luft, Sonne, Abstand zwischen den Häusern, um der feuchten, lichtlosen Enge der überkommenen alten Innenstadt zu entkommen. Eine Stadtflucht, die bereits im 18. Jh. begann mit dem Errichten der adligen Sommerpalais vor den Mauern der Stadt und sich im 19. Jh. nach dem Fall der Stadtbefestigung mit dem Bau der Villenvororte ohne jede Kneipeninfrastruktur fortsetzte. Im Biedermeier schaute man eh mehr nach innen - und nach der Natur, die damals, also um 1800, üppig in die neuen Stadtviertel eingefügt wurde, sei es private oder öffentliche Gärten, seien es Straßenbäume, die es in den meisten barocken Straßen nicht gab.

Und nach 1945 wollte man gerade den engen Straßen, die sich während eines Bombenangriffs als tödliche Falle erwiesen, da man durch den entsetzlichen Brand (siehe gleichnamiges Buch) nicht mehr durchkam, entfliehen. Stattdessen großzügige breite Straßen, viel Platz für den Verkehr, auf den man in den 60er Jahren unheimlich stolz war und der ein Garant für die eigene Mobilität bedeutete, die ebenfalls heute als eine Selbstverständlickeit gilt.

All das sieht heute nach Jahrzehnten anders aus. Aber man darf die Gründe, warum damals in einer beispiellosen optimistischen Zukunfts-, Wachstums-und Fortschrittseurphorie so gebaut wurde, nicht ignorieren. Das hieße die Träume unserer Elterngeneration mit Füßen treten.
Gerade unter www.bildindex.de kann man nicht nur die historischen Fotos von Dresden sehen, sondern faszinierende Aufnahmen der Aufbaujahre nach 1945. Mit unvoreingenommenen Blick sieht man den Stolz und die Freude über Schnellstraßen, modern-funktionale Hochhäuser und vor allem über das wieder gewonnene elektrische Licht der gleißenden, aus Ruinen wieder erstandenen Stadt, die ja nach 1945 viele Jahre zappenduster war, in der schreckliche Wohnungsnot herrschte und Hunger.

Jetzt im neuen Jahrhundert bestimmen ganz andere Probleme die Zeit. Jetzt heißt die Devise: Zurück in die Innenstadt, Weiterbauen, Verdichten, "Urbanität" schaffen, Anreize schaffen, damit die Leute zurück in die "City" kommen. Die "City" - also downtown, wie die Amerikaner sagen, also die Innenstadt, das Zentrum, der Kern.
Die grundlegenden Wohnbedürfnisse sind befriedigt. Aber was braucht der Mensch der Zukunft noch zum Leben? Vor allem - was können wir uns leisten angesichts von Stadtschrumpfung, Finanzdesaster und Wirtschaftskrise in Zeiten von unaufhaltsamer Globalisierung? Vielleicht ein Stück mehr Bescheidenheit?
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 12:19 - 20.10.2003

Soooo, heute war mal wieder ein kleiner Artikel zu dem Prisco-Projekt in der Sächsischen Zeitung.

Ich weiß nicht, ob dieses Modell den aktuellen Planungsstand darstellt, denn wenn mich nicht alles täuscht, sieht Bachmann auf dem Bild unten wie auf Priscos Homepage unter "Planungen" aus.

Jedenfalls wurde Bachmann doch deutlich modifiziert - zwar immernoch kein Hummel, aber die Richtung scheint zu stimmen. ABER: was soll denn dieser - sorry - beschissene Glasbau rechts neben dem Eckhaus??? Das ist doch das ALLERLETZTE und viel schlimmer als Wörner.

Dann noch dieses Geschwafel von wegen "Eleganz und Qualität". Nicht die Läden bestimmen die Qualität, sondern doch das Gebäude, in dem sich der Laden befindet!

[Link zum eingefügten Bild]
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 12:53 - 20.10.2003

Ja,irgendwie können sie es nicht lassen.Der Bachmann-Bau ist deutlich modifiziert,aber die Glasfront daneben muss wohl unbedingt mit rein als Zugeständnis an die Modernisten.
Es ist schon sonderbar,mich würde als Investor diese Ecke selbst total stören.Als Bauherr über ein harmonisches Ensemble würde ich auf Perfektion achten.
Dieser Glasanbau ist total sinnlos und zeugt von langweiliger Fussgängerzonen-Architektur.Typischer Laden für Jeans auf 6 Stockwerken oder so ähnlich....
Na ja,wenigstens nur ein Bau,der mal ersetzt werden muss!!
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 14:37 - 20.10.2003

beitrag von wissen.de
ich habe in hierherversetzt, damit's übersichtlicher bleibt


Neue Entwürfe in Dresden
http://www.neumarkt-dresden.de/image1/prisco-quartier1/arturo-prisco-modell.jpg
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 19:45 - 20.10.2003

Scheint sich verlaufen zu haben, dieses Eckchen!
Wenigstens will er dort "unabhängige" Geschäfte drin haben und nicht noch ein H&M, Douglas etc., wie in all den Malls!
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 21:04 - 20.10.2003

Ich halte das hier gezeigte Modell des Eckbaus Töpferstraße/Augustusstraße für eine deutliche Verbesserung gegenüber dem vorherigen Entwurf! Gerade diese Ecke ist ja wegen der Sichtachse Schloss, Hofkirche, Fürstenzug, Frauenkirche enorm wichtig...

Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 21:58 - 20.10.2003

Du sagst es, Mathias! Falls der Entwurf so bleibt, kann man nur hoffen, dass man diese elende Glasfront vom Fürstenzug aus nicht sieht! Dieser aktuelle Entwurf Ecke Töpferstraße hat eigentlich (zum Glück) gar nichts mehr mit Bachmann gemein. Da könnte man doch glatt das Preisgeld zurück verlangen!

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