Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu |
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Autor | Mitteilung |
Cuypers
Mitglied Beiträge: 110
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Gesendet: 23:02 - 26.06.2003 @ Rösch Was mich wundert ist, dass greade bei einem lokalen Wappen diese Änderung erfolgte. Wenn ich unsere Ortsgemeinden und Dörfer anschaue, ist in den letzten Jahren eine deutliche Tendenz zum "Lokalpatriotismus" entstanden. Viele kleine Ortsgemeinden, die vorher kein Wappenrecht besaßen,haben ja erst in den 70ern ihre Wappen bekommen. Und nach meiner Erfahrung, wird auch alles getan, um diese zu verteidigen. Sie werden auch überall offensiv zu Schau gestellt, manchmal sogar auf peinliche Art und Weise. Ich sehe diesen Lokalpatriotiusmus, als "Ersatzdroge" zum klassischen Vaterland. Als man den Menschen, zu Recht, sagte, dass übermäßiger Nationalismus ins verderben führt, haben sie sich halt andere "Vaterländer" in Form ihrer Städte(z.B. Köln) oder Länder(z.B in Bayern)gesucht. Die Konsequenz daraus war, dass Deutschland und seine Symbole bis heute auf der Strecke bleiben. Siehe z.Bsp. die entfernten Denkmäler von Preußischen Feldherren, deutschen Kaisern und Königen. Und halt den "demokratiesierten" Bundesadler. Hingegen werden lokale Symbole: Rathäuser, Denkmäler von Fürsten etc., liebevoll gepflegt und beschützt. Aus diesem Grund habe ich auch den englischen Architekten Foster erwähnt, der den alten Adler wieder in den Bundestag zurückbringen wollte. Wäre er deutscher Nationalität gewesen, wäre er direkt in die Ecke der Reaktion gestellt worden. Dieses Schicksal erleidet ja jeder, der sich in Deutschland für die Rekonstruktion historischer Gebäude einsetzt. |
Oliver
Senior-Mitglied Beiträge: 491
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Gesendet: 23:57 - 26.06.2003 Foster wollte den alten Bundesadler im Bundestag anbringen lassen ? Ich war Anfang diesen Jahres mit ein paar Freunden in Berlin und habe dabei auch an einer Führung durch den Bundestag teilgenommen. Und da kann ich mich noch daran erinnern, daß die Dame dort erzählte, dass dort eigentlich ein modernerer Adler für den Bundestag geplant war. Diese Fassung wurde aber abgelehnt; es wurde aber dem Künstler erlaubt die Rückseite des Bundesadlers anders zu gestalten. Dies hatte er auch gemacht. Die Rückseite können die Politiker sehen, wenn sie den Hintereingang benutzen. Im Gegensatz zur Plenarsaal- seite lächelt der Adler die Politiker auf der "anderen" Seite ein wenig an. Während der Führung kann man das alles sehen. Sehr zu empfehlen. Sie ist kostenlos; man muss sich aber mehrere Wochen vorher anmelden. |
Rösch
Senior-Mitglied Beiträge: 343
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Gesendet: 00:13 - 27.06.2003 Durch die Verwaltungs- und Kreisreform in den 70er Jahren wurden viele kleinere und grössere Ortschaften in Baden-Württemberg zusammengelegt.Villingen und Schwenningen liegen an der Grenze der alten Länder Baden und Württemberg. Nicht weil die Städte zusammengewachsen waren, sondern aus vordergründig verwaltungstechnischen Gründen und vermeintlich wirtschaftlichen Gründen sollten die neue Stadt gebildet werden und als DAS Aushängeschild für das Bundesland stehen. Da war v.a. die Geschichte Villingens, bis heute, für die Politiker immer ein Klotz am Bein. Man versprach den Menschen, das Villingen-Schwenningen als Oberzentrum aus dem Schatten der grösseren Städte hervorrücken würde. Ich erspare mir weitere Worthülsen. Nichts von alle dem hat sich erfüllt. Villingen-Schwenningen ist im ferneren Umfeld immernoch ein unbekannter Ort. Der Wirtschaftsstandort ist für Unternehmen nicht interessanter geworden. Die Stadt gehört seit kurzem wieder zu den Städten mit der schlechtesten Haushaltslage im Regierungsbezirk Freiburg. Das Produkt VS funktioniert bis heute nicht, doch die Ziehväter und kurzzeitigen Vertreiber wollen das nicht einsehen. Um sich nach Aussen als Einheit zu präsentieren sind alle Mittel recht, siehe auch das neue Wappen. Das neue Wappen kam ja nach 30Jahre erstaunlich spät. Viele Dörfer und Gemeinde in Baden-Württemberg haben durch die Kreisreform ebenfalls ihre Wappen zugunsten eines Einheitswappen verloren. Ich hoffe, dass wir uns richtig verstehen: Du willst doch Lokalpatriotismus nicht mit übersteigertem Nationalismus vergleichen? |
Oliver
Senior-Mitglied Beiträge: 491
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Gesendet: 00:26 - 27.06.2003 Rösch, ich kann diesen Zusammenlegungs-Mist auch nicht verstehen. Diese Fälle scheinen in den 60er Jahren besonders häufig vorgekommen zu sein. Ich hatte mal was von einer Lahn-Stadt, oder ähnlich gehört. Giessen, Wetzlar und noch weitere Städte wurden damals durch eine Zwangs- vereinigung "von oben" zusammengeschlossen. Giessen hat es aber schon Ende der 70er Jahre erreicht, dass die Stadt wieder aufgelöst wurde. Ich finde das sehr gut. Vielleicht kann sich ja Villingen und Schwenningen ein Beispiel daran nehmen. |
Paul
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Gesendet: 00:33 - 27.06.2003 Die Hessen waren Weltmeister im Zusammenlegen, schon wenn man Orte mit dem Auto anhand einer Postadresse gesucht hatte, kam man ins Fluchen: ich habe heute vergessen, wie sich z.B. diese Kunstgemeinde zwischen Gelnhausen und Aschaffenburg nannte, vielleicht "Kinzigtal" oder so. Da stehst Du auf der Landstraße und suchst Kinzigtal-13 und wenn Du nicht einen braven Eingeborenen trafst, der Dir erklärte, daß es sich um Hasselroth oder Freigericht handelte, so fandest Du den Ort nimmermehr... |
Rösch
Senior-Mitglied Beiträge: 343
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Gesendet: 00:58 - 27.06.2003 @Oliver: Hoffen wir,dass allen Verantwortlichen doch noch ein Licht aufgeht und dass sie erkennen, was für einen Mist sie da fabriziert haben... @Paul: Für nicht Ortskundige ist es auch immer wieder das Caos pur, wenn sie nach "Villingen-Schwenningen" fahren, sei es mit dem Zug oder mit dem Auto. Einen Bahnhof VS gibt es nämlich gar nicht. Man hält entweder in Villingen/Schwarzwald oder Schwenningen am Neckar. Die Stadt hat auch 2 Vorwahlen und seit Einführung der neuen Postleitzahlen wieder verschiedene. Interessant wird es auch, wenn man mit dem Auto nach VS fährt.Auf der Autobahn heisst es "Villingen-Schwenningen" und wenn man die Abfahrt nimmt und auf die Kreis- und Landstrassen kommt wird plötzlich gesplittet: VS-Villingen links, VS-Schwenningen geradeaus,VS-Weilersbach, VS-Rietheim, Villingen-Schwenningen als Ort gibt es nicht! Wenn man eine Adresse mit der Angabe Villingen-Schwenningen hat, so wie das die Stadtverwaltung immer gerne forciert, wird es problematisch. Auch die Ortschilder sind der reinste Quatsch: Grosse Kreisstadt Villingen-Schwenningen, Stadtbezirk Villingen... Wer den Ort Villingen-Schwenningen sucht, der sucht in der Tat vergebens. Und ein echtes Zentrum hat diese Pseudostadt auch nicht...wie sollte sie also "funktionieren"??? |
Paul
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Gesendet: 01:05 - 27.06.2003 @Rösch Deutschland = Absurdistan |
Oliver
Senior-Mitglied Beiträge: 491
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Gesendet: 01:09 - 27.06.2003 Das Problem ist, daß die Ratsherrn in ihrer ganz kleinen Welt leben. Diese haben sie selbst konstruiert, sind darauf auch noch "stolz" und möchten es unter keinen Umständen verlieren. Denn dann wäre ja das eigene Erreichte abgeschafft. Ich sehe daher für das Gebilde "VS" nur einen Ausweg. Es müssen neue Leute in den Rat, die von ganz weit weg herkommen. Irgendwo aus dem Norden oder sonstwo. Diese stecken nicht drin im "Klüngel" ! Nur die Menschen ausserhalb haben noch den Durchblick und wissen direkt, dass das Gebilde zum scheitern verurteilt ist. ...was ein Blödsinn: Villingen-Schwenningen Villingen |
Rösch
Senior-Mitglied Beiträge: 343
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Gesendet: 01:26 - 27.06.2003 @Oliver: Du glaubst gar nicht, wie schnell sich manche Menschen von ausserhalb in den Reihen des Klüngel vertraut machen. Getreu dem Motto: Des Brot ich esse, des Lied ich singe!" Nichts von Aufrichtigkeit oder Hinstehen, wenn es darum geht die Probleme dieser Stadt auf den Tisch zu legen. Da wird gelogen, beschönigt und an den Problemen vorbeigehandelt. Es hat etwas mit dem Charakter der Leute zu tun, wohl gar nicht so sehr, wo sie nun herkommen. Und VS scheint eine ungeheure Anziehung für solche profilierungssüchtigen Schöngesichter zu haben. Der letzte Oberbürgermeister der Stadt, ein Mann aus der Wirtschaft, hat sich mit dem Klüngel vertraut gemacht und die "örtlichen Gesetze" meisterlich mitgespielt. Ja , und nun ist er weg, der Wirtschaftsmann, und hat der Stadt einen finanziellen Scherbenhaufen hinterlassen. Zu allem hat er noch massgeblich bei der Zerstörung der mittelalterlichen Stadt Villingens fungiert. der neue OB der Stadt kommt übrigens aus der Stadt des Bauhauses: Dessau Auch ein Verechter der Doppelstadt! Kann es noch schlimmer kommen??? |
Cuypers
Mitglied Beiträge: 110
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Gesendet: 12:23 - 27.06.2003 @ Oliver, Paul und Rösch Ihr müsst das Thema "Zusammenlegung" eine wenig differenzierter sehen. Insbesondere auf Kreis-und Landesebene wird meiner Meinung nach noch viel zu wenig zusammengfelegt. Zum Beispiel wurde in Rheinland-Pfalz in den 70ern und 80ern kräftig an den Landkreisen gedreht. Der Bürgerprotest war damals enorm, und bei den Älteren ist er immer noch vorhanden, aber, durch die Reformen wurden bis heute Milliarden an Verwaltungskosten gespart. Auf Landesebene würde ich die Zusammenlegung Badens und Württembergs als Erfolgsmodell bezeichnen. Man stelle sich heute im Südwesten vor: 2x Kabinette, 2x Landtage, 2x Komplette Regierungsministerien, 2x Polizeisysteme, 2x Unterschiedliche Bildungssysteme mit unterschiedlichen Lehrerausbildungen etc. und die Liste ließe sich noch bis ganz nach "unten" fortsetzen. Wenn es nach mir ginge, würden morgen direkt: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Tühringen; Mecklenburg-Vorp., Bandenburg und Berlin; Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Holstein; Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland zusammengelegt. Dadurch ließen sich pro Jahr Milliarden sparen!! Und durch weniger Wahltermine würde die Politik wieder handlungsfähiger. Bei manchen Gemeinden war es allerdings weniger sinnvoll, dass muss ich auch zu geben. Wenn ich ehrlich bin habe ich noch nie von Villingen-Schwenningen, sondern nur von Schwenningen gehört. Aber man muss, bei aller Liebe zu gewachsenen Traditionen, auch die heutigen Verhältnisse mit einbeziehen. Wir leben in einer Kommunikationsgesellschaft in der die Wege immer kürzer werden. Es ist absolut unakzeptabel, dass die Hansestädte noch selbständig sind. Insbesondere Bremen mit seinem "Ableger" Bremerhaven, um den man zu erreichen durch Niedersachsen fahren muss. Das ist aus heutiger Sicht grotesk. Besonders weil Bremerhaven keine besonders lange und ruhmreiche Geschichte vorweisen kann. |
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