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 Forum Index —› Galerie —› Villingen im Schwarzwald - die Zähringerstadt
 


Autor Mitteilung
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 14:05 - 08.07.2003

@Dirk

"Uns tuts des scho" - herrlich, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Besser könnte man die Mentalität nicht zum Ausdruck bringen!
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 00:18 - 10.07.2003

Merkmal der Zähringerstadt ist die relativ gut erhaltene innere Stadtbefestigung, freilich nur noch in halber Höhe. Wie bereits erwähnt, umschloss die mittelalterliche Kernstadt eine doppelte Stadtbefestigung. Die Stadtmauer geht ins 12.Jahrhundert zurück. Die Ursprünge Villingens liegen allerdings nicht im Bereich der heutigen Innenstadt, sondern im Bereich des Fiedhofs um die Alstadtkirche, deren Turm (romanisch) einziger Zeuge des alten Dorfes Villingen ist, welches im Jahre 999 von Kaiser Otto III die Markt-, Münz-, Zollrechte sowie den Gerichtsbann erhielt.

Zurück zur Stadtbefestigung:

Leider fiel die äussere Stadtmauer der Abbruchmentalität des 19.Jahrhunderts zum Opfer. Aber auch die innere Stadtmauer wurde im südlichen Bereich auf einer Strecke von über 200Meter abgetragen. Schlimmste Entscheidung war i.d. Zsh. der Abbruch des Niederen Tors im Jahre 1847. Die kreuzförmige Anlage des Stadtgrundrisses ist an jedem Stadtausgang von einem Tor gekrönt.
Leider aber fehlt besagtes Stadttor seit dieser Zeit und der Wunsch nach einem Wiederaufbau schreit einem geradezu aus der Seele.

Erhalten geblieben sind folgende Tore und Türme:


-Oberes Tor

-Riettor

-Bickentor

-Romäus- (Villinger Lokalheld)turm; auch Diebsturm genannt

-Kaiser- (fälschlicherweise seit dem 70er Krieg so bezeichnet)ursprünglich Gerber-,später Wachtel- oder Schnabelturm genannt

-Pulvertürmle

-Elisabethentürmle (einstmals Wachturm)

-Glockenhiesle (-häusle); ein ehemaliges Pulverrondell, später zu einer Glockengiesserei umgebaut

-Klosterschanze

-Bastion

Weitere wichtige festungsweke, die leider alle nicht mehr erhalten sind waren die prächtigen Vortore (in Villingen Erker oder Erkel genannt), der Harzerturm, der alte Speckturm, zwei weitere Pulverrondelle an der inneren Stadtmauer, das Rundell und das sog. "Bügeleisen", einziges Festungswerk, das im 17.Jahrhundert entsprechend den verbesserten Techniken angepasst wurde. Der Name kam von seiner sprechenden Form. noch heute bezeichnet man diesen Bereich "Beim Bügeleisen".
Zwei weitere Rundell an der äusseren Stadtmauer standen links und rechts vom Bickentor. Nicht zu vergessen, das legendäre "Türmle", dessen Fundamente den Turm der Benediktinerkirche bilden sollen...

Riettor (Stadtseite)
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 00:33 - 10.07.2003

999 schon so viele Rechte vom Kaiser
erhalten.
Villingen scheint wohl früher ein
bedeutender Ort gewesen zu sein.
Die meisten Städte haben ihre Rechte
nämlich erst im 13. Jahrhundert bekommen.

Was hat denn der Romäus gemacht,
daß er gleich zum Lokalhelden wurde ?
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 00:34 - 10.07.2003

nochmal...

Riettor (Stadtseite)
[Link zum eingefügten Bild]

(Feldseite)
[Link zum eingefügten Bild]

[Link zum eingefügten Bild]

Oberes Tor (Stadtseite)
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im Winter (Feldseite)
[Link zum eingefügten Bild]
[Link zum eingefügten Bild]

Bickentor (Feldseite)
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der Romäusturm
[Link zum eingefügten Bild]
[Link zum eingefügten Bild]

Kaiserturm
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Pulvertürmle
[Link zum eingefügten Bild]

Stadtmauerpartie bei der ehemaligen Keferburg "Keferbergle" in der Nähe des Riettors
[Link zum eingefügten Bild]

Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 00:43 - 10.07.2003

Wo hast Du das denn alles herausgeholt?
Bei mir steht jetzt gerade unten
am Browser:
Datenübertragung von www.seniorentreff.de...
...und er kommt einfach nicht zu Potte.


Danke, für die Bilder.
Inzwischen ist alles da.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 01:06 - 10.07.2003

Die Stadt im 17.Jahrhundert aus der Vogelperspektive mit der vollständig erhaltenen doppelten Stadtbefestigung

[Link zum eingefügten Bild]



@Oliver:
999 - das bedeutende Jahr für Villingen

Die Ursprünge Villingens lagen in einer ländlichen Siedlungsform.
Im 4. Jahrhundert nach Christus hatten sich Menschen in einer Dorfgemeinschaft angesiedelt, es war die Sippe eines Alemannen namens Vilo, aus dessen Namen sich wahrscheinlich der Ortsname Villingen ableitete. Das Dorf befand sich aber nicht an der Stelle der heutigen Stadt, sondern lag vielmehr links der Brigach, an der Stelle des heutigen Friedhofes, dessen Ursprung bis in diese alemannische Zeit zurückreicht.

Im 10. Jahrhundert war Graf Bertold, seit 962 auch Graf im Breisgau und Sproß der Familie der Bertolde, die sich später den Beinamen ‘von Zähringen’ gaben, Grundherr von Villingen. Beim zweiten Römerzug von Kaiser Otto III. machte sich Graf Bertold besonders verdient, was den Kaiser dazu veranlaßte, Bertold am 29. März 999 zu erlauben, „an einem seiner Orte namens Villingen einen öffentlichen Markt aufzutun und zu erstellen mit Münze, Zoll und voller öffentlicher Banngewalt" [Revellio, Beiträge, S.63], denn mit der Entwicklung des Handwerks wuchs auch das Bedürfnis nach dem Austausch der gefertigten Waren, was auf den von den Ottonischen Kaisern begründeten Märkten geschehen sollte.

Villingen ist einer der Orte in Deutschland, die das älteste Marktrecht haben; wenn nicht das älteste(?)
1999 feierte man mehr schlecht als recht dieses bedeutende Ereignis.

Marktrecht ist aber nicht automatisch mit Stadtrecht gleichzusetzen!!!
Stadtrechte erhielt Villingen wohl erst Anfang des 12.Jahrhundert.




Romäus und Romäusturm - der Villinger Lokalheld

Auffällig ist natürlich das überdimensionale Bildnis des Remigius Mans, auch Romäus genannt, an der Nordseite des heute sog. Romäusturmes.
Von Remigius Mans, der durch außergewöhnliche Taten schon zu Lebzeiten in die Villinger Sagenwelt Eingang fand, ist nichts sicher bekannt, außer daß er wirklich gelebt hat und 1513 als Söldner für die Franzosen in Italien fiel. Heinrich Hug, ein Zeitgenosse Mans' und Chronist, schrieb über ihn: „Es war ein wunderbarlichast Mensch, das sine Sachen nit zu schribend sind, dan er ein kriegsman waß von Jugend uff und hat groß sachen geton sin tag. Es ist nit von sin wunder alles zu schribend" [Brüstle, S.102].

Um diesen Mann, der wohl ungewöhnlich kräftig und tapfer gewesen sein muß, ranken sich eine große Anzahl von Legenden. Eine davon besagt, daß die Villinger nach Romäus' Tod dessen Bildnis auf die Stadtmauer gemalt hätten (ursprünglich an der äusseren Stadtmauer beim Oberen Tor.Diese Legende dürfte der Realität entsprechen.Auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte ist Villingen als Sitz eines eigenen Pürschbezirk noch angedeutet. Deulich zu erkennen ist auf dieser wunderbaren Karte das Bildnis des Villinger Lokalhelden beim Obertorerkel), um zu demonstrieren, wie sehr sein Andenken in seiner Heimatstadt hochgehalten wurde. Eine andere Legende erzählt von weniger glorreichen Tagen des Romäus, der, wegen eines Streits mit dem Schultheißen, in den Michaelsturm gesperrt wurde, aus dem er unter spektakulären Umständen entkam. Beide Legenden, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf wahre Begebenheiten zurückzuführen sind, führten wohl zur Umbennenung des Turmes in Romäusturm und zur Anbringung seines Bildnisses um das Jahr 1850 durch den Villinger Maler Wilhelm Dürr (zum Zeitpunkt als die äussere Stadtmauer geschleift wurde und mit ihr das Bildnis verschwand).

Von diesem Bildnis ist heute nichts mehr zu sehen. Es wurde zwar 1891 restauriert, war aber in den siebziger Jahren des 20.Jahrhunderts so stark beschädigt, daß fast nichts mehr zu erkennen war. Aus diesem Grund wurde (leider) ein völlig neues Gemälde an der selben Stelle angebracht.

Romäus hat auch seinen besonderen Stellenwert in der traditionsreichen Villinger Fastnacht. Schon für das Jahr 1467 ist diese im Zusammenhang mit Romäus erwähnt:

1467. Remigius Mans (Romäus) schwört Urfehde mit drei anderen "trotz menglichen Verbots in der Kirche sich weder nachts noch tags ze verwechseln, haben sie es gethan und mit freveln Worten sich unterstanden, keine Rechtfertigung zu thun". Sie haben Masken getragen. Nach der Überlieferung ist das Tragen von Masken nur tagsüber erlaubt


Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 01:26 - 10.07.2003

Ist einiges zusammengekommen...
dem Seniorentreff gilt mein Dank
und all den anderen, die diese Bilder gemacht haben.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 16:19 - 12.07.2003

Rathaus - Bürgerhäuser - Erker

Heutiges Rathaus - früher Pfarrhaus und Kanzleigebäude am Münsterplatz
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Kaffeehaus "Zum Raben"
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...mit Blick zum Münster
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Am Strassenkreuz/Marktplatz:
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[Link zum eingefügten Bild]
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Renaissancehaus eines früheren Villinger Bürgermeisters
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Villinger Erker

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Beispiel für einen traditionelle Neubau aus den späten 70er(!)Jahren
[Link zum eingefügten Bild]

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Erker des alten Gasthaus "Zur Sonne";
wieder einmal unglücklich: das Umfeld -
links das Gebäude - eheml. Gasthaus "Zum Wilden Mann" mit seiner schlechten farblichen Fassung und der schlechten Fenstersprossung.Auch die Belagswahl der neuen Fussgängerzone mit aalglatten Natursteinplatten wirkt zu steril.
[Link zum eingefügten Bild]

Häuser am Münsterplatz; ganz links das heutige Pfarrhaus
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Obere Strasse mit Oberem Tor und Bürgerhäuser in Festtagsschmuck
[Link zum eingefügten Bild]
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 16:24 - 12.07.2003

Nachtrag Erker:

Ausversehen habe ich das Bürgermeisterhaus ein zweites Mal eingestellt.
Vielleicht könnte einer der Moderatoren das untere Bild durch diese Bild ersetzen:
[Link zum eingefügten Bild]
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 17:49 - 12.07.2003

@Rösch

Danke für die vielen - insgesamt doch sehr schönen - Bilder von Villingen! Mit der Kritik an den Details hast du recht. Verblüffend ist der sehr gelungene traditionelle Erker aus den siebziger Jahren.
Es ist ganz wichtig, solche Beispiel von traditioneller Architektur bekannter zu machen: Sie fügen sich eben derart harmonisch in ihre Umgebung ein, dass sie von unwissenden Betrachtern gar nicht als neu wahrgenommen werden! Dabei bin ich mir sicher, dass die Akzeptanz dieser Bauweise - außer bei dogmatischen Denkmalschützern und Modernisten - sehr hoch ist.

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