Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu |
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Autor | Mitteilung |
Ernst
Mitglied Beiträge: 134
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Gesendet: 20:29 - 27.01.2004 Kai, danke für die Informationen. Du bist mir zuvor gekommen, aber um so besser, denn so exakt hätte ich es nicht erklären können. Mir war nur bekannt, daß sich römischer Beton nur unwesentlich von unserem heutigen unterscheidet. Allerdings wurden damals oft größere Steinbrocken mit in die Zementmasse mit eingegossen. Das kann man gut in Mainz an den "Römersteinen" besichtigen, das sind die Reste eines Aquaeducts im Stadtteil Zahlbach. H. C., ich wollte nicht ein vehementes Plädoyer für Beton bei der Rekonstruktion der Garnisonskirche formulieren, aber ich frage mich in der Tat, warum man heute noch meint, man müsse die Gefache bei der Rekonstruktion mittelalterlicher Bauten unbedingt heute noch mit Stroh, Lehm und Kuhmist ausfüllen, nur, weil dies vor 800 jahren üblich war. Die Qualität einer Architektur ist doch vom Material prinzipiell unabhängig. Und ich frage mich schon, ob da nicht manchmal einer Schein-Autentizität hinterhergejagt wird, die nur die Kosten treibt und niemandem nützt. Wenn man heute mit Beton genauso gut aber billiger das erreichen kann wie früher mit Ziegelsteinen - nun, warum eigentlich nicht? In Polen geschieht das ganz selbstverständlich. Und ebenso selbstverständlich ist der nach dem Brand von 1906 wieder aufgebaute Turm der Hamburger Michaeliskirche eine Stahlkonstruktion und nicht mehr, wie das barocke Original, aus Holz gefertigt. Und niemand stört sich daran. Es ist ja auch schlicht vernünftig. Pfusch am Bau gibt es bei jeder Art von Baumaterial. Den kann man nicht dem Baustoff Beton anlasten. Im Gegenteil: Nicht ohne Grund werden heute Brücken in aller Regel aus Beton errichtet. Es gibt nämlich nichts haltbareres. |
Kai_2
Senior-Mitglied Beiträge: 288
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Gesendet: 21:50 - 27.01.2004 ähnliches ist ja auch beim diesem gebäude in turin geschehen: [Link zum eingefügten Bild] nach der zerstörung des gebäudes hat man beim wiederaufbau statt ziegeln (?) stahl verwendet. wirkt es daher unauthentisch? |
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied Beiträge: 422
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Gesendet: 19:14 - 28.01.2004 Also, Beton ist ein Werkstoff der Vielseitigkeit - das stimmt mit Sicherheit. Ob er das Gewölbe der Marienkirche in Danzig erneuert hat oder das Skelett der Schlossrekos in Japan bildet - er wurde viel gegossen und niemanden stört es letztendlich. Auch der Jugendstil fing mit ihm an zu spielen - bis, ja bis die Neue Sachlichkeit, Bauhaus usw. kamen - die ihm das Leben nahmen. Viele Konstruktionen sind natürlich erst mit dem Stahlbeton möglich geworden. Brücken an schwierigen Situationen und fantastische Bauwerke der Moderne wie das Opernhaus in Sydney oder die herrliche neue Oper von Santa Cruz auf Teneriffa. Das 20. Jahrhundert hat den Begriff Beton mit seiner funktionalistischen Kälte zu einem Negativ-Begriff gemacht. |
mathias
Senior-Mitglied Beiträge: 315
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Gesendet: 19:23 - 28.01.2004 @H. C. Stössinger Genau! Ist es denn ein Zufall, dass einem im Deutschen überwiegend negative Begriffe im Zusammenhang mit Beton einfallen? - "Betonkopf", "Betonwüste", "Betonkiste", "alles zubetonieren"... Die Sprache spiegelt eben sehr genau wider, wie die Menschen die Betonarchitektur der letzten Jahrzehnte empfinden. |
patriot3
Stammgast Beiträge: 51
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Gesendet: 22:26 - 28.01.2004 die meissten betongebäude in deutschland sind ja auch hässlich siehe plattenbau |
Ben
Goldenes Premium-Mitglied Beiträge: 1337
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Gesendet: 22:33 - 28.01.2004 Ach, die sind aus Beton? Ich dachte die bstünden aus Stahlträgern und Aluplatten... |
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied Beiträge: 422
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Gesendet: 22:37 - 28.01.2004 Also ist nicht der Beton schuldig - sondern diejenigen, die damit umgehen! Schon das neue Opernhaus auf Teneriffa gesehen? Welch eine kühne und tolle Leistung mit einem wunderschönem Ergebnis. Dank des Betons. Die Architekten in Deutschland können es nicht mehr. Seit man sämtliche Ideologien auf den Häusern der Bürger in Deutschland abgeladen hat, ist das Bauen zu einer Kommödie geworden - und zu einem traurigen Possenspiel. Trotztalledem habe ich so meine bedenken, wenn man versucht ein gotisches Gewölbe ersatzweise in Beton zu gießen. Bin ich vielleicht ein Betonkopf? |
Antiquitus
Moderator Beiträge: 943
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Gesendet: 23:07 - 28.01.2004 "die meissten betongebäude in deutschland sind ja auch hässlich siehe plattenbau" platten sind m.w. nicht aus beton. vielleicht die späteren. früher presste man einfach schutt. z.b. wurden alle nachkriegsplatten in dresden dadurch hergestellt, dass man die altbaurest abtrug, klein mahlte udn wieder zu platten presste. so steckt in mancher platte doch gar ein kleines barock-palais... |
Steinbeißer
Novize Beiträge: 36
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Gesendet: 23:34 - 28.01.2004 @Antiquitus irgendwas muss man ja als Bindemittel benutzt haben. Wie soll denn durch Pressen allein aus Sand und Steinchen etwas Festes entstehen? Und wenn das Bindemittel Zement war, ergibt das eine Betonplatte. Wie zynisch aus den Altstadtresten eine Platte zu machen! Das Üble: die Menschen wollte man gerade genauso idealsozialistisch 'zurechtpressen', wie die Platten in denen sie wohnen sollten. |
Antiquitus
Moderator Beiträge: 943
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Gesendet: 23:37 - 28.01.2004 hm, ergibt alles, was zement enthält, beton? deine anmerkung zum "real-sozialistischen wohnungsbau" ist treffend. |
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