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Autor Mitteilung
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 18:39 - 16.08.2004

Nicht unerheblich die Tatsache, daß das Nicolaiviertel mit Vorsatz auf dem ältesten Siedlungskern von Berlin gebaut wurde.

Beseitigung der restlichen Schandflecke ? Das wird eine Jahrhundertarbeit, die vor der Dämmerung keinesfalls abgeschlossen werden könnte. Und das betrifft nicht mehr Baulücken in der Friedrichstadt, sondern in der ehemaligen Altstadt, die dann völlig neu wiedererstehen muß! An was wird man sich da überhaupt halten, an welches Leitbild ? Man denke an den Alex, an das riesige Gebiet des Mar/Engelsforum; an das Areal um das Stadthaus, an die Fischerinsel, an das Neubaugebiet der verlängerten Karl-Marx-Allee...und dazu gilt es zu bdenken, daß seit der Wende, speziell im Regierungsviertel, noch einmal eine ebensolche Fläche voll Beton hinzukam...nein, ich glaube, das wird man wohl nicht mehr schaffen.
Philon
Stammgast

Beiträge: 90


 

Gesendet: 18:40 - 16.08.2004

@Roy Batty
Was Frankfurt anbetrifft: richtig, eigentlich hat Frankfurt den Wiederaufbau nicht vedient, vor allem, wenn man bedenkt, wie die Stadt nach dem Krieg die eigentlich wiederaufbaubare Altstadt zugunsten einer "modernen Stadt" abgerissen hat. Aber Frankfurts Altstadt war halt das geschlossenste und größte spätgotische Fachwerk-Ensemble der Welt. Das lohnt eine Rekonstruktion schon.
Dazu und zur Illustration deiner reeducation-These noch zwei Zitate des ersten Nachkriegsbürgermeisters der Stadt, Walter Kolb, der es sich bis zu seinem Tod zugute gehalten hat, die Rekonstruktion der Altstadt gegen alle Kritik und Widerstände (vor allem der Altstädter selbst, die ihre Stadt hatten wiederaufbauen wollten) verhindert zu haben:
„Der vergangene Krieg hat gerade im Altstadtgebiet riesige Lücken gerissen, welche aber dem Städtebauer die einmalige Chance einer großzügigen Neukonzeption gegeben haben. Es wäre durchaus verfehlt gewesen, diese einmalige Chance wegen einiger nur zufällig verschont gebliebener Bauwerke aus alter Zeit (...) zu verpassen.”
„Niemand denkt daran, das alte Frankfurt wieder aufzubauen. Eine neue Zeit wird für eine neue Stadt neue Formen zu suchen und zu finden haben!”
Das heutige Bild Frankfurts ist im wesentlichen Herrn Kolb zu verdanken. Die Menschen in Frankfurt wollten zumindest damals etwas anderes.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 18:44 - 16.08.2004

Heute sind die Menschen in FFM aber auch andere als damals, um es mal vorseichtig auszudrücken. FFM's historischer Wiederaufbau, so wunderschön die Stadt auch mal war, wäre unsinnig und Verschwendung. Für wen bitte sollte man sowas machen ? Die Touristen kommen auch so, wg. der Wolkenkratzer und weil sie sich mal wieder "echt horrorshow" am Bahnhofsviertel und in Dietzenbach geben wollen.
Macht es dort, wo es sich lohnt und die Menschen sowas begeistert mittragen, eben weil es ihr eigenes Kulturerbe ist.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 18:50 - 16.08.2004

Mann, dass manche immer alles so wörtlich nehemn müssen...Natürlich nur hist. Gebiete, wie eben Nicolai-/Marien-Viertel, Leipziger Str./ Fischerinsel, Wilhelmstr. und Plattenfüllbauten, die hier und da zu finden sind...Ich meinte auch nur die Platten und nicht die neuen Regierungsgebäude!

Am Spittelmarkt hat man ja schon begonnen. - Jedenfalls, was den Straßengrundriss angeht...

Was an der K-M-Allee los ist, interessiert mich herzlich wenig, zumal die stalin. Bauten ja halbwegs erträglich sind. Wozu man dort wieder diese Billig-Platten dazwischen packen musste...?
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 18:58 - 16.08.2004

Zu letzterem könnte ich dir einiges erzählen. Aber da das ohnehin nur stinkender Sozialismus ist...;)

Naja, ich hatte auch nichts anderes verstanden als die ehemalige Altstadt; wollte aber drauf hinweisen, daß der Vorsprung der Botonköpfe imens ist sowie die Fläche für eine Altstadt sehr groß...und daß Berlin nach der Wende wohl eines der unwirtlichsten Regierungsviertel Europas bekam, was dem Stadtbild in grober Weise schadet.
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 19:59 - 16.08.2004

@Philon

Mainz, Trier, Würzburg, Braunschweig und Hildesheim gehören zu den am besten wiederaufgebauten Städten; sie waren auch - neben Nürnberg, Dresden und Frankfurt - die architektonisch und geschichtlich bedeutsamsten Städte. Übrigens ist es kein Zufall, daß sie alle in den letzen Kriegsmonaten vernichtet wurden, als der Bombenkrieg seinen militärischen Sinn völlig eindeutig verloren hatte (wenn er jemals einen hatte, was ich bezweifle). Der Sinn war (neben dem Massenmord an Zivilisten) in dieser Endphase des Krieges eben auch, "Deutschland sein kulturelles Herz herauszureißen

Jein. Braunschweig war eine wichtige Industriestadt und wurde schon 1944 zerstört. Grosse Teile der Mainzer Altstadt wurden schon 1942 zerstört (damals wurde das Schloss Johannisberg im Rheingau auch zerbombt). Trier lag an der Front. Richtig ist aber, dass Würzburg und Hildesheim ¨kurz vor Kriegsende zerstört wurden. Ich glaube aber, dass der Hauptgrund einfach die Tatsache war, dass es zu diesem Zeitpunkt ganz wenige nicht zerbombte Städte gab.

Ich möchte gerne wissen, warum man in Würzburg und Hildesheim traditionnel gebaut hat (ich meine nicht rekos, sondern die einfachen Wohnbauten aus dem 50er Jahren in den Innenstädten) und warum dass z.B nicht in Worms und Frankfurt geschah?

Persönlich finde ich viele 50er Bauten OK - auf jedem Fall diejenige, die sich zumindest teilweise aufs alte Stadtbild orientieren. Für mich wäre es absurd gewesen, die Altstadt in Frankfurt wiederaufzubauen - es würde vielleicht schön aussehen - die alte Stadt wäre es trotzdem nicht. Ich finde es viel besser sich von der Alten Stadt sich inspirieren zu lassen statt reine kopien zu machen (wie in Münster). Schliesslich gab es früher auch keine Komplettrekos. Sonst wäre Kopenhagen eine Fachwerkstadt und hätte keine Klassizistische Palais und Wohnhäuser wie es Heute der Fall ist.

Du nennst wieder Polen als Vorbild. Abgesehen von Danzig, Teile Breslaus und Warschau wurde dort sehr schlecht gebaut - kennst du Stettin, Neisse oder Stolp?

C
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 20:05 - 16.08.2004

@Philon

ein Beispiel aus Hildesheim:

vor 1945.
[Link zum eingefügten Bild]

Heute:

[Link zum eingefügten Bild]

Eine solche Lösung ist für mich besser als alles einfach zu kopieren.

C
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 20:16 - 16.08.2004

Kann Deine Meinung überhaupt nicht
nachvollziehen. Diese 50er Jahre-Bauten
besitzen nur eine trostlose Fassade -
ohne "Liebe" am Detail !
In vielen Orten wurde, so wie mir mein
Großvater berichtete, sogar mit der
100%igen Rekonstruktion begonnen. Bis
irgendein dahergekommener Architekt
die Bauherren dazu zwang "neumodisch"
zu bauen.

Übrigens, in Münster gibt es keine
Kopien. Dort wurde genau so gebaut,
wie Du es jetzt möchtest. Man hat
die Verzierungen und sonstigen Details
aus "Architekten-ideologischen" Gründen
nicht mehr beim Wiederaufbau verwendet.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 20:26 - 16.08.2004

...na ja, da wäre doch GERADE eine Rekonstruktion wünschenswert gewesen. Der Neubau kann, trotz Satteldach und Steinsockel seinem Vorgänger von seiner gestalterischen Qualität nicht das Wasser reichen. Und darin liegt meist immer das Problem.

Und mit dem Wort "einfach" würde ich sparsamer umgehen. Denk mal an die Frauenkirche in Dresden, die wurde auch "einfach" "nur" kopiert...
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 20:31 - 16.08.2004

Aber vieles in Münster sah echt gut aus. Wenn man den Charakter versteht, dann kann man ihn auch vernünftig "neuinterpretieren". Wenn man aber schon mit Vorbehalten gegen diesen "alten Kram" rangeht, kann man kanze Kulturlandschaften auf Dauer veröden lassen.
Dein Bilderbeispiel, Schoesler, ist vielleicht ungewollt eines dieser Markierer. Die Dachneigung wurde erheblich nach unten geändert und dem gebäude ein anderer Charakter ungeachtet der restlichen Veränderungen verliehen.

In Nürnberg übrigens wurde bei den Neubauten vielfach so verfahren, d.h. die Dachneigung wesentlich verändert, so daß die charakteristischen sehr steilen Dächer(ab 60°)"normalisiert" und entwertet wurden.


Zu Polen kann man nur sagen, daß es sehr clever war: Sähen Breslau und Danzig heute wie Magdeburg oder Dessau aus, wäre das heutige Westpolen wohl noch immer eine trostlose, depremierende Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit. Denn die Bedingungen für erhöhte Kriminalität infolge Identitätsverlust wären noch immer außerordentlich gut. Erst Ende der sechziger Jahre konnten die früher deutschen Gebiete wirtschaftlich auf Vorkriegsniveau gebracht werden; bei der Bevölkerungsdichte gelang es nie. Die deutschen Touristenströme dagegen verändern das Bild zum guten, denn sie ziehen u.a. Investitionen nach sich. Polen tat gut daran, diese fremden Städte wiederaufzubauen(nun, weil sie es eigentlich für sich taten; kultureller Minderwertigkeitskomplex); denn der Kern zieht den rest nach sich....und es funktioniert! Modern geprägte Nachkriegsstädte dagegen haben ungeachtet ihrer früheren Bedeutung die Arschkarte gezogen.

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