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Autor Mitteilung
Philon
Stammgast

Beiträge: 90


 

Gesendet: 10:25 - 18.08.2004

Eine kleine Ergänzung zur gestrigen Diskussion über religiös-kulturell beeinflußte Einstellungen zur "Authentizität" oder "Nicht-Authentizität" von Rekonstruktionen: Tatsächlich war es erst das Christentum, das die Ideen der Einzigartigkeit, Endlichkeit und Unwiederbringlichkeit in die Welt gebracht hat (Hegel hat darum nicht umsonst das ganze bisherige Christentum pauschal als "Romantik" charkaterisiert). Die vorderorientalischen und mediterranen Religionen kannten diesen Gedanken nicht. Ihr Grundgedanke war der des zyklischen Sterbens und Wiederauferstehens eines Gottes (Osiris, Adonis, Dionysos, Mithras etc.) Das Christentum hat diesen Gedanken eines sterbenden und wiederauferstehenden Gottes bewahrt, sieht das aber nicht mehr als etwas zyklisches, sich immer wiederholendes. Nur Christus wäre demnach gestorben und leiblich wiederauferstanden, und das auch nur al einmaliges, einzigartiges Ereignis. Wir gewöhnlichen Sterblichen müssten darauf bis ans Ende der Zeiten warten.
Gleichwohl hat sich der Glaube an die Möglichkeit einer leiblichen Auferstehung in katholischen Gebieten eher gehalten als in protestantischen, da der moderne Protestantismus die Idee der Auferstehung ins Geistige transformiert hat und nicht mehr so sehr als reales, leibliches Geschehen begreift.
Das erklärt m.E. nach in frappanter weise, warum in stark katholisch geprägten Gegenden nach dem Krieg viel eher rekonstruiert wurde als in protestantisch geprägten Gegenden; man vergleiche Städte, die einen ähnlichen Zerstörungsgrad aufwiesen: da sind z.B. katholischen Städte wie München, Münster, Freiburg, Hildesheim, Trier Würzburg auf der einen Seite (Köln ist leider die unrühmliche Ausnahme); dagegen protestantische Städte wie Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Hannover, Kassel etc. auf der anderen Seite. In den ersten hat man jeweils sehr viel rekonstruiert, in den anderen kaum.
Ich selbst bin zwar kein gläubiger Mensch, aber ich komme aus einer sehr stark katholisch geprägten Gegend und merke das bei mir selbst: Wo andere Rekonstruktion in den Kategorien von "Lüge", "Manipulation" und "Fälschung" denken, denke ich sie in der Kategorie der Auferstehung von den Toten.
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 10:32 - 18.08.2004

@Jürgen

die 70% betrafen die gesamten deutsche Städte, nicht nur die Grossstädte. In den Grosstädten wurden sicherlich 70% der historischen Bauten zerstört.

Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 13:18 - 18.08.2004

@philon
Ich hab ja in meiner Zeit hier im Forum bisher noch nie Werbung für Mitgliedschaft bei den Altstadtfreunden gemacht, ich dachte immer, das soll jeder für sich entscheiden...

Da ist es umso schöner, wenn sich jemand selbst dazu entschliesst!

Also vielen Dank für Deinen Beitritt und Willkommen bei den Altstadtfreunden Nürnberg!!

Die Altstadt hat in Nürnberg von Verantwortlicher Seite wenig Lobby, die Bürger sind die einzigen, die Vernatwortung diesbezüglich zeigen, da können die Altstadtfreunde jede erdenkliche Unterstützung brauchen.

Wenn Du mal in Nürnberg bist, gib Bescheid, da gibt es eine "Ehrenführung" in die geheimsten (immer noch vorhandenen!!) mittelalterlichen Ecken Nürnbergs.

Wir haben übrigens in den vergangenen 30 Jahren noch nie einen hauptamtlichen Mitarbeiter gehabt.
Kein Geld wird also dafür "verschwendet", alles wird ehrenamtlich neben dem Beruf gestemmt... Jeder Cent geht in einen neuen Dacherker, eine Hausfigur oder die Totalsanierung einer verfallenen mittellaterlichen Hausruine, das ist sicher.

Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 13:21 - 18.08.2004

@schoesler
ok, bezogen auf alle (auch die kleinsten) Städte kann ich das eher nachvollziehen. Obwohl man die Abrissmentalität nach dem Krieg in den Dörfern auch nicht ganz unterschätzen sollte, zumindest hier in Bayern.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 14:39 - 18.08.2004

philon,
das ist ein sehr interessanter punkt. ich hatte mir auch schon meine gedanken gemacht, warum in katholischen gegenden mehr rekonstruiert wurde, bin aber noch etwas skeptisch, ob es wirklich an der wiederauferstehung liegt.
dass in bayern soviel rekonstruiert wurde, könnte doch auch daran liegen, dass der nonsens-vorwurf der kollektiven schuld dort weniger fruchtete, weil sich die bayern immer viel mehr als bayern denn als deutsche sahen. oder es könnte daran liegen, dass bayern immer konservativer war oder...
ich bin, wie gesagt, noch etwas unschlüssig.
Philon
Stammgast

Beiträge: 90


 

Gesendet: 15:05 - 18.08.2004

Lieber Antiquitus,
ich denke, das alle diese Punkte eine Rolle spielen.
Ich denke, nach wie vor, daß etwas dran ist an der These vom katholischen Wiederauferstehungs- und Wunderglauben. Ein anderer Grund ist aber sicher auch, wie du für Bayern andeutetst, daß katholische Regionen traditionell konservativer waren. Und eben, daß das, was man in der Geschichtsschreibung gemeinhin das "konservative katholische Milieu" nennt, dem Nationalsozialismus in weiten Teilen ohnehin sehr distanziert gegenüberstand und daher auch nicht oder nur in weitaus geringerem Maße für diesen Kollektivschuld-nonsens empfänglich war als das bildungsbürgerlich-protestantische Milieu. Alle diese Punkte zusammen erklären, meine ich, doch recht gut, warum in fast allen katholischen Gegenden - und nicht nur in Bayern - eher rekonstruiert wurde als anderwo.
Schoesler
Mitglied

Beiträge: 102


 

Gesendet: 15:51 - 18.08.2004

@ Oliver
Skt. Michaelis ist nicht der Dom, sondern die Kirche mit der Mittelalterlichen Decke:

[Link zum eingefügten Bild]

Die Kirche ist auch sehenswert:

[Link zum eingefügten Bild]

Wie gesagt finde ich diesen Teil der wiederaufgebauten Altstadt ganz schön - enge Strassen, kleine Häuser usw.

Zum Thema: warum wurde in Bayern mehr wiederaufgebaut? Vielleicht liegt es daran, dass es schwieriger ist, Fachwerkhäuser zu rekonstruieren? Auf jeden Fall finde ich den Wiederaufbau der Zerstörten Fachwerkstädte (Frankfurt, Kassel) weniger gelungen (abgesehen von Teile Hildesheims und Soest) als den Wiederaufbau der Nord- und Süddeutschen Städte (München, Würzburg, Freiburg, Rostock, Bremen) wo es einfacher war sich ans alte Stadtbild zu orientieren: Putzfassaden im Süden und Backstein im Norden.

Claus
Veenenberg
registriert

Beiträge: 20


 

Gesendet: 20:16 - 21.08.2004

Es solten ganze Strassenzeilen oder sogar Viertel (wie z.B. Nicolai-Viertel) rekonstruiert werden müssen um die Deutsche Städte wieder Interessant zu machen.
Dieses Vorhaben ist aber NICHT MÖGLICH!!! Wenn sogar nicht einmal die Dresdner Innenstadt total rekonstruiert werden kann, dann sicher nicht so viel Bauvorhaben für ganz Deutschland.
Es handelt om der hist Rekonstruktion von wenigstens 5000 bis 10.000 Gebäuden und die Ergänzung oder Fassadekompletierung von wenigstens 50.000 Gebäuden.

Liste:

1). Ganz grosse rekonstruktion (50% der Originalbebauung vor 1945 soll wenigstens rekonstruiert werden müssen) der heutige traurig aussehende Innenstädte von: Berlin (Belle Aliance Platz, Leipzigerstrasse), ganz Dresden (Innenstadt, Ring) mit der Neustadt, Magdeburg (!!), Chemnitz, Potsdam, Dresden, Kassel, Braunschweig, Nürnberg, Darmstadt und das kleine Zerbst.

2). Wichtige Ensembles der Gründerzeit ergänzt oder rekonstruiert in: Berlin (Pragerplatz wie es war, Vikt. Louise Platz usw), Köln (Ring, Hauptbahnhof), Frankfurt am Main (Bahnhofplatz, Zeil, Magdeburg (Justizpalast), Leipzig (auch am Bahnhofplatz), Hamburg (Hopfenmarkt, Mainz, Mannheim und Karlsruhe.

3). Rekonstruktion und Ergänzung der Aussenseite von hist. wichtige Gebäuden: Berlin (z.B. Dom), Hamburg, Würzburg, Aachen.

4). Einzelne Gebäuden: Scloss Zerbst,
schloss Bad-Muskau. Besonders wertvolle Gebäuden die unbedingt rekonstruiert werden sollen sind:

- Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz;
- Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche;
- Berliner Schloss;
- Stadtschloss in Potsdam;
- Justizpalast Magdeburg;
- Justizpalast Berlin;
- Technische Universität Berlin;
- Neustädter Rathaus Dresden;
- Sophienkirche Dresden;
- Hauptbahnhof Köln.
- und noch 100 wichtige Gebäuden (sehe
Eintragungen andere Mitglieder.

Rob Veenenberg






Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 20:19 - 21.08.2004

"Justizpalast Berlin"

Kenn ich nicht...! Wo soll denn der sein?
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 20:22 - 21.08.2004

ACH SO!!! Schon klar! Ich hab nicht an das Gericht gedacht, weil es ja noch steht! Fehlen ja "nur" die beiden Türme und ein Paar Fensterachsen...

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