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Autor Mitteilung
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 17:04 - 13.06.2004

Die Thematik der Fenster hatte ich bereits in einer eigenen Rubrik angesprochen.

Fenster sind die Augen des Hauses

Moderne Nachkriegs- oder Neubauten in einer beliebigen deutschen Innenstadt und aktuell die geplanten Neubauten am Neumarkt in Dresden würden durch eine echte, differenzierte Holz-Sprossengliederung mit breiten und schmäleren Profilen erheblich aufgewertet.

Leider wurde das bisher nur wenig bedacht!!!

Ganzverglasung, moderne Fensterunterteilungen oder einheitliche undifferenzierte Kunststoffsprossen bestimmen aber derzeit das Bild der Häuserlandschaften.

Besonders schlimm ist es, wenn alte Sprossenfenster durch Ganzverglasungen oder durch Einheitssprossenfenster ersetzt werden.
Statt die alten Fenster zu erhalten und dahinter ein neues Fenster zu setzen, findet seit Jahren ein enormer Verlust am alten Fensterbestand statt.

Besonders ägerlich finde ich es, wenn alte Sprossenfenster durch diese üblen Kunstoffsprossenfenster mit ihren einheitlichen Profilen ersetzt werden. Da gibt es kein Aufschrei bei der Denkmalpflege. Architekten und Bauherren glauben wohl, damit dem ursprünglichen Bild ausreichend Rechnung zu tragen und der Großteil der Bevölkerung ist damit auch noch einverstanden.

Wer sich für bestehende oder neue traditionelle Archtektur einsetzt, darf die Fenstergestaltung nicht vergessen, sie ist elementar für die Gestaltung dieser Architektur, noch bedeutender als der Ruf nach Stuck und Ornament, wie das Listmann-Gebäude, Mainz oder sog. neue, traditionelle Architekturbeispiele hier im Forum zeigen.



Traditionelle Architektur lebt nicht ausschließlich vom Ornament. Eine differenzierte Gliederung und Fenstergestaltung der Fassaden hat über Jahrhunderte zu einem behaglichen Erscheinungsbild unserer Städte beigetragen und nicht erst der Historismus mit seinem reichen, durchaus prächtigem Dekor.


Das sollte man nicht vergessen!
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 00:52 - 28.06.2004

Ist die Fassade denn eine 1:1 Reko oder nur am Original angenähert wie z.B das neue Adlon?
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 00:17 - 30.06.2004

Es ist eine Rekonstruktion mit "Fehlern". Das Abschlußgesims z.B. war sicher feiner profiliert und stärker verkröpft.
Schloßgespenst
Mitglied

Beiträge: 106


 

Gesendet: 22:34 - 02.07.2004

Und das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert hatte eine Eckkuppel. Aber das war den Investoren zu teuer (kein Wunder, die haben ja sogar an den Fenstern sparen müssen). Also, das neue Adlon, wenn Du es schon ansprichst, Booni, ist auf jeden Fall insgesamt besser gelungen
Frank
registriert

Beiträge: 4


 

Gesendet: 14:07 - 23.09.2004

Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit der Eckkuppel war das historistische Kaufhaus, das dort von ca. 1890-1945 stand und den ganzen Block umfaßte. Das jetzt neu errichtete Gebäude orientiert sich an dem klassizistischen Eckhaus, das dort von 1814-ca.1890 stand und nur die runde Ecke sowie drei Fensterachsen zum Markt und vier zum Liebfrauenplatz groß war. Das Problem ist meiner Ansicht nach vor allem, daß dieses schmale Gebäude, das bis 1890 ebenso kleinteilig-schmale Nachbarn unterschiedlicher Höhen hatte, nun für die Bedürfnisse eines Kaufhauses quasi "verlängert" wurde, also sowohl zum Markt als auch zum Liebfrauenplatz um viele Fensterachsen in die Breite gezogen wurde, ohne daß es dafür historische Vorbilder gab. Dabei ist ein relativ monumentaler Block entstanden, der viel zu wenig gegliedert ist. Zum Liebfrauenplatz hin hat man immerhin versucht, eine Gliederung zu erreichen, aber das ist - gerade im Zitieren historischer Formen wie z.B. Kolossalordnung - meines Erachtens höchst verunglückt und für einen so zentralen städtischen Platz (gegenüber dem Dom)doch eine ziemliche Bausünde. Ich halte es durchaus für möglich, daß hier ein Architektenwettbewerb (den es nicht gab) bessere Ergenisse gebracht hätte, vielleicht sogar solche in überzeugender zeitgenössischer Formensprache. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich die Rekonstruktion der Kaufhausfassade von 1890 gewesen, aber dafür war das Geld offensichtlich zu knapp. Apropos knappes Geld: Das Ganze ist tatsächlich aus Beton und mit Putz und Farbe sehr schlecht auf Sandstein getrimmt - manche der rekonstruierten Fassaden aus den 80er gleich nebenan sind da überzeugender. Insgesamt halte ich das Ganze eher für ein Beispiel wie man´s eben NICHT machen sollte und wundere mich ziemlich über den Beifall, den´s hier findet.
Schloßgespenst
Mitglied

Beiträge: 106


 

Gesendet: 15:09 - 23.09.2004

@Frank

Danke für die genaue Info. Ansonsten: Siehe meinen Kommentar vom 13.06. - ich sehe das Ganze ähnlich wie Du: Bevor man es so macht, läßt man es vielleicht doch besser bleiben....
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 16:43 - 23.09.2004

natrülich nicht das gelbe vom ei, aber eine verbesserung zum vorherigen bau ist es allemal!
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 23:41 - 24.09.2004

@schloßgespenst

die verwendung von stuck statt naturstein mag an diesem Gebäude vielleicht falsch sein - dafür weiß ich leider zu wenig über den ursprünglichen Bau. Aber dieses Verfahren hat man früher sehr oft gewählt, um eine steinerne fassade darzustellen. ist somit nichts neues und legitim geschummelt. ja selbst freiligendes fachwerk hat man mit aufkommen der brandschutzbestimmungen und auch schon früher verputzt, um ihm etwas städtischeres zu verleihen. eine damals gängige methode vor allem in ackerbürgerstädten. heute wird es wieder fleißig freigelegt.

bei den fenstern stimme ich dir zu - wobei man die kritik aus der rekogegnerecke mit gutem gewissen zurückgeben kann. waren es nicht sie als modernisten, die gerade alten häusern im zuge von modernisierungsmaßnahmen ihre gesprossten fenster durch ganzglas ersetzt haben? und wenn sie nicht mitgewirkt haben an diesem tun, so müssen sie sich die frage gefallen lassen wo ihr aufschrei war und ist, wenn in einer beliebigen stadt in deutschland in alte fassaden unsachgemäße fenster eingebaut werden und wurden. da sind sie dann plötzlich ganz still... diese heuchler(sorry für den ton). nein, diese kritik an den ganzglasfenster ist zwar absolut berechtigt, aber sie sollte nicht aus dem munde von rekogegner kommen. die sie ohnehin anders motiviert.

kennt jemand die hintergründe, warum man in der tat keine echten sprossenfenster eingebaut hat. war es wirklich nur das liebe geld, oder ist es etwa schon soweit, dass man modernisierte (entsprosste) altbaufassden als ursprüngliches maß und historischen zustand annimmt?
Schloßgespenst
Mitglied

Beiträge: 106


 

Gesendet: 13:45 - 27.09.2004

Hey - Stuck wäre ja noch okay, aber, wie Frank schon sagte, das ist höchstwahrscheinlich Beton und jede Menge Farbe, und man sieht eben genau, daß es nur wie Sandstein aussehen soll, aber nicht ist.

Klar, Fachwerk wurde verputzt, und so war auch die sog. Ostzeile am Römerberg in Ffm größtenteils verputzt gewesen. Dennoch hat man bei der Rekonstruktion sichtbares Fachwerk gewählt. Allerdings etwas problematisch insofern als es von den meisten Häusern keine Bilder mit Fachwerk mehr gab und man das Fachwerk deshalb gewissermaßen erfinden mußte.

Ob Reko-Gegner tatsächlich über die Fenster lästern, weiß ich nicht, war nur eine Spekulation von mir. Ich hatte damit nur sagen wollen, daß man Rekogegner, oder sagen wir, Leute, die einer Reko grds. eher kritisch gegenüberstehen, am ehesten noch überzeugen kann, wenn das rekonstruierte Gebäude wirklich 1:1 mit dem Original übereinstimmt.

Ein Beispiel: Der sog. Schwarze Stern in Frankfurt.

[Link zum eingefügten Bild]

Davon gab es nämlich auch noch Originalfotos, auf denen das Fachwerk zu erkennen ist. Wer dieses Ergebnis noch ablehnt, kánn nur noch ideologische, aber keine architektonischen bzw.kunsthistorischen Argumente mehr brigen.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 19:18 - 27.09.2004


hey - hallo!?

die dramatik wie sie frank darstellt, halte ich für etwas übertrieben, ohne die ein oder andere schwäche des gebäudes zu verleugnen. offensichtlich hat die jetzige form des gebäudes gar nicht mehr den anspruch einer rekonstruktion, sondern dürfte in anlehnung an das ursprüngliche gebäude gebaut oder einfach als traditioneller neubau verstanden worden sein. ob ein (teuerer) wettbewerb tatsächlich eine bessere lösung gebracht hätte, als das jetzige ergebnis, bezweifle ich ernsthaft (zeitgenössisches..., frank meinte wohl damit auch eher modernistisch), allenfalls die rekonstruktion des tatsächlichen äußeren zustandes bildet die ausnahme.

wer meint, sich von rekogegner einschüchtern zu lassen, weil heute bei rekonstruktionen auf irgend eine weise beton verwendet wird, tut mir leid. nennt mir ein rekoobjekt, daß komplett ausschließlich mit den ursprünglichen materialien wiederaufgeführt wurde? auch am neumarkt wird man ohne beton nicht auskommen...

daß eben auch beim listmann gebäude beton verwendet wurde ist doch kein problem, oder!? und verputzt wurde es ja im übrigen.
etwas problematisch wirkt allenfalls der etwas schokofarbige anstrich und die fehlende versprossung der fenster. aber solch ein vernichtendes urteil - wie es frank ausspricht - ist sicherlich nicht gerechtfertigt.

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