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 Forum Index —› Deutschland —› New-Urbanism-Projekt in Gladbeck
 


Autor Mitteilung
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


Gesendet: 00:11 - 17.06.2004

Ich bin total aus dem Häuschen. Da sprechen einige Leute nun ein paar wahre Worte aus !!! Lest es selbst !

Gladbeck will Modellstadt werden
Der amerikanische "New Urbanism" hält Einzug in die deutsche Stadtplanung und soll Identität bilden
von Dankwart Guratzsch

Gladbeck - Was Architektur und Städtebau betrifft, hat Gladbeck am Rande des Ruhrgebiets bisher nicht gerade Schlagzeilen gemacht. Jetzt aber packt die 80 000-Einwohner-Gemeinde ein Projekt des "New Urbanism" an - und gerät damit unweigerlich in den Focus überregionaler Aufmerksamkeit. Anstelle des 1974 errichteten Rathauses, das wegen PCB-Belastung abgerissen werden muss, wird ein Neubau in "klassischem Stil" geplant. Baudezernent Michael Stojan spricht von "Stadtbildplanung" und weiß, dass er damit zum Vorreiter eines kompakten, urbanen Städtebaus nach jüngsten amerikanischen Vorbildern in Deutschland wird, der seinerseits freilich auf das alte Ordnungsschema der europäischen Stadt zurückgreift.


Die Erweiterungsbauten des Jugendstilrathauses von Gladbeck wurden 1974 eröffnet. Städtebaulich war es die typische Solitärlösung ohne Raumwirkung: zwei graue Würfel, beziehungslos auf die weite Platzfläche gekippt. Architektonisch gesichtslos und von erschlagender Belanglosigkeit, bietet sich das "Ensemble" als Musterbeispiel eines "Modernismus" dar, der es in hundert Jahren nicht geschafft hat, "Identität" auszubilden.


Nachdem der Rat der Stadt den Abriss beschlossen hat, bietet sich die Chance einer Neuformulierung nicht nur der Gebäude, sondern zugleich auch des Stadtgrundrisses. Statt früher 1300 qm BGF braucht die verschlankte Verwaltung zukünftig nur noch 900 qm, so dass sich die Möglichkeit ergibt, den Neubau durch Wohn- und Büroflächen zu ergänzen. Dies und die Absicht, mit dem Rathausbau zugleich Ziele der Stadtreparatur zu verfolgen, haben zu einem beispielhaften Projekt geführt: Entstehen soll ein "platzbildender Baukörper" in einer Architektur, die sich in Material und Baugestaltung der historischen Umgebungsbebauung (Backstein, Lochfassade, Traufhöhe) unterordnet. Nach bisheriger Planung soll der Abriss im September abgeschlossen sein und mit dem Neubau im Frühjahr 2005 begonnen werden.


Stadtbaurat Stojan ist sich der Angreifbarkeit seines Vorhabens durchaus bewusst. Doch den Kritikern, die den "New Urbanism" gern in die Nähe von Disneyland rücken, hält er entgegen: "Stadtplanung und Architektur der letzten Jahrzehnte haben zu einer unfassbaren Austauschbarkeit und Uniformität der Stadtbilder geführt. Die Sehnsucht der Bürger nach vertrauten Stadträumen und Architekturen muss in Kunstwelten wie dem 'Disneyland' befriedigt werden, weil unsere Planer unfähig oder unwillig sind, mit ihrer Gestaltung diesen emotionalen Bedürfnissen gerecht zu werden."


Dennoch grenzt der Bauassessor die Bewegung des "New Urbanism", die aus Agenda-Diskussionen und ökologischen Bürgerinitiativen der 80-er Jahre in den USA hervorgegangen ist, gegen Beispiele eines "Entenhausen-Traditionalismus" entschieden ab. "Auch der New Urbanism will eine neue Stadt, die alle modernen Forderungen an Verkehr, Gewerbe- und Wohnstandards erfüllt. Aber sie muss zugleich auch vertraute Bilder, Räume und Dimensionen aufweisen. In einer Zeit immer größerer Anonymisierung und Globalisierung ermöglicht erst der Eindruck des Vertrauten die emotionale Bindung der Bewohner an ihr Quartier."


Genau hier aber liegt nach Erkenntnissen der jüngsten Stadtforschung die Überlebenschance der Städte in Zeiten eines rapiden Bevölkerungsschwundes und des mit ihm heraufziehenden gnadenlosen Wettbewerbes um Einwohner und Arbeitsplätze. In diesem Sinn soll Gladbeck geradezu zur "Modellstadt des New Urbanism" in Deutschland werden, wobei sich Stojan unmittelbar auf die Proklamationen des "Congress of New Urbanism 2003" in New York mit über 3000 Teilnehmern und auf die Gründung eines "Council for European Urbanism" am 6. November 2003 in Stockholm beruft.

Noch gibt es vom neuen Verwaltungszentrum der Stadt Gladbeck lediglich Modellfotos, die auch nur "Massenmodelle" zeigen. Denn "selbstverständlich" - so der Stadtbaurat der Ruhrgebietsstadt - soll noch ein Architektenwettbewerb stattfinden. Deutlich wird jedoch bereits die Absicht: Der offene Platz wird durch einen lang gestreckten Baukörper mit Erdgeschoßarkaden geschlossen, an den eine Blockrandbebauung anschließt. Auch wenn es vielleicht zunächst nicht mehr als eine "Zelle" von New Urbanism" in Deutschland ist, so hat es doch Modellcharakter. Und das besagt in Zeiten der Ideenarmut und Leistungsschwäche viel.

Artikel erschienen am 17. Juni 2004

Quelle: http://www.welt.de/data/2004/06/17/292270.html?s=1
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 00:30 - 17.06.2004

Auf jeden Fall richtig jener Satz, den auch ich immer verwendeu, welcher in diesem Artikel besagt, dass Disneyland jene Architektur, die es enthält nur deshalb enthält, weil Architekten und Stadtplaner unfähig sind, diese in unseren Städten zu verwirklichen. Wenn man in unseren Städten solch hübsche Gebäude wie im Disneyland bauen würde, gäbe es vielleicht gar kein Disneyland. Vielleicht natürlich schon aber die Bedeutung wäre dann wohl auch eine andere. Disneyland ging aber aus eienr Zeit hervor indem man solch einen Vergnügungspark mit dieser Architektur brauchte, weil eben die Architekten unfähig gewesen sind. Und sind es leider großteils auch noch Heute. Man darf diese Disneylandbeschuldigung aber nicht ernst nehmen. Das sind doch nur hole Beleidigungsversuche ohne Inhalt. Dem entgegenhalten kann man immer das Gegenteil dieser Aussage übertragen auf die Architektur jener Leute, die mit dieser Disneylandarchitekturbeleidigung daherkommen, dass ihre Architektur eben charackterlos ist oder schleimig oder seelenlos und da kann man sich einen Hauf an Wörtern ausdenken, die ihr Ziel nicht verfehlen würden. Ein großartiges Projekt und ich freue mich schon, wenn sich dieses in Gladbeck durchsetzt. Ich vergönne dieser Stadt daraufhin auch ein bevölkerungswachstum und Tourismuswachstum, von dem ich auch ausgehe, dass es eintreten wird aber für dieses Projekt sollte diese Stadt doch gebührend bestätigt werden.

Auch diese Zeilen hier gefallen mir sehr gut: "Genau hier aber liegt nach Erkenntnissen der jüngsten Stadtforschung die Überlebenschance der Städte in Zeiten eines rapiden Bevölkerungsschwundes und des mit ihm heraufziehenden gnadenlosen Wettbewerbes um Einwohner und Arbeitsplätze."

Wenn man die Architektur und die Stadtplanung wieder auf den "richtigen" Weg zurückbringt, dann denke ich auch, dass die miserble wirtschaftliche Lage der Städte und letztlich auch des Staates sich verbessern werden. Viele Städte nehmen Einwohnerverluste hin, weil sie sich mit ihrer Stadt nicht identifizieren können oder ihrme Viertel. Damit verkommt es natürlich. Und ohne Einwohner gibt es auch kein Geld. Ohne Tourismus auch nicht. Damit wohl auch wenige Investitionen außer man nimmt Schulden in Kauf und großartige Niederlassungen werden auch nicht stattfinden. Das führt zum teufelskreis und dann geht´s immer tiefer bergab. Ist aber nur ein Punkt unter vielleicht mehreren, welcher die heutige Lage beschreibt aber immerhin ein Punkt, der gelöst werden kann und es nun hoffentlich auch wird aber es muss vielleicht Schritt für Schritt gehen also seien wir erstmal froh und freuen uns darüber.
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 07:33 - 17.06.2004

Man könnte es womöglich als einen konkreten Erfolg dieses Forums "verbuchen" - siehe der Eintrag (67) in der Mitgliederliste vom 16.09.2003...:

http://www.naanoo.com/freeboard/board/memberliste.php?userid=3224
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 08:24 - 17.06.2004

Das ist doch traumhaft !!! Unglaublich !!!
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 11:25 - 17.06.2004

Das ist angewandter Strukturwandel !
Man könnte sagen, die notwendige
wirtschaftliche Veränderung der Stadt
wird nun in Stein gehauen und
unterstreicht den Wille zu einer neuen
Aufbruchstimmung in dieser Ruhrgebiets-
stadt.
Vielen Städten in der Region fehlt
einfach diese Stimmung. Es fehlt
die Vision, etwas neues zu schaffen.
Wenn das Ruhrgebiet zu einer Vorreiter-
region des New Urbanism werden würde,
käme wieder diese positive Grundstimmung
in eine durch Firmenschließungen
leidende Region.

Leider gibt es in dieser Region aber
viele Betonköpfe die jeglichen Wandel
behindern, siehe Transrapidprojekt.
Aber vielleicht wird ja diesmal Kurs
in eine bessere Zukunft gehalten !
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 11:31 - 17.06.2004

Ja und wir sollten ja vielleicht nicht gleich alles auf einmal an einem Tag wollen sondern es Schritt für Schritt angehen. Es ist ein nicht zu beschreibendes Glücksgefühl, was Gladbeck vor hat
Jörn
Mitglied

Beiträge: 158


 

Gesendet: 14:18 - 17.06.2004

Wow, dass sind ja mal tolle Nachrichten!

Ich hoffe dass man bald mal ein paar Entwürfe zu Gesicht bekommt. Würde mich wahnsinnig interesieren :-)
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 14:41 - 17.06.2004

Na,das ist die beste Nachricht seit dem Bundestagsbeschluss über den Wiederaufbau Stadtschloss....
Hoffentlich ist das die endgültige Wende.

Dann können wir ja eventuell bald eine Gemeinschaftsleistung von Leon Krier, Paztschke und Kolhoff bewundern?
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 15:43 - 17.06.2004

wer hätte es gedacht, dass der new urbanism gerade in gladbeck seinen ersten triumph verbucht? super!
ich freue mich für gladbeck und noch mehr freue ich mich auf die erweiterung des rathauses!
endlich könnte die wende einkehren, die das zeitalter des schönen bauens wiedereinläutet! wow!

p.s: was für ein erfolg! http://www.naanoo.com/freeboard/board/user_info.php?userid=3224&user_id=31123!
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 17:35 - 17.06.2004

"Leider gibt es in dieser Region aber viele Betonköpfe die jeglichen Wandel behindern, siehe Transrapidprojekt."

Fangen Sie schon wieder an? Die von Ihnen angestrebte Art des Wandels gab es bereits: So zum Beispiel die intakte Altstadt von Essen-Steele wurde in den 60-ern/70-ern wegpulversiert und mit plumpen Klötzen zugestellt. Heute wünscht man sich, jemand hätte den Unsinn rechtzeitig "behindert" - leider ist es bereits zu spät...
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 18:37 - 17.06.2004

ihr immer mit euren transrapid...

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